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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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im Raum Schweigen. Keiner wusste, was er sagen sollte. Schließlich rettete sie die Standuhr, die genau im richtigen Moment halb neun schlug.
    »Es tut mir leid, dass ich schon wieder auf dem Sprung bin«, verkündete Thomas und versuchte dabei, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, »aber ich muss mich noch umziehen, bevor ich in die Stadt fahre.«
    »Natürlich«, antwortete Elena, obwohl ihr Blick voller Sorge war.
    Seine Eltern begleiteten ihn zur Tür.
    »Ruf uns an, wenn du etwas brauchst«, sagte Elena mit ernstem Gesicht, »egal, zu welcher Tageszeit, wir sind für dich da.«
    »Ich komme schon klar«, erwiderte Thomas, ehe er ihr einen Kuss auf die Wange gab und seinem Vater die Hand schüttelte. »Ihr braucht euch meinetwegen keine Sorgen zu machen.«
    Aber er wusste, dass sie ihm nicht glaubten.
    Er fuhr zurück in die Stadt und legte einen kurzen Zwischenstopp zu Hause ein, um seinen Smoking anzuziehen. Er fühlte sich zutiefst erschöpft. Wie idiotisch von ihm, an Weihnachten die ganze Strecke bis nach South Carolina zu fahren. Die Feiertage hatten durchaus ihre angenehmen Seiten, aber selbst in einem guten Jahr strengte es ihn an, all die sozialen Kontakte zu pflegen. Er brauchte einen Drink. Das war so ziemlich das einzig Positive an der Kanzleiweihnachtsfeier: Es gab Alkohol in rauen Mengen.
    Er rief sich ein Taxi, das ihn gegen halb zehn vor dem Eingang des Mayflower Hotel absetzte. Er wusste aus Erfahrung, dass sein spätes Eintreffen niemandem auffallen würde. Clayton-Feste dauerten die ganze Nacht.
    Als er die vornehme Lobby des alten Beaux-Arts-Hotels betrat, schallte ihm bereits Stimmengewirr entgegen. In Claytons Washingtoner Kanzlei – einer von zwanzig über die ganze Welt verteilten – arbeiteten zweihundert Anwälte und noch einmal rund doppelt so viele Leute in anderen Funktionen. Wenn sich die ganze Schar versammelte und Drinks ausgeschenkt wurden, musste man schon laut schreien, um sich Gehör zu verschaffen.
    Er betrat den prächtigen Ballsaal und begrüßte eine Gruppe von Freunden. Nachdem sie ein paar Scherze und ein bisschen Kanzleiklatsch ausgetauscht hatten, entschuldigte er sich, um sich einen Drink zu holen. An einer der Bars bestellte er einen Manhattan und sah zu, wie der Barmann Whiskey, Wermut und Angosturabitter mischte. Schließlich nahm er den Drink entgegen, nippte daran und blickte auf das Meer von vor Aufregung und beginnender Trunkenheit roten Gesichtern.
    Immer noch versetzte es ihm einen Adrenalinschub, wenn er sich inmitten dieser Leute befand. Clayton war eine der renommiertesten Anwaltskanzleien der Welt. Vor allem während des letzten Jahrzehnts, durch den irrwitzigen Anstieg des Immobilienmarkts, durch die Expansion der internationalen Unternehmensübernahmen sowie des globalen Energiesektors waren die Sozii der Kanzlei zu Multimillionären geworden und hatten Anwärter wie Thomas einen ersten Vorgeschmack auf ihr zukünftiges wohlsituiertes Leben bekommen.
    Priya dagegen hatte alles an der Kanzlei gehasst. Sie hatte sich vehement gegen Clayton ausgesprochen, als Thomas damals seine Bewerbungen losschickte. Ihr Hauptargument war gewesen, dass nur ein nicht gewinnorientiertes Berufsleben echte Befriedigung bringe. Er hatte ihr gut zugehört, wie er es immer tat. Dennoch war er anderer Meinung gewesen. Sich für ein paar Brotkrumen bei einer Bürgerrechtsbewegung abzurackern war vielleicht emotional befriedigend, was die Karriere betraf aber eine Sackgasse. Er wollte das, was sein Vater hatte: einen Posten als Richter. Um dieses Ziel zu erreichen, musste er in der obersten Liga spielen.
    »Hallo, Fremder.«
    Die Stimme ließ ihn zusammenfahren. Als er sich umdrehte, blickte er in die aquamarinblauen Augen von Tera Atwood.
    »Ich habe das ganze Wochenende versucht, dich zu erreichen«, erklärte sie, »aber du bist nicht rangegangen.« Sie stellte sich neben ihn und berührte seinen Arm. »Irgendwo schön gefeiert?«
    Tera hatte in Chicago Jura studiert und ein Jahr nach Thomas in der Kanzlei angefangen. Sie war klug, temperamentvoll und hübsch. An diesem Abend trug sie ein mit silbernen Pailletten besetztes Kleid, in dem sie eher wie ein Varieté-Star aussah und nicht wie eine seriöse Prozessanwältin aus einer großen Kanzlei.
    »Ich habe mich mit ein paar Freunden am Meer getroffen«, erklärte er, während er den Blick schweifen ließ, um zu sehen, ob jemand sie beobachtete. »Ich habe mein BlackBerry vergessen.«
    Er versuchte sich zu

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