Du bist in meiner Hand
italienischen Wein zu trinken. Schließlich fragte er bei Spartacus an, wo er denn eine Flasche davon kaufen könne. An dem Punkt wurde das Ganze haarig. Der Kerl lud DeFoe zu einem persönlichen Chat ein. Ganz privat, ohne Mitleser. Der Typ nutzte die Gelegenheit, um DeFoe eine Frage zu stellen, deren Zweck es war, die Weicheier von den harten Jungs zu trennen. Er fragte DeFoe, was für ein Gefühl es denn sei, eine blutjunge Muschi zu kosten.«
»Lieber Himmel!«, meinte Thomas.
»Du sagst es. Doch nachdem dieser DeFoe ein Profi ist, gab er genau die richtige Antwort. Sie gefiel Spartacus so gut, dass er DeFoe ein Geschenk schickte: einen Link zu einer Website. Als DeFoe dem Link folgte, stieß er auf eine Porno-Site, die auf osteuropäische Mädchen spezialisiert ist. Auf der Site gab es eine Möglichkeit, Geld einzuzahlen, und ein Feld für ein Passwort. Als er das Passwort ausprobierte, das Spartacus ihm gegeben hatte, ging es ab in den Kaninchenbau. Der Ort, auf den er gestoßen ist, nennt sich Kandyland.«
»Worum handelt es sich dabei?«
»Um einen Platz, an dem hübsche Kinder an Perverse verkauft werden.«
Thomas schloss für einen Moment die Augen. »Du meinst, auf Dauer verkauft?«
»Nein, ich hätte mich genauer ausdrücken sollen. Sie werden vermietet.«
Thomas schlug die Augen wieder auf. »Und wie passt Sita da ins Bild?«
»Das erkläre ich dir gleich, aber vorher musst du noch eine andere Seite der Geschichte hören. Das Justizministerium sucht schon seit fast zwei Jahren nach Kandyland. Wir haben in dieser Zeit einen Ring nach dem anderen auffliegen lassen. Wie sich dabei herausstellte, hat jeder Zuhälter schon mal von diesem Kandyland gehört, aber keiner weiß, wo es sich befindet. Seit rund einem Jahr tragen wir Beweise gegen das größte Menschenhandelsnetzwerk an der Ostküste zusammen. Es ist erstaunlich, was diese Kerle alles beliefern: Fernfahrerraststätten, Striplokale, Begleitservices und geheime Bordelle von Maine bis Miami Beach.«
Porter legte eine kurze Pause ein, weil er sich zwischen etlichen Lieferwagen hindurchschlängeln musste.
»Vor sechs Monaten«, fuhr er schließlich fort, »bekamen wir von einer unserer Quellen den Hinweis, dass ein Mann namens Dietrich Klein in das Ganze verstrickt sei. Unsere Techniker haben ein bisschen gezaubert, sodass wir am Ende tatsächlich auf ihn gestoßen sind. Geboren in Ostdeutschland, vermutlich ehemaliger Stasioffizier, nach dem Fall der Mauer in die USA ausgewandert und mittlerweile mit einer Highschool-Schönheit verheiratet, die sich auf exotischen Tanz verlegt hat. Ausgerechnet. Die beiden leben in einem noblen Vorort nördlich von hier. Er war eine Weile im Investment- und Immobiliengeschäft tätig und nennt sich jetzt ›Erfolgsberater‹, was auch immer das heißen mag. Zumindest ist er viel auf Reisen. Die meisten Leute preisen ihn in den höchsten Tönen. Seine Steuern zahlt er auch recht brav. Zwar ist das von ihm angegebene Einkommen niedriger, als man erwarten könnte, aber nicht allzu niedrig.«
»Man muss die New Economy einfach lieben.«
Andrew lachte. »Heutzutage gibt es nur noch Berater. Jedenfalls konnten wir diesem Klein nichts nachweisen. Wir dachten, unsere Quelle hätte sich da etwas ausgedacht, doch nachdem unser Mann darauf beharrte, dass seine Information stimme, beschloss das FBI, Kleins Handygespräche zu überwachen. Es dauerte eine Weile, bis wir Erfolg hatten, weil der Typ extrem gerissen ist. Am Ende aber schafften wir es doch, die Puzzleteile zusammenzusetzen, und kamen ihm auf die Schliche. Er ruft regelmäßig fünf dubiose Festnetznummern in fünf größeren Städten an der Ostküste an – Newark, Harrisburg, Baltimore, Memphis und Atlanta. Wir verfolgten die Spuren und überprüften die Leute, zu denen die Nummern gehören. Wie sich herausstellte, haben sie alle mit dem Sexgeschäft zu tun.«
»Wie passt Kandyland da ins Bild?«
»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Vor etwa einen Monat besuchte DeFoe zum ersten Mal die betreffende Site. Geizhälse, die nur hundert Dollar im Monat zahlen, kriegen bloß Fotos zu sehen: vorpubertäre Mädchen, die Sachen machen, die du dir lieber gar nicht erst vorstellst. Diejenigen Perversen, die bereit sind, mehr Kohle herauszurücken, erhalten Zutritt zu einem anderen Teil der Site. Sie werden eingeladen, sich persönlich an dem Spaß zu beteiligen. Für tausend Dollar die Stunde bietet man ihnen ein Foto-Shooting mit einem Mädchen. Für eine
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