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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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drehenden Türknaufs ließ sie hochschrecken. Erneut stand Igor vor der Tür, dieses Mal allein. Für einen Moment ließ er den Blick den Gang auf und ab schweifen, dann betrat er den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Als er sich Sita zuwandte, verzog er den Mund zu einem höhnischen Grinsen. Sita wich vor Angst in die hinterste Ecke zurück und schlang die Arme fest um ihre angezogenen Beine, die Knie vor der Brust.
    Igor kam langsam auf sie zu. Als er schließlich vor ihr in die Knie ging, löste er gleichzeitig seinen Gürtel.
    »Alexi sagen, ich dich nicht anfassen. Dietrich kommen.« Igor öffnete seinen Reißverschluss und griff in seine Hose. »Alexi nicht merken, wenn du mich anfassen.«
    Unfähig, sich anzusehen, was er ihr zeigen wollte, kniff Sita fest die Augen zusammen. Ihre Zähne begannen zu klappern. Sie spürte, wie er ihren Kopf zwischen die Hände nahm und Anstalten machte, sie zu sich hinzuziehen. Er roch nach Schweiß und billigem Alkohol.
    »Mund auf!«, zischte er.
    »Bitte«, wimmerte sie, während sie gleichzeitig gegen einen starken Brechreiz ankämpfte, »bitte tun Sie das nicht!«
    »Mund auf!«, befahl er erneut und verstärkte dabei den Griff um ihren Kopf.
    Plötzlich flog die Tür auf. Als Sita hochblickte, sah sie Alexi mit zornrotem Gesicht in den Raum stürmen. Igor fuhr herum. Hektisch versuchte er, seine Blöße zu bedecken. Noch ehe Igor die Hände wieder frei hatte, rammte Alexi ihm die Faust gegen das Kinn. Sita hörte ein Knacken, das klang, als bräche ein Ast, woraufhin Igor vor Schmerz aufheulte. Erstaunt sah sie zu, wie Alexi Igor an den Schultern packte, ein Stück hochhob und dann gegen die Wand schleuderte. Mit verdutzter Miene und blutender Lippe ging Igor zu Boden. Instinktiv fasste er sich mit beiden Händen ans Kinn.
    Alexi ließ die Fingerknöchel knacken und verzog leicht das Gesicht, während er für einen Moment seine Hand betrachtete. Dann drehte er sich nach Sita um und fragte sie in ruhigem Ton, als wäre dieser Gewaltakt für ihn gar nicht der Rede wert: »Hat er dich angerührt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mir nicht wehgetan.«
    »Das habe ich dich nicht gefragt.«
    »Er hat meinen Kopf angefasst«, antwortete sie, »sonst nichts.«
    Alexi warf einen Blick zu Igor hinüber, der sich gerade mühsam hochrappelte. Für einen Moment musste Igor sich am Türrahmen festhalten, und Sita sah, dass sein Kinn schlaff herunterhing. Ohne sie einen Blickes zu würdigen, humpelte er hinaus.
    »Er wird dich nicht mehr anrühren, das verspreche ich dir«, erklärte Alexi.
    Nachdem Alexi gegangen war, lehnte Sita den Kopf an die Wand. Sie versuchte Trost in Alexis Versprechen zu finden, konnte aber weder Igors Geruch noch seine Bemerkung über besagten Dietrich vergessen. Das verhieß bestimmt nichts Gutes. Der Schlaf lockte sie, spielte mit ihr, kam letztendlich aber doch nicht. In den vergangenen Stunden war sie mit so viel Grausamkeit konfrontiert worden, dass sie weder die Bilder noch die Geräusche vergessen konnte.

23
    Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.
    BUCH DES JAKOBUS
    Paris – Frankreich
    Nach dem Vorfall mit dem schwarzen Mercedes begleitete Thomas Julia zur Place de la Concorde. Im Eingangsbereich der amerikanischen Botschaft verabschiedete er sich von ihr. Sie versprach, ihn anzurufen, sobald sie etwas von der BRP hörte.
    Thomas verließ die Botschaft mit einem sonderbaren Gefühl der Überdrehtheit. Ihm war gelungen, was laut Léon an ein Wunder grenzte: Er hatte einen Anhaltspunkt gefunden, der sich als richtige Spur entpuppt hatte. Er hatte die Frau, vermutlich Navins Tante, im Wagen gesehen. Zwar wusste er nicht, wohin sie verschwunden war, aber die Wohnung der Petrowitschs konnte nicht leer sein. Irgendwo hinter den beiden großen Torflügeln verbargen sich weitere Hinweise – irgendetwas, das ihn zu Sita führen konnte. Aber die Spur musste ja erst von den Polizeibürokraten bearbeitet und überprüft werden. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.
    Er ging in Richtung Süden über den weitläufigen Place de la Concorde. Vielleicht würde ihm ein bisschen Bewegung helfen, seinen Ärger wieder loszuwerden. Er überquerte die Seine und marschierte entlang der Rive Gauche in Richtung Westen. Die Wolken rissen auf, und der Fluss funkelte im Sonnenlicht.
    Thomas behielt sein schnelles Tempo bei, bis er den Eiffelturm erreichte. Dort umrundete er die Menge der Touristen, die sich am Fuß des riesigen Wahrzeichens drängten, und ging in

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