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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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arbeiten?«
    »Ja, das stimmt.«
    Sein Vater schwieg einen langen Augenblick. »Wenn du zurückkommst, wirst du eine Menge aufzuholen haben.«
    »Ich weiß«, antwortete Thomas. In solchen Dingen hatte der Richter immer recht.
    Thomas wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Gegenwart zu. Gerade kam eine Flugbegleiterin den Gang entlang. Als sie bemerkte, dass er wach war, fragte sie ihn im Flüsterton, ob er vor der Ankunft noch etwas essen wolle. Er schüttelte den Kopf, bat sie aber um eine Flasche Wasser.
    Dann richtete er den Blick wieder aus dem Fenster. Obwohl es über dem zerklüfteten Land inzwischen dunkel geworden war, leuchteten die Wolkenkrönchen der Berge immer noch rötlich. Erneut sann er über die Frage nach, auf die es keine Antwort gab: Warum?
    Tera war die Erste gewesen, die diese Frage laut aussprach. Am Morgen nach ihrem Überraschungsbesuch war er mit pochenden Kopfschmerzen und heftigen Schuldgefühlen auf der Wohnzimmercouch erwacht. Nach einer heißen Dusche fand er Tera in der Küche vor. Als sie anbot, Frühstück für ihn zu machen, blickte er sie nur mit großen Augen an. Sie hatte vorher noch nie bei ihm übernachtet. Trotzdem schwang sie auf einmal in seiner Küche den Schneebesen, und neben dem Herd stand ein Karton Eier.
    »Ich gehe für eine Weile weg«, erklärte er.
    »Was?« Sie hatte abrupt zu rühren aufgehört und blinzelte ihn überrascht an. »Wohin?«
    »Das weiß ich noch nicht so genau.« Er log sie lieber an, um weitere Fragen zu vermeiden.
    Sie wirkte sehr betroffen. »Und was ist mit Clayton?«
    »Ich nehme unbezahlten Urlaub.«
    »Für wie lange?«
    »Eine Weile, schätze ich mal.«
    »Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«, fragte sie, während sie den Schneebesen auf die Arbeitsfläche legte.
    »Nein, natürlich nicht«, gab er zurück. Erst dann wurde ihm klar, wie grob er klang. »Hör zu, ich weiß, das kommt überraschend, aber es hat wirklich nichts mit dir zu tun. Es tut mir leid.«
    Da sprach sie die entscheidende Frage aus, die auch ihm ein Rätsel war: »Warum machst du das?«
    Er zog alle möglichen Antworten in Betracht, entschied sich dann aber für die einfachste: »Ich weiß es nicht.«
    Schweigend sah sie ihn an. Aus ihren blauen Augen sprachen Verwirrung und Schmerz. Dann sammelte sie rasch ihre Sachen zusammen und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete die Stimme aus dem Lautsprecher, »wir setzen zum Landeanflug auf Mumbai an. Bitte achten Sie darauf, dass sich Ihre Rückenlehne in senkrechter Position befindet und Ihr Klapptisch …«
    Die Stimme sprach weiter, aber Thomas hörte nicht mehr zu. Den Blick aus dem Fenster gerichtet, sah er die riesige Metropole aus dem Nichts auftauchen wie eine funkelnde Sternenexplosion. Der Anblick erinnerte ihn an Los Angeles, aber damit endete die Ähnlichkeit auch schon. In Bombay lebten dreimal so viele Menschen auf einem Drittel der Fläche.
    Als das Flugzeug schließlich zur Landung auf dem Chhatrapati-Shivaji-Flughafen ansetzte, waren Thomas’ Nerven zum Zerreißen gespannt. Im Lauf der Jahre hatte Priya ihm viel über indisches Denken und Empfinden erzählt und – wenn auch ohne großen Erfolg – ein wenig Hindi beizubringen versucht, doch diese Lehrstunden hatten auf westlichem Boden stattgefunden. Die Stadt jenseits des Rollfeldes war das echte Indien, eine fremde Welt, bestimmt von einem gänzlich anderen System kultureller Erwartungen. Zwar hatten Kolonialismus und Globalisierung Brücken über die Kluft geschlagen, aber der Unterschied zwischen Ost und West war immer noch enorm.
    Sanft setzte die Maschine auf und rollte in Richtung Gate. Das echte Indien begrüßte Thomas, noch ehe er das Flugzeug verließ. Von seinem Fensterplatz sah er auf einen weitläufigen Stadtteil aus Slums, in denen lediglich ein Netzwerk aus nackten Glühbirnen für Licht sorgte, nach Art einer Weihnachtsbeleuchtung von Tür zu Tür gespannt. Auf den Straßen spielten Kinder, und auch im Schatten der Gebäude sah man menschliche Gestalten umherhuschen.
    Nachdem er sein Gepäck abgeholt hatte, traf er Dinesh am Taxistand.
    »Thomas!« Sein Freund umarmte ihn zur Begrüßung. »Willkommen in Bombay!« Aus seinem Englisch war ein leichter Akzent herauszuhören.
    Dinesh schnappte sich Thomas’ zweiten Koffer und lotste ihn durch eine dichte Menge aus Taxi- Wallas und Schilder schwingenden Hotelchauffeuren zu einem schwarzen Coupé, das auf einem ungeteerten Parkplatz stand.
    »Ich

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