Du bist in meinen Traeumen
verlieren?”
“Garantieren kann ich selbstverständlich für nichts”, antwortete der überaus attraktive dunkelhaarige Mann, den die Kamera nun in Nahaufnahme zeigte. “Doch ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, den Angriff dieser wesentlich kleineren Firma abzuwehren. Es ist mit ein Grund, warum ich gestern hierher nach London gekommen bin.”
“Weshalb nach London und nicht nach Paris oder Frankfurt?”
“Hier befindet sich die europäische Zentrale unseres Konzerns. Zudem haben einige unserer Großaktionäre ihren Firmensitz in dieser Stadt. Und da ich selbst Brite bin”, er lächelte charmant in die Kamera, “bestand für mich ein zusätzlicher Anreiz, England im Juni zu besuchen.”
“Etwa, um sich zwischendurch ein Tennismatch in Wimbledon anzusehen?”, hakte die Interviewerin nach.
Er lächelte verbindlich. “Wieso nicht? Ich war schon immer dafür, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.”
“Davon habe ich gehört.” Seine Gesprächspartnerin lachte.
“Sie standen früher im Ruf eines Playboys.”
Er zuckte die breiten Schultern. “Wie Sie schon sagten, ist das geraume Zeit her”, antwortete er und schien von der Bemerkung der Journalistin keineswegs peinlich berührt zu sein.
“Jeder junge Mann muss sich erst einmal die Hörner abstoßen”, erklärte er weiter, und seine grünen Augen funkelten amüsiert.
“Zum Glück dauert das meistens nicht sehr lange. Und was mich betrifft, so habe ich, offen gestanden, für solche Dummheiten heutzutage keine Zeit mehr.”
“Aber Sie sind nicht verheiratet?”
“Nein, das bin ich nicht”, bestätigte er kühl. “Es hat den Vorteil, dass ich mich voll und ganz meinem Beruf widmen kann. Gerade jetzt ist das besonders wichtig …”
Wie geschickt er das Gespräch von seinem Privatleben auf den eigentlichen Anlass des Interviews lenkt, dachte Samantha erbost. Sie lehnte an der Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während sie, innerlich kochend vor Zorn, mit ausdrucksloser Miene Matts Fernsehauftritt verfolgte.
Er sei dafür, das Angenehme mit dem Nützliche n zu verbinden, hatte er gesagt. Wie wahr! Trotz seiner gegenteiligen Behauptung war er noch immer ein Schürzenjäger, der sich seine fatale Anziehungskraft auf Frauen auch noch beruflich zunutze machte!
Heldenhaft kämpfte Samantha gegen den Impuls an, laut herauszuschreien, was für ein niederträchtiger Lump dieser elegante und vor Charme nur so sprühende Mann am Bildschirm sei.
Ihre ohnehin schon mühsam bewahrte Beherrschung wurde noch zusätzlich auf die Probe gestellt, als sie einige Gesprächsfetzen von zwei jungen hübschen Mitarbeiterinnen aufschnappte, die neben ihr standen.
“Ein toller Typ”, sagte das eine Mädchen zum anderen. “Mag ja sein, dass er ein Casanova ist, aber trotzdem würde ich bei ihm jederzeit abends Überstunden machen.”
Ihre Freundin nickte zustimmend. “Ich würde ihn auch nicht von meiner Bettkante stoßen. Bestimmt ist er ein echter Tiger im Bett!” Die beiden Mädchen begannen leise zu kichern.
Samantha war sich der zahlreichen verstohlenen Blicke in ihre Richtung bewusst. Es war das erste Mal, dass ihre Mitarbeiter einen der beiden Kontrahenten dieses spannenden Übernahmepokers zu Gesicht bekamen. Deshalb interessierten sie sich natürlich sehr für Matthew Warner und waren gespannt, wie die neue Leiterin des Pensionsfonds auf seine Äußerungen reagieren würde.
Du musst so tun, als hättest du diesen Mann noch nie im Leben gesehen, sagte sich Samantha verzweifelt und bot all ihre Willenskraft auf, um die Rolle der unbeteiligten, aber interessierten Zuschauerin zu spielen. Keiner durfte auch nur den leisesten Zweifel an ihrem unparteiischen Urteil haben.
“Nun, das war recht interessant”, sagte sie, nachdem das Interview zu Ende war.
“Obwohl Mr. Warner bei manchen Mitarbeiterinnen offenbar einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hat”, sie machte eine Pause, als verschiedentlich Gelächter zu hören war, “sollten wir nicht vergessen, dass er natürlich versucht hat, seine Sache möglichst überzeugend zu vertreten. Als Finanzfachleute halten wir uns jedoch besser an konkrete Zahlen und lassen uns in unserer Entscheidung nicht vom charmanten Geplauder des einen oder anderen Firmenbevollmächtigten beeinflussen.”
Samantha fühlte sich durch das zustimmende Gemurmel im Raum bestätigt und ermutigt und kehrte eiligst in ihr Büro zurück. Sie schloss die Tür hinter sich,
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