Du bist die pure Sinnlichkeit
mißgelaunt.
„Weshalb wünschen Sie mir Glück? Werde ich es brauchen?” erkundigte Alexa sich mißtrauisch.
„Oh, auf jeden Fall.” Gloria lächelte grimmig. „Sie sind heute alle auf dem Kriegspfad.
Melissa platzte mitten ins Frühstück, weil sie die Frühschicht in dem Restaurant, in dem sie arbeitet, übernommen hat. Sie brachte ihren kleinen Jungen mit, und Ryan hatte schlechte Laune, weil sein Wagen letzte Nacht mutwillig beschädigt worden ist, und…”
„Mutwillig beschädigt?” unterbrach Alexa sie. Sie dachte an seinen schwarzen 1963er Corvette Stingray, der vergangene Nacht vor ihrem Apartmentgebäude geparkt war. „Welcher Wagen war es?”
„Der schwarze, glaube ich. Ich kann den einen kaum vom anderen unterscheiden.”
Die ältere Frau schüttelte den Kopf. „Es mögen für ihn ja Sammlerstücke sein, doch für mich sind es einfach alte Autos. Er hatte den Wagen gestern abend mitgenommen, und ein paar Rowdys haben ihm den Lack völlig zerkratzt. Sie haben mit Münzen Zeichnungen und obszöne Worte darauf geritzt. Der ganze Wagen ist übersät damit.”
„Ist er ruiniert?” Sie hielt den Atem an.
„Nun, es sieht schlimm aus. Er muß sicher neu lackiert werden. Ich habe Ryan gesagt, er soll den Kopf nicht hängen lassen. Vor ein paar Jahren schüttete ihm jemand Zucker in den Benzintank eines anderen teuren Wagens und ruinierte ihm so den Motor. Was letzte Nacht passiert ist, war nicht halb so schlimm.”
Alexa erinnerte sich an Bens triumphierenden Gesichtsausdruck vor zwei Jahren, als er ihr berichtete, was er mit einem gewissen Wagen und einem gewissen Paket Zucker angerichtet hatte. An seine Worte, daß man Ryan Cassidy nur auf diese Art treffen könnte, da alles andere bei einem solchen Monster mit einem Herz aus Stein zwecklos sei.
Alexa war über Bens Aktionen entsetzt gewesen und hatte befürchtet, man würde ihn erwischen. Die diskrete Nachfrage bei einem befreundeten Anwalt ergab, daß Bens Vergehen ihm eine Anklage wegen groben Unfugs und der Beschädigung privaten Eigentums einbringen würde - von einer möglichen Schadensersatzklage einmal abgesehen. So, wie Ryan an seinen geliebten Autos hing, war beides denkbar.
Monatelang fürchteten Alexa und Carrie um Bens Schicksal, falls er die Wahrheit erfuhr. Ben dagegen machte Witze darüber und zeigte keinerlei Reue. Daher fragte Alexa sich einen schrecklichen Moment lang, ob ihr Bruder sich letzte Nacht mit einer Münze in der Hand in der Nähe ihres Apartments herumgetrieben hatte.
Nein, entschied sie. Falls er Ryans Wagen entdeckt hätte, wüßte sie es bereits. Ben war nicht der Typ, der seine Rache für sich behielt. Er hätte sie und Carrie längst angerufen, um mit seiner neuesten Heldentat zu prahlen. Sie erinnerte sich, wie er es vor zwei Jahren kaum erwarten konnte, ihnen mitzuteilen, daß er sechs Tauben in Ryans Apartment losgelassen hatte, wo die Vögel dann eingeschlossen wären und ein ganzes Wochenende verbrachten.
„Und dann kam auch noch der neue Hauslehrer”, fuhr Gloria seufzend mit ihrem Bericht fort. „Kelsey mochte den armen Mann auf Anhieb nicht und stiftete ihren kleinen Bruder dazu an, einen Topf voll Marmelade nach ihm zu schleudern. Wer hätte gedacht, daß ein Zweijähriger so gut zielen kann? Die Marmelade traf den Hauslehrer am Bauch, und alles lief über seinen Anzug. Der arme Mann sah schlimm aus. Melissa und Ryan schimpften beide mit Kelsey, worauf dieses ungezogene Kind die Decke samt Frühstücksgeschirr vom Tisch riß. Teller, Essen, heißer Kaffee, Orangensaft - alles flog durch die Gegend. Jeder bekam etwas ab.”
„Und der Hauslehrer rannte um sein Leben?” vermutete Alexa.
„Wer hätte das nicht getan?” erwiderte Gloria finster. „Es sah aus wie im Tollhaus.
Das sagte ich ihnen auch, und natürlich fingen sie daraufhin emeut an zu streiten.”
„Frühstück mit den Cassidys”, murmelte Alexa. „Welch ein Vergnügen. Wo sind sie jetzt alle?”
„Melissa und Kyle sind gegangen, Ryan hat sich in seinem Studio vergraben und Kelsey schmollt in ihrem Zimmer. Ich dachte nur, ich sollte Sie warnen. Die Lage hier ist immer noch recht angespannt. Sind Sie sicher, daß Sie bleiben wollen?”
„Ich werde bleiben”, antwortete sie entschlossen. „Ich werde mich nicht so vertreiben lassen wie diese glücklosen Hauslehrer.”
,„Gut!” Gloria strahlte begeistert. „Dieser Haushalt kann jemanden wie Sie gebrauchen. Jemand, der einen kühlen Kopf bewahrt und ruhig
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