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Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)

Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)

Titel: Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Saalfrank
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Kindern oft entgegen: Kinder sind von Natur aus Forscher, Entdecker, und genau durch dieses Forschen, durch das permanente Sichausprobieren und -erproben, angetrieben von ihrer natürlichen Neugier, lernen sie und entwickeln ihre Kompetenzen weiter.
    Säuglinge lernen dadurch, dass sie nach ihrer Umwelt greifen, sie förmlich be greifen und vor allem, indem sie ständig eigene Erfahrungen machen – sie betasten alles, stecken alles in den Mund. Sie wollen schmecken, riechen, fühlen, alles anschauen und ausprobieren. Sie sind kleine Forscher, die immerzu kleine Experimente in Gang setzen und beobachten, was passiert, wenn sie eine bestimmte Sache tun: einen Löffel auf den Boden fallen lassen, den Ball rollen, mit Essen herummatschen, die Eltern anlächeln. Die Kopplung von Handlung und Wahrnehmung ist die natürliche und notwendige Voraussetzung dafür, dass Kinder kausales Denken und damit auch intendiertes Handeln lernen.
    Wenn Kinder älter werden, wird dieses Experimentieren komplexer und gezielter. In den Schulen jedoch passiert dann etwas Merkwürdiges: Mit dem Eintritt in diese Institution werden Gestaltungslust und Experimentier- und Lernfreude immer wieder so enttäuscht, dass Kinder erst frustriert werden und dann diese Fähigkeiten schnell verlieren. Kinder, aber auch Eltern erzählen mir häufig, dass schon in den ersten Wochen nach der Einschulung Neugierde und Motivation abnähmen.
    Warum ist das so? Ein wesentlicher Grund ist, dass es im Unterricht kaum Spielraum für ergebnisoffenes Arbeiten gibt. Vieles ist vorgegeben und in seinen Resultaten erwartbar. Das echte eigene Experimentieren hat ein Ende. So gibt es nur wenige Möglichkeiten, wirklich selbst Erfahrungen zu machen und damit auch Interesse am Prozess des Experimentierens zu entwickeln. Die Stärken und Potenziale des einzelnen Kindes werden so weder erkannt noch berücksichtigt oder gar voll ausgeschöpft.
    Ich halte das für fahrlässig. In unserer modernen Gesellschaft können wir uns das schlicht nicht leisten. Die Fähigkeiten unserer Kinder sind ein kostbares Gut, das wir verschleudern, indem wir Kindern das Wissen oft schon fertig »präsentieren«. Das Kind als Entdecker und Forscher ist im Lernprozess der Schule kaum gefragt. Die angeborene Gestaltungslust und die natürliche Neugier der Kinder kommen nicht zum Tragen, werden sogar gebremst oder entwickeln sich zurück. Zudem werden Kinder ständig bewertet und kritisiert – also permanenten Kränkungen ausgesetzt, was die Frustration verstärkt und die Motivation zum Lernen nimmt, mit der sie ursprünglich in die Schule eingetreten sind. Diese Mechanismen führen bei einem Großteil der Kinder zwangsläufig dazu, dass sie sich nichts mehr zutrauen, bei manchen sogar dazu, dass sie sich aufgeben.
    Und so hängt, ob ein Kind in der Schule »besteht«, vor allem davon ab, wie gut sich ein Kind im System anpassen (lässt) und innerhalb der vorgegebenen Normen vorgegebene Ziele erreichen kann. Das System kann nur mit den systemeigenen Maßstäben messen und macht sich so für alles andere blind. Kinder geraten deshalb häufig in einen grundsätzlichen Konflikt mit sich selbst, aus dem sie oft tief getroffen und in ihrem Selbst verletzt hervorgehen.
    Meist können die Kinder diesen Konflikt erst einmal nicht benennen. Sie reagieren nur darauf. Gerade in den Grundschulen wird dies deutlich. Die Kinder zeigen Symptome: Manche Kinder ziehen sich in sich zurück. Manche werden zur Belastung für das System, wandeln ihre Frustrationen und Verletzungen in Aggression nach außen um. Wenn man auf die Ursachen schaut, ist das eine nur verständliche und ganz natürliche Reaktion der Kinder. Das Verhalten ist symptomatisch für die Mechanismen, die im deutschen Schulsystem vorherrschen.
    Und so passiert es dann, dass auf den Gymnasien die Schüler angenommen werden, die in der Grundschule innerhalb des Systems am besten »funktioniert« haben. Über die Fähigkeiten der restlichen Schüler sagt eine nicht erhaltene Gymnasialempfehlung jedoch nichts aus. Sie bescheinigt nur, dass sich das Kind mit seinen Fähigkeiten im System Schule nicht so gut zurechtgefunden hat wie ein anderes – vielleicht sogar mit seinem Potenzial, das im System nicht von Nutzen war, übersehen wurde.
    Sie meinen, ich würde übertreiben und zu sehr schwarzmalen? Ich denke nicht. Die Zahlen sprechen für sich. »Jedes zweite Kind in Therapie« titelt der Focus und beruft sich dabei auf eine Forsa-Umfrage, die ergeben

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