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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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und der Durchgang zu den versteckten Räumen schwang auf.
    Agent Trudeau bedeutete Sita zurückzutreten. Mit schussbereiten Waffen traten er und Evans auf den Gang. Die beiden Männer blieben einen Moment reglos stehen und lauschten, hörten jedoch nichts. Daraufhin klopften Trudeau und Evans an jede Tür und wiederholten: »FBI! Aufmachen!« Doch keine der Türen öffnete sich.
    Garcia stand währenddessen die ganze Zeit neben Sita, um sie notfalls mit seinem Körper zu schützen. Zögernd tippte sie ihm an die Schulter.
    »Ich habe gesehen, wie Li den Code für den Raum am Ende des Gangs eingegeben hat.«
    »Wie lautet die Nummer?«
    Sie schloss die Augen und versuchte sich daran zu erinnern. »Ich weiß nur die Reihenfolge der Tasten, die er gedrückt hat.«
    Garcia winkte Trudeau heran und gab die Information an ihn weiter.
    Trudeau wandte sich an Sita. »Würdest du den Code für uns eingeben?«
    »Ja«, flüsterte sie und folgte ihm in Richtung Fotostudio.
    Vor der Tür schloss sie die Augen, ließ im Geiste die schnelle Abfolge von fünf Tasten Revue passieren, die Li getippt hatte, und tippte diese Tasten dann ihrerseits, ohne einen Fehler zu machen. Sie hörte, wie sich der Riegel löste. Ehe sie es sich versah, hatte Evans sie bereits hochgehoben und zurück in den Weinkeller getragen. Einen Moment später hörte sie den durchdringenden Knall eines Schusses. Dann war alles still.
    Garcia streckte den Kopf zu ihnen heraus. »Ihr beide solltet euch das mal ansehen.«
    Sita griff nach Evans’ Hand und ging mit ihm in Richtung Studio. Als sie den Raum betraten, sahen sie, dass dort die blonde Frau leblos auf dem Boden lag, eine Waffe in der Hand. Ein völlig verängstigtes, heftig zitterndes Mädchen mit kastanienbraunem Haar saß vor ihr auf dem Boden.
    Fünf weitere Kinder, von denen das jüngste etwa zwölf und das älteste höchstens sechzehn war, lagen mit gefesselten Händen und Füßen und Klebeband über dem Mund auf dem Bett. Eines nach dem anderen setzte sich auf und starrte Sita mit großen, angstvollen Augen an. Für einen Moment stand sie reglos da, weil sie plötzlich wieder das Klicken von Lis Kamera hörte und erneut die Scham spürte, die sie empfunden hatte, als sie sich vor Dietrich Klein ausziehen musste. Dann aber schüttelte sie entschlossen den Kopf. Es war vorbei. Klein war tot.
    Sie ging zum Bett hinüber und löste behutsam das Klebeband vom Mund des jüngsten Mädchens. Die Kleine verzog dabei ängstlich das Gesicht, aber Sita beruhigte sie mit einem Lächeln.
    »Keine Angst«, sagte sie, »du bist jetzt in Sicherheit.«
    Nachdem sie die Fesseln aller Mädchen gelöst hatten, brachten Trudeau und Garcia sie nach oben. Sita aber bat Evans, auf sie zu warten, weil sie noch ihren Mantel aus der Ecke des Kellerstudios holen wollte. Nachdem sie ihn über ihren Sari gezogen hatte, griff sie in die Innentasche und ließ die Finger für einen Moment über die kleine Hanuman-Figur gleiten. Während sie tief Luft holte, gelobte sie in ihrem Herzen, Shyam niemals zu vergessen. Dann folgte sie Evans in Richtung Treppe.
    In dem Esszimmer, das sich gleich neben der Diele befand, nahm Evans Platz, um einem weiteren Mann Bericht zu erstatten, der dort bereits erwartungsvoll ein Klemmbrett schwang. Sie ließ sich neben ihm nieder, konnte sich aber kaum auf das konzentrieren, was er sagte, weil ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung abschweiften. Sie sah ihren Vater vor ihrem Haus am Strand stehen und sie zu sich heranwinken, weil er wollte, dass sie sich mit ihm zusammen den Sonnenuntergang ansah. Sie sah sich in Richtung Strand laufen, wo ihre Eltern auf sie warteten. Ahalya suchte unten am Wasser nach Muschelschalen. Es war ein Tag wie jeder andere – ein guter Tag.
    Sie erwachte erst wieder aus ihrem Tagtraum, als zwei Männer in Zivil das Haus betraten. Der eine war sehr groß und schlank, hatte dunkles Haar und freundliche Augen, der andere war etwas kleiner und muskulöser. Wie gebannt starrte Sita den großen Mann an, der ihr seltsam vertraut vorkam. Fieberhaft überlegte sie, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Da fiel es ihr plötzlich wieder ein: auf der Straße vor Dmitris Wohnung in Paris. Er war derjenige, der hinter ihrem Wagen hergerannt war.
    Auf einmal fügten sich alle Puzzleteile ineinander. Er hatte tatsächlich nach ihr gesucht! Aber woher wusste er überhaupt von ihr? Und wieso hatte er ihr helfen wollen? Sie war sicher, dass sie einander vor dem Zwischenfall in Paris

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