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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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sah er nicht mehr, aber damit hatte er auch gar nicht gerechnet – nicht nach dem, was sie gesagt hatte. Der Besitzer der Ferienanlage rief ihm ein Taxi zum Flughafen, und Thomas gab dem Fahrer ein saftiges Trinkgeld, damit er die Strecke in Rekordzeit zurücklegte. Der Mann betrachtete dieses Trinkgeld offenbar als Freibrief dafür, sämtliche Verkehrsregeln zu missachten, aber das war Thomas egal. Ihm war mittlerweile alles egal.
    Gerade mal vierzig Minuten vor Abflug der Mittagsmaschine nach Bombay traf er am Flughafen ein. Nach dem Einchecken ließ er sich in der Wartehalle nieder und las noch einmal Teras E-Mail. In seiner Wut hätte er ihr am liebsten gehörig die Meinung gesagt. Aber das hätte nichts gebracht, der Schaden war bereits angerichtet.
    Als er seine anderen Posteingänge durchsah, stieß er auf eine Nachricht seines Vaters. Der Richter überlegte es sich immer zweimal, ehe er von elektronischen Kommunikationsmitteln Gebrauch machte, und private E-Mails schrieb er nur, wenn er etwas sehr Wichtiges zu sagen hatte. Seine Nachricht lautete:
    Thomas, ich habe gestern mit Max Junger gesprochen. Allem Anschein nach hat sich das Problem mit Mark Blake von selbst gelöst. Ich möchte an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, aber Max hat sich bei den Sozii für dich eingesetzt. Du bist bei Clayton jederzeit wieder herzlich willkommen. Max bewundert dich, Thomas. Er hält dich für einen der besten jungen Prozessanwälte, die ihm je untergekommen sind. Ein hohes Lob aus seinem Mund. Wenn du dich weiterhin mit Leuten wie Max Junger gutstellst, wird dir der Weg auf die Richterbank viel leichter fallen, als du dachtest.
    Thomas ließ sich in seinem Sitz zurücksinken. Ihm war klar, dass er eigentlich begeistert sein sollte, aber die Neuigkeiten seines Vaters stürzten ihn nur noch weiter in Verwirrung. Die Sozii hatten also endlich erkannt, wer wirklich dafür verantwortlich war, dass Wharton der Kanzlei mit einer Klage drohte. Aber von einer Entschuldigung hatte der Richter nichts erwähnt. Obwohl man ihn, Thomas, als Sündenbock missbraucht hatte, der für die Kanzlei den Kopf hinhalten musste, bot man ihm nun keine Wiedergutmachung an. Man lud ihn lediglich ein, in den Schoß der Familie zurückzukehren.
    Er blickte durchs Fenster aufs Rollfeld hinaus. Wollte er allen Ernstes Sozius bei Clayton & Swift werden? Sein eigentliches Ziel war natürlich ein Richteramt, aber davon trennten ihn noch Jahre. Zwischen hier und dort lagen jede Menge Zwölf-Stunden-Arbeitstage, ebenfalls mit Arbeit vollgepackte Wochenenden, Cocktailpartys, auf denen endlos politisiert wurde, und der ständige Missbrauch durch Klienten wie die Kohlebaufirma Wharton, die mit Millionen von Dollars um sich warfen, als handelte es sich um Kleingeld, und dafür erwarteten, dass ihre Anwälte für sie wie Jesus übers Wasser wandelten. Thomas wusste das alles, weil er fast seine ganze Kindheit lang miterlebt hatte, wie sein Vater das alles ertragen musste. Letzterer würde bestimmt sagen, es sei das Opfer wert gewesen, aber Thomas war nicht sicher, ob seine Mutter das auch so sah, und von seinem Bruder wusste er mit Bestimmtheit, dass er dazu eine andere Meinung hatte. Wie viele von den wichtigen Dingen des Lebens hatte sein Vater in seinem Karrierestreben versäumt?
    Schließlich wurde sein Flug aufgerufen, und Thomas stellte sich am Abflug-Gate an. Gerade wollte er sein BlackBerry ausschalten, als es in seinen Händen ein Signal von sich gab. Er sah, dass er eine neue Nachricht von Andrew Porter bekommen hatte:
    Thomas, seit wann schaust du nicht mehr in deine E-Mails? Wir haben Sita aufgespürt. Sie ist in der Hölle. Wir wollen versuchen, sie da rauszuholen. Falls du mit von der Partie sein möchtest, musst du dich in ein Flugzeug nach Atlanta setzen, und zwar schnellstmöglich. Du kannst mich rund um die Uhr anrufen, auch mitten in der Nacht.
    Thomas spürte, wie ihm das Adrenalin durch den Körper schoss. Konnte es wirklich sein, dass Sita nach dem Wunder von Paris und den niederschmetternden Neuigkeiten aus der Bretagne nun endlich in Reichweite war? Warum Atlanta? Was meinte Andrew mit seiner Aussage, sie sei in der Hölle?
    So schnell seine Finger es auf den winzigen Tasten zuließen, verfasste er zwei Mails. Die an Andrew lautete: Komme morgen früh. Genaue Flugdaten folgen heute Abend. An Jeff Greer schrieb er: Endlich ein Durchbruch. Brauche weitere Woche. Bleibe in Kontakt. Nachdem er beide Nachrichten abgeschickt hatte, ging er an

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