Du bist mein Star!
Maraban", erklärte er würdevoll. "Und ich glaube, Sie sind mein Bruder."
8. Kapitel
Darians Miene war ausdruckslos, nicht die leiseste Gefühlsregung spiegelte sich auf ihr wider. Er hatte es schon immer meisterlich verstanden, seine Emotionen zu verbergen. Als Kind hatte er gelernt, nicht zu reagieren, und dieses Talent hatte ihm sein Leben lang geholfen.
Nachdem er die unglaublichen Worte seines Gegenübers durchdacht hatte, lächelte er abweisend. "Sie irren sich. Ich habe keinen Bruder. Ich habe überhaupt keine lebenden Verwandten mehr. Wie kommen Sie auf solchen Unsinn?"
Lara schnappte schockiert nach Luft, und auch Khalim wirkte konsterniert. Sie bezweifelte, dass es je ein Mensch gewagt hatte, so mit ihm zu reden – ausgenommen vielleicht seine Frau, aber das war etwas anderes.
Khalim nickte kurz und wies auf einen Stuhl. "Wollen wir uns nicht setzen?"
Darian schüttelte den Kopf, bevor er Lara anschaute. Erst jetzt dämmerte ihm, dass dieser Mann in ihrem Apartment war. Sie stand mit großen Augen da, erwartungsvoll und … ja, irgendwie schien sie die Hintergründe zu kennen. Was, zum Teufel, war hier los?
Aber Lara lenkte ihn ab. Er konzentrierte sich auf das eigentliche Problem, die Behauptung, er sei mit Prinz Khalim verwandt.
"Ich ziehe es vor, zu stehen." Er betrachtete Khalim und erinnerte sich vage an eine Meldung, die er unlängst in den Nachrichten gehört hatte. Ein Land. Wie hatte der Mann es genannt? Maraban? Ja. Maraban. "Sie sind der Scheich von Maraban?"
Khalim nickte. "Ja."
"Und warum sind Sie hier?"
"Weil kürzlich in meiner Londoner Botschaft ein Brief eingetroffen ist – ein Brief von einer Frau, die sich als Ihre Mutter ausgegeben hat …"
"Der Name der Frau?" unterbrach ihn Darian.
"Joanna Wildman."
Darians Herzschlag beschleunigte sich. "Das war der Name meiner Mutter. Zeigen Sie mir den Brief."
Ein klarer Befehl. Lara fragte sich, wie Khalim reagieren mochte. Doch er nickte nur, als er das Schreiben aus der Innentasche seines Jacketts zog. Offenbar hatte er mit der Bitte gerechnet.
Darian überflog fassungslos den Inhalt. Es bestand kein Zweifel, dass die Zeilen von der Hand seiner Mutter stammten. "Sie ist vor zwei Jahren gestorben."
"Ja. Und wie Sie selbst lesen können, sollte der Brief nicht zu ihren Lebzeiten geöffnet werden." Khalims dunkle Augen funkelten. "Sie behauptet, mein verstorbener Vater Makim sei tatsächlich auch Ihr Vater gewesen."
"Ich weiß nichts über meinen Vater. Absolut nichts."
"Nein." Khalim zögerte. "Ihre Mutter war als Stewardess tätig, oder?"
"Bis zu meiner Geburt." Darian stutzte. Ihr Beruf war mit keiner Silbe im Brief erwähnt worden. "Sie haben Nachforschungen über mich angestellt?"
"Natürlich. Sie ist regelmäßig in den Mittleren Osten geflogen", fügte Khalim nach einer kurzen Pause hinzu.
Und das fehlende Puzzleteil fügte sich ein. Darians Mutter hatte vielleicht ein oder zwei Mal von seinem Vater gesprochen. Er sei ein guter Mann gewesen, hatte sie gesagt, aber leider nicht frei und sicher nicht in der Lage, sie zu unterstützen. Darian hatte daraus gefolgert, dass sein Vater verheiratet war, zumal seine Mutter stets versucht hatte, dem Thema auszuweichen.
Kinder lernen schnell, sich das Leben einfach zu machen. Wann sie Fragen stellen können und wann sie es lassen müssen. Darian hatte sich auf die Zukunft konzentriert und darauf, die ärmlichen Verhältnisse zu überwinden. Sein Erzeuger war für ihn stets eine schemenhafte Gestalt geblieben, die keinen Einfluss auf sein Leben gehabt hatte, und deshalb hatte Darian sämtliche Fragen verdrängt.
Auch nach dem Tod seiner Mutter hatte er keinerlei Hinweise im Nachlass gefunden. Er hatte kurzfristig erwogen, seinen Vater aufspüren zu lassen, da er seiner Mutter jetzt keinen Kummer mehr bereiten würde, doch dann hatte er beschlossen, keine schlafenden Hunde zu wecken. Das Ergebnis hätte ihm nicht viel gebracht, außer wahrscheinlich Ärger. Warum einen Mann suchen, der nie das Bedürfnis verspürt hatte, seinen Sohn kennen zu lernen?
Doch nun hatte man die Vergangenheit heraufbeschworen, und plötzlich kam ihm eine überaus wichtige Frage in den Sinn. Er wandte sich erneut Lara zu, die regungslos wie eine Statue dastand. "Was hat Lara mit alldem zu tun?"
Sie ließ Khalim keine Zeit zum Antworten. "Ich war die Erste, die den Brief gelesen hat", erklärte sie ruhig. "Ich habe damals in der Botschaft gearbeitet, und das Schreiben ist auf meinem Tisch
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