Du bist schön Marie (Geschichtentrilogie Band 1 Erotische Geschichten)
„Verflucht! Verflucht! Was is denn dat für’n Schuppen!“
In Windeseile rafft Bob seine Billigklamotten vom Boden, steigt angeekelt hinein, stürmt zur Kasse.
„Meine Kohle!“, brüllt er.
„Nix is mit Kohle.“ Der wuchtige Kerl lacht frech. „Du warst zur Probe. Und hinter dem Vorhang hast du versagt.“
„Schweine! Betrüger! Alle!“
Bob rennt auf die Straße. In die nächste Kneipe.
Wochen später kommt er zufällig an dem Pornokino vorbei und traut seinen Augen nicht.
- Die Neue Entdeckung – Bob, das wilde Tier -, steht da in grellroter Schrift.
Und dazu die Fotos seines Probetanzes.
***
Lilys Sommer
1. Kapitel
„I ch liebe dich. Ich liebe dich.“
Norbert war überwältigt vom Trennungsschmerz.
Lily saß neben ihm im Auto auf dem Weg zum Flughafen Schönefeld.
„Ist schon gut, Nobs“, erwiderte sie ungeduldig, mit ihren Gedanken schon in den Lüften. „Ich komme ja bald zurück. Drei Monate vergehen schnell.“
Norbert war so ein richtiger Quälgeist. Wie eine Klette hing er an ihr, raubte ihr fast die Luft zum Atmen. Diese Auszeit würde ihnen, besonders ihr, bestimmt gut tun. Danach würde sie entscheiden, ob ihre Beziehung überhaupt eine Zukunft haben könnte. Immerhin kannten sie sich jetzt fast ein Jahr.
„Für dich, ja“ , schmollte Nobs. „Ich bleibe hier. Du erlebst was. Da vergeht die Zeit natürlich schnell. Aber für mich wird es wieder stinklangweilig. Arbeiten. Essen. Fernsehen. Arbeiten. Essen. Fernsehen. Schlafen. Grauenhaft.“
Norbert hatte Lily geholfen, die Reise, zu der sie sich erst im letzten Moment entschlossen hatte, zu organisieren, die Flugtickets besorgt und einen rosenbedruckten Reisekoffer im Kaufhof kurz vor Ladenschluss gekauft. Doch wenn sie es richtig bedachte, hatte Erwin den letzten Anstoß gegeben.
„Flieg doch mit“, hatte er gedrängt. „Wer weiß, wann sich wieder so eine Gelegenheit bietet. Mach doch deiner Mutter diese Freude. Wer weiß, was nächstes Jahr ist. Die Zeiten sind doch so unsicher. Und dein Bruder Karl fliegt doch auch mit. Als männlicher Beschützer sozusagen. Es wird bestimmt schön für euch. Ich gönne es dir. Und auf deinen Nobs passe ich auf.“
Ach, ja, Erwin. Lily wusste, dass er in sie verliebt war. Trotz des Altersunterschiedes. Für seine Gefühle kann man ja nichts. Und Liebe oder Verliebtsein hat nichts mit dem Alter zu tun. Doch für sie war er ein väterlicher Freund. Und ein Arbeitskollege. Ein ganz und gar zuverlässiger. Sie waren ein gutes Team. Bei einer seriösen Detektei. Versteht sich. Abteilung Wirtschaftskriminalität. Und das sollte auch so bleiben.
Erwin musste zur Arbeit und hatte sich schon zu Hause von Else und Lily verabschiedet.
„Macht’s gut“, hatte er leise gesagt. „Und kommt gesund zurück.“
Wenn es ihm weh getan haben sollte, Lily so mit Norbert zu sehen, der seit Tagen keinen Schritt von ihrer Seite wich, konnte er es auf jeden Fall gut verbergen.
Auf dem Flughafen herrschte die übliche Hektik. Karl war schon da und verwickelte Else in einen Disput über die Sicherheit des Fliegens.
„Was ist, wenn wir entführt werden?“, fragte er provokant. „Wenn so ein paar Verrückte oder Terroristen dem Piloten ein Messer an die Gurgel halten. Hast du keine Angst?“
Else lächelte weise. In ihrem Alter konnte man das. Gelassen setzte sie den grauen Filzhut, ein Geschenk von Lily, auf ihre roten Dauerwellenlocken, schob den Wagen mit dem großen Reisekoffer vor sich her und sagte fröhlich:
„Ach, wisst ihr, ich bin schon so oft geflogen. Und nichts ist passiert. Man wird ja überall kontrolliert. Und wenn doch etwas in der Art passieren sollte, ist es eben Schicksal.“
„Ich will so ein Schicksal nicht“, sagte Lily, „mir ist schon etwas mulmig. Ich fliege ja sowieso nicht so gern.“
„Ich liebe dich.“ Norbert zog an Lilys Arm. „Vergiss das nicht. Und das auch nicht.“
Norbert öffnete Lilys Reisetasche, legte sein altes wertvolles Fernglas obenauf, zog den Reißverschluss wieder zu und drückte einen heißen Kuss auf Lilys Mund.
Der Aufflug kam plötzlich, mit einem Ruck, verursachte Schreck und Übelkeit. Und dann waren unsere drei Helden in den Wolken und alles um sie herum in unwirkliches Weiß gehüllt. Traumhaft schön. Und zwischen den Wolken war auch alles weiß, weiß, wie Watte, weiß wie unberührter Schnee.
Lily konnte sich nicht satt sehen. Für sie war es wie ein Wunder.
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