Du bist in meiner Hand
zurückgeben, weil er das Gefühl hatte, der damit einhergehenden Verantwortung nicht gewachsen zu sein. Trotzdem hatte er Ahalya ein Versprechen gegeben und mit Priya eine Vereinbarung getroffen.
Er musste es versuchen.
Der Durchbruch kam, als schon niemand mehr damit rechnete. In der dritten Februarwoche saß Thomas gerade im CASE -Büro und aß zusammen mit Nigel McPhee und ein paar von seinen amerikanischen Kollegen eine Kleinigkeit zu Mittag, als plötzlich Nigels Handy klingelte. Er fischte das Telefon aus seiner Tasche und warf einen Blick auf das Display, ehe er ranging.
»Ja?« Er hörte ein paar Sekunden lang zu und riss dann überrascht die Augen auf. »Heute Abend? Ich informiere Greer.«
»Was ist los?«, fragte Thomas, nachdem Nigel das Gespräch beendet hatte. Ohne ihm eine Antwort zu geben, stürmte der Einsatzleiter in Jeffs Büro. Thomas legte rasch sein Essen weg und folgte ihm.
Jeff blickte von dem Bericht auf, den er gerade las.
»Navin ist wieder in Mumbai«, verkündete Nigel. »Rohit hat gerade angerufen. Er hat einen Tipp bekommen.«
»Hat er die Information schon überprüft?«, fragte Jeff mit ernster Miene.
Nigel schüttelte den Kopf. »Nein, aber der betreffende Zuhälter ist eine verlässliche Quelle. Er hat die Information direkt von Sumeera.«
»Navin ist ein geläufiger Name. Woher will der Informant wissen, dass es sich um unseren Mann handelt?«
»Dieser Navin hat eine Vorliebe für minderjährige Mädchen.«
»Das reicht nicht«, wandte Jeff ein. »Bevor wir etwas unternehmen, müssen wir ganz sicher sein.«
Nigel lächelte. »Navin geht es nicht um Sex. Er nimmt die Mädchen mit.«
Jeff wirkte schon nicht mehr so skeptisch. »Weiß man auch, wohin?«
»Der Zuhälter hat gemeint, nach Europa.«
Jeff griff nach dem Telefon. »Schick deine Jungs vor Ort. Ich rufe beim CBI an.«
Nigel nickte und verließ das Büro, doch Thomas blieb, wo er war. »Ich will dabei sein«, erklärte er.
Greer wirkte ein wenig ratlos. »Wir wissen doch gar nicht, was für ein Typ dieser Navin ist. Da kann ich für deine Sicherheit nicht garantieren.«
Thomas berührte das Rakhi -Armband. In der Hitze hatte es zu jucken begonnen, und der Ausschlag, den er davon bekam, erinnerte ihn ständig an sein Versprechen.
»Das ist mir egal«, entgegnete er. »Ich möchte dabei sein, wenn ihr ihn euch schnappt.«
Jeff überlegte einen langen Moment. »Meinetwegen, du kannst mitkommen. Aber tu mir den Gefallen und halte dich ja im Hintergrund!«
Thomas blieb in Jeffs Nähe, während CASE die Razzia vorbereitete. Gemäß Jeffs Anweisung schickte Nigel alle seine Außendienstmitarbeiter nach Kamathipura, wo sie die Leute vor Ort ausquetschen sollten. In der Zwischenzeit nahm der Einsatzleiter Kontakt mit dem CBI auf, weil dieses die offizielle Leitung übernehmen sollte. Der CBI-Chef stimmte erst zu, nachdem Jeff ihm versichert hatte, Nigels Mannschaft werde schnellstmöglich in Erfahrung bringen, ob die Information stimmte.
Zwei Stunden später aber konnten die Außendienstmitarbeiter immer noch nicht mit neuen Informationen aufwarten. Sie hatten sich an die üblichen Leute gewandt – die Beshyas , Puffmütter und Zuhälter, die als ihre inoffiziellen Informanten fungierten –, doch niemand hatte etwas von Navin gehört. Nigel tigerte nervös auf und ab, führte etliche Handy-Gespräche und klang dabei zunehmend kurz angebunden. Greer blickte immer wieder auf die Uhr und ballte nervös die Fäuste, während die Minuten verstrichen. Thomas hatte ihn noch nie so angespannt erlebt.
Am Spätnachmittag informierte Jeff den CBI-Einsatzleiter darüber, dass der Hinweis nach wie vor unbestätigt sei. An Jeffs Miene konnte Thomas sehen, dass das Gespräch nicht gut lief. Eine Weile redete er in beruhigendem Ton auf den CBI-Chef ein und schreckte bei seinem Versuch, ihn zu beschwatzen, selbst vor Schmeicheleien nicht zurück. Als das alles nichts half, bat er ihn schließlich inständig, die Aktion nicht abzublasen. Am Ende erfüllte der Mann ihm seine Bitte, reduzierte seine Mannschaft aber um ein Drittel und schimpfte, sie würden nur ihre Zeit vergeuden.
Um sechs standen die CASE -Einsatzleute vor Ort bereit. Thomas fuhr mit Jeff zum Polizeirevier von Nagpada, wo sie sich mit dem CBI-Team und Inspektor Khan trafen. Jeff erklärte Thomas, dass zwar das CBI die offizielle Leitung innehabe, Kamathipura aber in den Zuständigkeitsbereich des Inspektors falle. Der CBI-Chef wolle Khan dabeihaben, um
Weitere Kostenlose Bücher