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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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machte«. Passend zu den Flammen, vermutete Mike, die er letzte Woche auf die Kühlerhaube hatte sprayen müssen, und zu der nach Bennys Wünschen maßgeschneiderten Hi-Fi-Anlage. Benny ging zwar nicht aufs College, wollte aber mit dem Wagen in der kommenden Woche zum Spring Break nach Fort Lauderdale, dem Frühjahrstreff partyhungriger Studenten aus dem ganzen Land, um so viele junge Damen wie möglich aufzureißen. Was für ein toller Hecht.
    »Er
ist
laut«, sagte Mike. »Wenn ich ihn noch lauter machte, wäre das ungesetzlich.«
    »Ach Quatsch!«
    »Die Polizei winkt Sie sofort rechts raus«, sagte Mike. »Das garantiere ich Ihnen.«
    Benny zwinkerte, als könne er Mikes Worten kaum folgen.
    »Du hast doch überhaupt keine Ahnung, du blöder Schmieraffe! Es ist
nicht
ungesetzlich, hörst du?«
    »Blöder Schmieraffe«, wiederholte Mike nickend. »Hab kapiert.«
    Dem Kerl beide Hände um den Hals legen, die Daumen auf dem Adamsapfel. Drücken und schütteln.
    Benny stemmte die Hände in die Hüften. Er trug wie üblich seine Rolex.
    »Lässt mein Dad hier nicht all seine LKWs warten?«
    »Ja.«
    »Und bin ich nicht auch ein guter Kunde?«
    »Doch.«
    »Hab ich hier nicht meinen Porsche
und
meinen Jaguar hergebracht?«
    »Doch.«
    »Zahle ich nicht immer pünktlich?«
    »Ja.«
    Benny ruderte aufgebracht mit den Armen und wurde immer lauter.
    »Warum hast du dann den Motor nicht
laut
gemacht? Ich weiß genau, dass ich das vor ein paar Tagen sehr deutlich in Auftrag gegeben habe. Ich hab gesagt, ich will ihn
laut
haben!
Zum Rumkreuzen auf dem Strip! Die Mädels stehen auf laut! Und ich fahr da unten nicht wegen der Sonne hin! Hörst du?«
    »Wegen Mädels, nicht wegen der Sonne«, sagte Mike. »Kapiert.«
    »Also mach ihn laut!«
    »Laut.«
    »Genau! Und zwar bis morgen!«
    »Morgen.«
    »Laut!
Das kapierst du doch, oder?
Laut!«
    »In Ordnung.«
    Henry stand hinter Mike und rieb sich nachdenklich das Kinn. Kaum war Benny in seinem Jaguar davongebraust, war Henry in die Werkstatt zurückgekehrt. Mike kochte still vor sich hin und hantierte grummelnd an dem Motor herum, ohne seinen Bruder zu bemerken.
    »Vielleicht hättest du ihn noch lauter machen sollen«, ließ sich Henry vernehmen. »Den Motor, meine ich.«
    Mike schaute hoch. »Halt die Klappe, Henry.«
    Henry hob beruhigend die Hände. »Ich versuche nur, dir zu helfen.«
    »Ja, sicher. Wie der Typ, der den Hebel am elekrischen Stuhl betätigt. Warum überlässt du es mir, mich mit dem Kerl rumzuschlagen?«
    »Du weißt doch, dass ich ihn nicht ausstehen kann.« »Ach, und ich?«
    »Du kannst viel besser mit Beschimpfungen umgehen als ich. Du machst das prima, und du weißt, dass wir es uns nicht leisten können, die Firma seines Vaters als Kunden zu verlieren.«
    »Ich hätte ihn um ein Haar erwürgt.«
    »Aber du hast es nicht getan. Und überleg doch mal, jetzt können wir ihm noch was extra berechnen.«
    »Das ist die Sache einfach nicht wert.«
    »Ach, Mike, nun komm! Du hast dich wirklich wie ein Profi geschlagen. Ich war beeindruckt.«
    »Er hat mich ›blöder Schmieraffe‹ genannt!«
    »Aus seinem Mund solltest du das als Kompliment auffassen.«
    Henry legte Mike die Hand auf die Schulter. »Aber falls das noch mal vorkommt, solltest du vielleicht mal was anderes versuchen. Um ihn ein bisschen zu beruhigen.«
    »Mit Klebeband?«
    »Nein, mir schwebt eher etwas Raffinierteres vor.«
    »Zum Beispiel?«
    Henry schwieg kurz und rieb sich wieder am Kinn herum. »Schon mal überlegt, ihm eine Fußmassage anzubieten?«
    Mike klappte der Mund auf.
    Manchmal hasste er seinen Bruder wie die Pest.
    Jake Blansen tauchte kurz nach vier Uhr auf, um den LKW abzuholen, und nachdem er im Büro die Rechnung beglichen hatte, kam er zu Mike in die Werkstatt.
    »Die Schlüssel stecken in der Zündung«, sagte Mike. »Und noch etwas: Ich hab die Bremsflüssigkeit erneuert. Jetzt läuft er wieder.«
    Jake Blansen nickte. Er war ein echter Arbeiter, mit Bierbauch und breitem Kreuz, hatte einen Zahnstocher zwischen die Zähne geklemmt und ein NASCAR-Logo auf der Baseballmütze. Sein Hemd war durchgeschwitzt, und Jeans und Stiefel waren voller Betonstaub.
    »Ich geb’s weiter«, sagte Jake. »Obwohl ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung habe, warum ich mich mit diesem ganzen Kram rumschlagen muss. Für die Fahrzeuge sollten eigentlich die Jungs vom Wartungstrupp zuständig sein. Aber Sie wissen ja, wie das läuft. Die Bosse haben alles vermasselt.«
    Mike nickte in Henrys

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