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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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dachte sich nicht viel dabei und kehrte an ihre Arbeit zurück.
    Einige Zeit später, als die meisten Gäste bereits gegangen waren, schaltete Tante- ji den Herd aus und stellte einen Teller mit Resten auf die Theke.
    »Wisch den Boden und putz den Herd, dann kannst du essen«, sagte sie, ehe sie in Richtung Wohnung verschwand.
    Sita füllte einen Kübel mit Seifenwasser und begann zu wischen. Als sie den Eingang zum Restaurant erreichte, sah sie Onkel- ji mit dem Paar in der Ecke reden. Rasch zog Sita den Kopf ein in der Hoffnung, dass er sie nicht gesehen hatte.
    Einen Moment später kam Varuni in die Küche und nahm eine halb volle Flasche Wodka aus dem Regal. Sita wollte sie wegen des nassen Bodens warnen, doch es war zu spät. Varuni rutschte aus.
    Sita eilte ihr zu Hilfe. »Das tut mir so leid!«, flüsterte sie.
    Als Varuni aufstehen wollte, verzog sie vor Schmerz das Gesicht und rieb sich den Knöchel. »Bring das hinaus zu Onkel.« Sie reichte Sita die Flasche. »Der Gast möchte nachgeschenkt bekommen.«
    Sita schüttelte den Kopf. »Tante- ji hat gesagt, ich darf mich im Restaurant nicht blicken lassen.«
    Varuni lächelte sie beruhigend an. »Sie ist nicht da. Dir passiert schon nichts.«
    Sita griff nach der Flasche und ging zögernd hinaus in den Gastraum. Onkel- ji und der Mann mit dem kantigen Gesicht unterhielten sich auf Französisch. Der Restaurantbesitzer runzelte bei ihrem Anblick die Stirn. Rasch nahm er ihr die Flasche ab und bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu verschwinden. Der Mann mit dem kantigen Gesicht sah sie an, ohne eine Miene zu verziehen, während die Frau an ihrer Halskette herumspielte.
    Sita wollte gerade gehen, als der Mann sich auf Französisch an sie wandte. Da sie ihn nur verständnislos anstarrte, versuchte er es auf Englisch. »Wie heißt du?«
    Sie war auf die Frage nicht vorbereitet gewesen. »Sita«, sagte sie zögernd.
    »Du bist neu hier.«
    Sie sah Onkel- ji an, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    Der Restaurantbesitzer schaltete sich dazwischen. »Sie kommt aus Indien. Sie hilft im Restaurant aus.«
    Der Mann schien einen Moment nachzudenken. Dann wandte er sich wieder Onkel- ji zu und hob das Glas. Sita trat verlegen den Rückzug in die Küche an, wo Varuni immer noch auf dem Boden saß und sich den Fuß massierte.
    »Siehst du, war doch gar nicht so schwer«, meinte sie.
    »Was sind das für Leute?«, fragte Sita.
    »Russen, glaube ich. Onkel nennt den Mann Wasily.«
    Sita warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits nach elf war. »Warum sind sie noch hier?«
    »Onkel und Wasily unterhalten sich manchmal. Ich weiß nicht, worum es dabei geht.«
    Varuni stand auf und belastete vorsichtig ihren Knöchel. »Ich muss die Tische fertig abräumen«, sagte sie, während sie in Richtung Gastraum humpelte. An der Tür blieb sie einen Moment stehen und lauschte mit schräg geneigtem Kopf. Irritiert kniff sie die Augen zusammen und sah Sita an.
    »Was ist?«
    »Ich glaube, sie sprechen über dich«, antwortete Varuni.
    »Was sagen sie?«
    Varuni lauschte erneut. »Es geht um irgendein Arrangement.« Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    In dieser Nacht schlief Sita sehr unruhig. Sie hätte so gern gewusst, was Onkel- ji und dieser Wasily über sie geredet hatten, aber Varuni war nach Hause gegangen, bevor sie noch einmal mit ihr sprechen konnte. Am nächsten Morgen weckte Onkel- ji sie früh auf und befahl ihr, sich anzukleiden. Er deutete auf einen Mantel, der ordentlich gefaltet über einem Stuhl hing. Es war der Mantel, den Navin ihr bei ihrer Ankunft in Paris gegeben hatte.
    »Zieh den an«, sagte er, »und warte vorn im Lokal auf mich.«
    Sie tat, wie ihr geheißen, und setzte sich im Restaurant an einen der Tische in Fensternähe. Sie wurde immer nervöser. Onkel- ji stand neben der Tür und spähte in die Passage hinaus. Gegen halb acht erschien ein junger Mann, den Onkel- ji auf Französisch begrüßte. Der Mann, der mit Jeans und Lederjacke bekleidet war, gab sich sehr selbstbewusst.
    Nachdem er Onkel- ji zugenickt hatte, sah er Sita mit ausdrucksloser Miene an.
    »Viens!«, sagte er im Befehlston und hielt ihr die Tür auf.
    Sita kannte das Wort nicht, wusste aber, was der Mann wollte. Hilfesuchend sah sie Onkel- ji an und begann zu zittern.
    »Geh«, sagte Onkel- ji auf Hindi. »Dmitri hat Arbeit für dich. Er bringt dich später zurück.«
    Zögernd folgte sie Dmitri. Er führte sie die gepflasterte Gasse entlang, hinaus auf

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