Du bist nie allein
lachte. Manchmal war Mike einfach zu süß! »Hat Henry dir wieder ein Loch hinten in den Overall geschnippelt?«
»Nein. Der Gag hat sich mit der Zeit abgenutzt. Vor allem, seit ich mal Sekundenkleber auf einen Schlüssel gespritzt und Henry gebeten habe, ihn mal kurz zu halten. Er hat den Schlüssel erst am nächsten Morgen wieder abbekommen. Musste mit dem Ding an der Hand schlafen.«
»Ich erinnere mich«, kicherte Julie. »Danach hat er wochenlang nichts mehr von dir angenommen.«
»Stimmt«, sagte Mike fast wehmütig. »So etwas sollte ich viel öfter machen.«
»Egal, was du tust, Henry wird dich immer triezen. Aber vergiss nicht – das macht er nur aus Neid.«
»Meinst du?«
»Ich weiß es. Er kriegt eine Glatze, und außerdem muss er den Gürtel tiefschnallen, weil sein Bauch immer dicker wird.«
Mike lachte. »O je, es ist hart, alt zu werden.«
»Also… du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was hat er denn heute gemacht?«
Über Henrys Bemerkung wollte und konnte Mike nicht reden. Stattdessen legte er den Schraubenzieher aus der Hand und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Ach, nur das Übliche, mich mit den schlimmsten Kunden allein gelassen und sich hinterher über mich lustig gemacht«, sagte er beiläufig. »Aber manchmal kommt es mir fast so vor, als hättest du an seinen Faxen deine diebische Freude. Und ich muss schon sagen, das tut weh.«
Er ging zum Kühlschrank und nahm für Julie eine Cola light und für sich selbst ein Dr Pepper heraus. Er brauchte nicht zu fragen, er wusste, was sie am liebsten trank.
»Es tut weh?«, sagte sie.
»Wie ein Messerstich.«
»Muss ich heute Abend
zwei
Tränen für dich vergießen?«
»Zwei wären prima. Aber wenn du drei vergießt, werde ich dir auf jeden Fall verzeihen.«
Mike grinste, und Julie bemerkte, wie sehr ihr dieses Geflachse in letzter Zeit gefehlt hatte. »Und ist bei dir heute sonst noch was Aufregendes passiert?«
Mike zögerte.
Ein Bursche namens Jake Blansen war da und hat ein paar rätselhafte Andeutungen über Richard gemacht. Interessiert es dich?
Nein, das war nicht der richtige Zeitpunkt.
Er schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Und bei dir?«
»Auch nicht.«
Julie schaute zu Singer. »Abgesehen davon, dass der Bursche ausgebüxt ist. Kurzfristig hatte ich schon Angst, ihm könnte was zugestoßen sein.«
»Singer? Dem würde doch kein Auto standhalten. Bei einem Zusammenstoß würde es platt gedrückt wie eine Wanze.«
»Aber unruhig war ich trotzdem.«
»Weil du eine Frau bist. Männer wie ich – wir haben keine Angst. Wir sind darauf gedrillt, nicht in Panik zu geraten.«
Julie lächelte. »Gut zu wissen. Wenn der nächste Hurrikan droht, ruf ich dich als Ersten an, damit du mir das Haus vernagelst.«
»Das tust du doch sowieso. Weißt du nicht mehr? Du hast mir doch sogar extra einen Hammer gekauft.«
Mike grinste, und dann senkte sich einen Moment lang Schweigen herab. Und jetzt?, dachte Mike.
»Und, wie läuft es so mit Richard?«, fragte er so beiläufig wie möglich.
Julie zögerte. Ja, fragte sie sich. Wie läuft es eigentlich?
»Ganz gut«, sagte sie dann. »Das Wochenende war schön, aber…«
Sie verstummte und dachte: Wie viel will ich Mike wirklich erzählen?
»Aber?«
»Ist nicht so wichtig.«
Mike musterte sie. »Ganz sicher?«
»Ja, ganz sicher.«
Sie lächelte gezwungen.
Mike witterte ihr Unbehagen, ließ die Sache aber auf sich beruhen. Sie wollte nicht über Richard reden. Damit hatte er kein Problem.
»Tja… also hör zu, falls du doch mal über irgendwas reden willst: Ich bin hier, okay?«
»Okay.«
»Ist mein Ernst«, sagte er. »Ich bin immer für dich da.«
»Weiß ich doch.«
Julie legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter, um die Situation etwas zu entspannen. »Manchmal denke ich, du solltest mehr rausgehen. Dir die Welt ansehen, exotische Reisen unternehmen.«
»Was? Und auf meine herrlichen
Baywatch
-Abende verzichten?«
»Eben«, sagte sie. »Alles ist besser als Fernsehen. Aber du könntest natürlich auch was anderes machen. Vielleicht ein Musikinstrument lernen oder so.«
Mike presste die Lippen zusammen. »Das war ein Schlag unter die Gürtellinie, meine Liebe.«
Ihre Augen glänzten. »So gut wie der von Henry?«
Mike dachte kurz nach. »Nein«, sagte er. »Der von Henry war besser.«
»Mist.«
»Was soll ich sagen? Du bist eben diesbezüglich ein Grünschnabel.«
Sie lächelte und lehnte sich etwas zurück, wie um ihn
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