Du bist in meiner Hand
mit modernem Flair serviert wurde.
Die Freunde von Dinesh zeigten nicht das geringste Interesse für Thomas’ Arbeit bei CASE und fragten ihn während des Essens hauptsächlich über die amerikanischen Mädchen aus. Das Thema Priya mied Thomas ganz bewusst, weil er befürchtete, einer seiner Begleiter könnte die Familie kennen. Von sich aus aber fragte ihn keiner nach ihr, und Dinesh besaß genug Taktgefühl, sie ebenfalls nicht zu erwähnen.
Nach dem Essen stiegen die vier in zwei Rikschas und fuhren die zwanzig Minuten zu Dineshs Lieblingsclub, der sich White Orchid nannte. Der Club befand sich im zwei ten Stock eines Geschäftsgebäudes, das außerdem eine Boutique und ein Reisebüro beherbergte.
Bereits im Lift hörte Thomas gedämpfte Bässe und blechern klingenden Gesang. Im Eingangsbereich trafen sie auf drei Türsteher in weißen Hemden und schwarzen Hosen. Einer von Dineshs Freunden begrüßte einen Türsteher per Handschlag und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der Mann zustimmend nickte und die Gruppe durch eine separate Tür winkte.
Sobald Thomas das White Orchid betreten hatte, wurde ihm klar, dass die Hauptattraktion dort nicht darin bestand, sich zu betrinken und mit den anderen zu amüsieren. Der kreisförmig angelegte Club war rundherum von schicken Couchs und quadratischen Tischen gesäumt. Auf den Couchs lümmelten Männer aller Altersklassen und ließen sich ihre Getränke schmecken. In der Raummitte befand sich eine hölzerne Tanzfläche mit zwei vom Boden bis zur Decke reichenden Messingstangen. Zwischen den Stangen standen acht junge Frauen, die alle wie Prinzessinnen mit Gold und Juwelen behangen waren und elegante Saris und Salwar Kameez trugen. Im Gegensatz zu den Tänzerinnen in amerikanischen Strip-Clubs waren diese Mädchen vollständig bekleidet. Trotzdem hatte die Art, wie sie dort standen, die Männer ansahen und für sie tanzten, etwas eindeutig Sinnliches.
Die jungen Frauen wechselten sich auf der Bühnenmitte ab, wobei jeweils nur eine tanzte, während die anderen danebenstanden und den Blick durch den Raum schweifen ließen. Wenn einem Mann ein Mädchen gefiel, bot er ihr ein Trinkgeld an. Das Mädchen schlenderte zu dem Mann hinüber, nahm den Schein mit einem Lächeln entgegen und kehrte dann in die Reihe der Tänzerinnen zurück. Hin und wieder kam es auch vor, dass ein Mann gleich einen ganzen Packen von Rupienscheinen in die Hand nahm und einem Mädchen zuzwinkerte. Von dem großzügigeren Trinkgeld angelockt, tanzte das Mädchen dann nur für ihn allein. Zu keinem Zeitpunkt jedoch berührten sich das Mädchen und ihr Bewunderer.
Damit diese Regeln auch eingehalten wurden, standen mehrere muskelbepackte Kellner bereit und ließen den Blick immer wieder über die Schar der Gäste schweifen, um jeden Anflug von ungehörigem Benehmen im Keim zu ersticken. Obwohl die Kellner auch Bestellungen entgegennahmen und Getränke an die Tische brachten, war nicht zu übersehen, worin ihre Hauptaufgabe bestand. Thomas ließ sich neben Dinesh nieder und versuchte sich sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Die Mädchen beäugten ihn. Wie bei den anderen Männern hielten sie Ausschau nach Anzeichen von Interesse oder Geldscheinen in seinen Händen. Thomas hatte keine große Wahl: Entweder er verließ den Club, was seinem Freund gegenüber unhöflich gewesen wäre, oder er harrte aus und sah dem Treiben genau wie alle anderen weiter zu.
Er warf einen Blick zu Dinesh hinüber. Aus der entspannten Miene seines Freundes sprach keine Spur von Verlegenheit. Er und seine Kumpel hatten sich sofort etwas zu trinken bestellt und mampften Erdnüsse auf Kosten des Hauses. Thomas winkte den Kellner heran und bestellte sich ein Kingfisher-Bier. Er wünschte, Dinesh hätte ihn vorgewarnt, was ihn hier erwartete. Allerdings wäre er dann vermutlich gar nicht mitgegangen.
Thomas sah zu, wie ein Mädchen in einem smaragdgrünen Salwar Kameez zu tanzen begann. Es handelte sich um eine ausgesprochen hübsche junge Frau mit tiefschwarzen Augen und einem Teint, der an die Farbe von Mandeln erinnerte. Sie schloss die Augen und tanzte mit einer so unverhohlenen Sinnlichkeit, dass Thomas spürte, wie sich bei ihm etwas zu regen begann. Sofort riss er sich am Riemen und wandte sich voller Schuldgefühl ab. Er zermarterte sich das Gehirn nach einem höflichen Vorwand zu gehen, doch ihm fiel nichts ein. Frustriert fragte er sich, wieso Dinesh ihn dorthin mitgeschleppt hatte, und gleichzeitig war er
Weitere Kostenlose Bücher