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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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steckte dann den Kopf durch die Tür von Henrys Büro.
    Henry saß hinter seinem überquellenden Schreibtisch und gab gerade telefonisch eine Bestellung durch. Direkt vor ihm stand eine Schachtel Mini-Doughnuts neben einer Dose Pepsi. Henry hatte immer einen Vorrat Süßigkeiten in einer Schublade, als Ausgleich für das gesunde Essen, das Emma kochte. Henry winkte ihn herein, und als Mike auf dem Stuhl gegenüber Platz nahm, legte er auf.
    »Das war der Händler unten in Jacksonville«, sagte Henry. »Den Schalter, den du für den Volvo brauchst, kriegen sie erst in einer Woche rein. Erinnere mich daran, Evelyn anzurufen, ja?«
    »Klar«, sagte Mike.
    »Also, was hast du auf dem Herzen, Brüderchen?«
    Henry wusste natürlich längst, was Mike auf den Nägeln brannte. Das Thema stand seinem Bruder ins Gesicht geschrieben, dennoch schwieg Henry. Es war zu vergnüglich, Mike zappeln zu sehen, davon konnte er den ganzen Tag zehren.
    »Na ja«, sagte Mike, »ich hab mir überlegt…«
    Seine Stimme verlor sich.
    »Ja?«, fragte Henry.
    »Nun, ich hab mir überlegt, dass ich vielleicht wieder anfangen sollte, mit dir und der Familie in die Kirche zu gehen.«
    Henry legte einen Finger an sein Kinn und dachte:
Origineller Einstieg
.
Wird dir zwar nicht viel nutzen, aber originell auf jeden Fall
    »Ach wirklich?«, sagte er, verstohlen lächelnd.
    »Ja. Bin länger nicht gegangen, aber es würde mir gut tun.«
    Henry nickte. »Mhm… Könntest Recht haben. Wollen wir uns vor der Kirche treffen, oder sollen wir dich abholen?«
    Mike rutschte auf dem Stuhl herum. »Na ja, ich wollte erst mal wissen, wie der neue Pfarrer so ist. Ich meine, wie kommen seine Predigten bei den Leuten an? Reden sie nach dem Gottesdienst darüber?«
    »Klar. Aber du kannst dich ja am Sonntag selbst davon überzeugen. Wir gehen um neun.«
    »Um neun. Okay. Gut.«
    Mike nickte und blieb kurz still. »Trotzdem, was haben die Leute denn letzten Sonntag so gesagt?«
    »Oh, mal überlegen…«
    Henry tippte sich scheinbar grübelnd mit dem Finger ans Kinn. »Weiß ich nicht mehr. Ich hab mich mit Mabel unterhalten.«
    Bingo, dachte Mike, innerlich frohlockend. Genau wie geplant. Ich bin ein Meister der Täuschung.
    »Mit Mabel?«, wiederholte er.
    Henry klaubte einen Doughnut aus der Schachtel. Er biss hinein, wedelte mit einer Hand, lehnte sich im Sessel zurück und begann mit vollem Mund zu reden. »Ja. Sonst geht sie immer zum Frühgottesdienst, aber diesmal war sie wohl zu spät dran. Wir haben uns lang und breit unterhalten, und sie hat einiges zu erzählen gehabt, Junge Junge.«
    Henry verstummte kurz, schaute hoch, als wolle er die kleinen Löcher zwischen den Deckenplatten zählen, rückte dann seinen Stuhl wieder nach vorn und schüttelte den Kopf. »Aber das interessiert dich ja nicht. Wir haben uns nur über Julies Date unterhalten. Also, sollen wir dich am Sonntag abholen oder nicht?«
    Da sein Plan sich so jäh in Wohlgefallen aufgelöst hatte, rang Mike hilflos um Fassung.
    »Äh… nun…«
    Henry sah ihn an, ein herausforderndes Funkeln in den Augen. »Es sei denn, du hast es dir anders überlegt.«
    Mike wurde blass. »Äh…«
    Henry lachte. Er hatte seinen Spaß gehabt, und so vergnüglich das Ganze auch ablief, war es nun Zeit, aufzuhören. »Beantworte mir eine Frage, Mike«, sagte er deshalb und beugte sich vor. »Warum tust du hartnäckig so, als wolltest du nichts von Julie?«
    Mike blinzelte. »Wir sind bloß Freunde«, sagte er wie im Reflex.
    Henry ging nicht darauf ein. »Ist es wegen Jim?«
    Als Mike stumm blieb, legte Henry den Doughnut aus der Hand. »Er ist jetzt schon lange tot. Du brauchst dich also nicht zu fühlen, als würdest du versuchen, ihm die Frau auszuspannen.«
    »Warum hast du mir dann signalisiert, ich sollte die Finger von ihr lassen? Letzten Sommer, auf dem Boot zum Beispiel?«
    »Weil sie Zeit brauchte, Mike. Das weißt du. Letztes Jahr war sie noch nicht so weit, wieder was mit einem Mann anzufangen. Aber inzwischen ist das anders.«
    Mike wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Noch dazu war ihm schleierhaft, woher Henry das alles wusste.
    »So leicht ist das nicht«, entgegnete er schließlich.
    »Natürlich ist es nicht leicht. Meinst du, mir ist es leicht gefallen, Emma das erste Mal um ein Date zu bitten? Es gab eine Menge Typen, die mit ihr ausgehen wollten, aber ich hab mir gesagt, das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, eine Abfuhr zu erhalten.«
    »Also bitte – Emma hat mir erzählt,

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