Du bist in meiner Hand
Freier, die Mädchen. Allem Anschein nach gab es oben einen Fluchtweg aufs Dach. Als die Jungs vom CBI die Tür entdeckten, war die ganze Bande längst weg.«
»Glaubst du, dass er sich dieses Mal absetzen wird?«
»Das hängt davon ab, wie belastend Navins Aussage für ihn ist. Wahrscheinlich wird er sich eine Weile bedeckt halten. Dass er es langfristig sein lässt, bezweifle ich allerdings. Es ist zu leicht verdientes Geld.«
»Wie stehen die Chancen, dass es zu einem Prozess gegen ihn kommt?«, fragte Thomas. »Ich habe seinen Anwalt erlebt. Der Richter fraß ihm förmlich aus der Hand.«
Jeff sah ihn an. »Ahalya bekommt auf jeden Fall Gelegenheit, vor Gericht auszusagen. Dafür werden wir schon sorgen.«
Als der ganze Tross schließlich im Revier eintraf, führte Inspektor Khan Navin in ein Hinterzimmer. Jeff und Thomas nahmen im Büro des Inspektors Platz und warteten. Nach einer halben Stunde hörte Thomas den ersten Schrei. Erschrocken umklammerte er die Armlehne seines Stuhls. Einen Moment später folgte bereits der zweite Schrei. Danach waren sie in regelmäßigen Abständen zu hören. Thomas verzog den Mund. Was er da hörte, machte ihm zu schaffen.
Er sah zu Jeff hinüber. »Wie lange soll das so weitergehen?«
Jeff wackelte mit dem Kopf hin und her. »Bis Khan zufrieden ist.«
»Hast du damit kein Problem?«
»Meine Meinung spielt keine Rolle. Wir sind hier in Mumbai. Die Polizei macht, was sie will.«
Thomas dachte über seine Worte nach. »Wird Navin reden?«
Jeff nickte. »Reden wird er. Die Frage ist nur, ob Khan es schafft, die Wahrheit aus ihm herauszubekommen.«
In einem Raum am Ende des Ganges stand Khan vor Navin und rang nach Atem. Er hatte den Gefangenen mit Handschellen an einen Metallstuhl gekettet und ihn geschlagen, bis die ersten Rippen des Menschenhändlers brachen. Zwischen seinen Schlägen hatte er ihm immer wieder Fragen gestellt. Navin jedoch erwies sich als überraschend zäh. Er nannte Khan zwar seinen Namen und gab auch zu, Sita gekauft zu haben, behauptete jedoch, er habe sie an einen anderen Zuhälter weiterverkauft. Khan fragte ihn, wo der besagte Mann zu finden sei, woraufhin Navin antwortete, in Kalina. Khan erwiderte, dass er ihm nicht glaube.
»Sag mir, wo du sie hingebracht hast!«, schrie er und ließ demonstrativ die Fingerknöchel knacken.
Navin erwiderte seinen Blick voller Trotz.
»Du kannst das Ganze gern in die Länge ziehen«, erklärte Khan, während er Navins Finger an einen Dynamo anschloss, der mit einer Handkurbel betrieben werden konnte. »Oder du sagst mir die Wahrheit. Wie wirst du dich entscheiden?«
Navin schrie laut auf, als der erste Stromschlag kam, blieb aber bei seiner Geschichte.
Khan fragte ihn nach Europa. »Magst du Sambhoga mit europäischen Frauen?«
Navin nickte. Mit undeutlicher Aussprache fügte er hinzu: »Warum auch nicht? Magst du Sambhoga mit deiner Frau?«
Die Bemerkung provozierte Khans Zorn. Er schloss die Stromkabel an Navins Genitalien an und betätigte die Kurbel. Navin stieß ein lautes Kreischen aus und begann zu sabbern. Allem Anschein nach brach er allmählich zusammen.
»Sag mir, wohin du das Mädchen gebracht hast!«, verlangte der Inspektor. »Ich weiß, dass du sie aus Bombay weggebracht hast.«
Navins Kopf rollte ein paarmal vor und zurück, ehe er fast unmerklich nickte.
»Gut«, sagte Khan. »Ist sie noch in Indien?«
Navin sah Khan an und spuckte ihm einen Klumpen Speichel entgegen. Wieder betätigte Khan die Kurbel, und Navin schrie. »Nein, nein, nein!« In seiner Verzweiflung verfiel er in eine Art Singsang. »Nicht in Indien.«
»Wohin hast du sie gebracht? Nach Großbritannien? Deutschland? Wohin?«
»Frankreich«, flüsterte Navin schließlich.
Khan holte tief Luft. »Warum ausgerechnet nach Frankreich?«
Navin saß schweigend da, und Khan wartete. Nach einer Weile wurde er ungeduldig und griff wieder nach dem Dynamo. Die Aussicht auf weitere Qualen löste Navin die Zunge.
»Ich habe einen Onkel in Paris.«
Khan legte den Dynamo zurück auf den Boden. »Ist dein Onkel ein Malik wie Suchir?«
Navin schüttelte den Kopf. »Das Mädchen ist nicht wegen Sex dort. Sie arbeitet in seinem Restaurant.«
In dem Moment klopfte es an der Tür. Khan drehte sich gereizt um. Er hatte strenge Anweisung gegeben, nicht gestört zu werden.
»Was ist?«, bellte er.
Die Tür ging auf, und der stellvertretende Polizeichef kam herein. Er sah erst Khan und dann Navin an.
»Inspektor Khan«, erklärte
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