Du bist mein Traummann
nicht mehr am Computer, denn plötzlich bemerkte Roman einen schwachen Lichtschein, der sich von seinem Haus fortbewegte. Der Richtung nach wollte sie zum Friedhof der Llewelyns. Sofort holte er seine Mokassins und schlüpfte hinein.
Bald darauf stand er in der Dunkelheit und beobachtete Kallista, wie sie die Blütenblätter einer Rose auf Boones Grab fallen ließ. Sie kniete auf dem Boden und hatte den Kopf gesenkt. Ihr langes Haar verbarg ihr Gesicht wie ein Vorhang, aber er hörte ihr halb unterdrücktes Schluchzen.
Roman verhielt sich ruhig. Er wollte ihr Zeit lassen. Langsam pflückte Kallista die Blütenblätter von sämtlichen Rosen ab und verteilte sie über das ganze Grab.
Dann stand sie auf. “Ich weiß, dass du da bist, Roman Blaylock. Du bist zu groß, um dich im Mondlicht unsichtbar zu machen.”
“Ja, ich bin hier.”
“Ich habe ihn so geliebt.” Ihre Stimme klang tränenerstickt. “Boone war alles für mich.”
“Ich weiß. Und ich weiß, dass er stolz auf dich war, stolz darauf, was du aus dir gemacht hast.”
Kallista drehte sich zu ihm herum. Die Tränen auf ihrem blassen Gesicht schimmerten im Mondlicht.
Roman trat auf sie zu. “Es ist kühl hier. Von den Bergen weht es ziemlich kalt herüber.”
Blicklos sah Kallista hinüber zu den Bergen. “Er liebte die Berge … Diese alte, verlassene Goldmine und die Jagdhütte … gibt es die noch?”
“Ich bringe dich hin, wenn du willst.”
“Boone Llewelyn war der einzige Mann in meinem Leben, zu dem ich Vertrauen hatte. Er war immer für mich da. Manchmal ließ meine Mutter mich monatelang bei ihm – um dann plötzlich wieder aufzutauchen und mich von ihm wegzureißen. Ich war natürlich immer froh, meine Mom zu sehen. Aber Boone … Boone nicht. Sie waren keine Freunde. Und auch kein Liebespaar. Meine Mutter hat sich immer solche Männer als Liebhaber genommen, die …” Hilflos brach Kallista ab. “Irgendwie sehe ich ihr, glaube ich, ähnlich”, flüsterte sie dann kaum hörbar.
Roman hätte ihr am liebsten gesagt, dass sie Boone viel ähnlicher war, aber er hatte Boone versprochen, dass seine Enkel ihre wahre Abstammung erst dann erfahren sollten, wenn sie begonnen hatten, sich an das Land der Llewelyns gebunden zu fühlen. Zu groß war seine Scham ihnen gegenüber gewesen.
Roman wusste genau, dass die Männer, die Kallistas Mutter sich ausgesucht hatte, nicht wie Boone waren: liebevoll, zuverlässig, großzügig. “Boone wäre glücklich zu sehen, dass du zurückgekommen bist.”
“Ja, schon. Aber wir beide wissen, dass ich nicht bleiben werde. Doch ich will jetzt nicht darüber diskutieren. Nicht hier, an seinem Grab.”
“Er wollte, dass du das hier bekommst … es ist von seiner Mutter.” Roman holte eine kleine Schachtel aus der Hosentasche und nahm einen Ring mit einem Opal und einem Rubin heraus. Er ergriff Kallistas Hand und schob ihn ihr auf den Finger.
Sie betrachtete den Ring. Eine Träne lief ihr über die Wange. “Der sollte in seiner Familie bleiben.”
“Für Boone gehörtest du zur Familie.”
“Ich weiß. Er war so lieb.”
Roman konnte nicht anders. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und strich mit den Daumen ihre Tränen fort. Sofort packte Kallista seine Handgelenke, um ihn abzuwehren. Doch dann hielt sie ihn stattdessen fest. Verwirrt und mit großen Augen sah sie ihn an, und Roman beugte sich zu ihr und küsste sie. Er wollte einfach zärtlich zu ihr sein, sie trösten, ihr zeigen, dass er für sie da war.
Ein Windstoß hob Kallistas Haar und blies es ihm um die Schultern, während ihre Lippen sich fanden und sacht berührten, sich streichelten. Kallista seufzte und lehnte sich an ihn, und Roman legte die Arme um sie und hielt sie fest.
Es war nur ein kurzer Kuss, und als er vorbei war, legte Kallista den Kopf zurück, und ihr Blick war wieder voller Fragen.
“Wer bist du, Roman Blaylock?”
“Ein Mann, der sich wünscht, sein Leben mit dir zu teilen.”
“Das kann nicht sein”, flüsterte sie. Langsam drehte sie sich um und ließ ihn stehen.
Die zweite Juniwoche war sehr heiß und trocken. Roman hatte wieder einmal eine schlaflose Nacht hinter sich. Rio flirtete inzwischen heftig mit Kallista, und sie ging darauf ein. Die ganze Stadt redete schon davon, wie eifrig Roman ihre Keramikwerkstatt besuchte, um dort sämtliche Futternäpfe zu bemalen. Kallista hatte keine Probleme damit, sich in Jasmine einzuleben und Freunde zu finden. Sie konnte Billard spielen, mit Kindern umgehen,
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