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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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dir etwas ausmachen«, sagte sie. »Sie ist ein blöder alter Freak, der immer redet und redet, aber nichts zu sagen hat. Sie hat mich gestern Abend hier eine Stunde festgehalten, während sie sich einen gezwitschert hat. Sie dachte doch wirklich, ich würde nicht wissen, was sie tat.« Sie lächelte verschlagen. »Also habe ich noch eine kleine Extraportion in ihre Tasse getan. Danach war das Nachsitzen ziemlich schnell zu Ende.«
    Es blieb einen Moment still, dann brach Katie wieder in Lachen aus. »Du bist zu witzig, Miranda.«
    Ich sah Lachlan aus dem Augenwinkel. Er saß da mit versteinerter Miene. Dachte er – genau wie ich –, dass Miranda überhaupt nicht so geklungen hatte, als würde sie Spaß machen?
    Katie klopfte auf die Stuhllehne des Sitzes neben ihr. »Komm und setz dich hierhin, Miranda«, sagte sie. »Justine, rutsch rüber.«
    Als Justine blieb, wo sie war, rüttelte Katie ungeduldig an dem Stuhl. »Los, rutsch.«
    Justine stand roboterhaft auf und schlurfte zu dem freien Platz genau am Ende der Reihe. Sie hielt den Kopf gesenkt, aber ich konnte sehen, dass ihre Wangen vor Demütigung rosa glühten. Als Mrs Deane hereinkam, saßen Miranda und Katie Seite an Seite und schwatzten, als wären sie schon seit Jahren Freundinnen. Ihr Haar, fiel mir plötzlich mit einem unbehaglichen Gefühl auf, hatte inzwischen fast denselben Blondton. Auch dieselbe Länge.
    »Wo ist Miss Falippi?«, fragte ich Mrs Deane, und versuchte, mich von dem seltsamen Anblick von Katie und Miranda abzulenken.
    Mrs Deane verpasste mir einen ihrer Blicke, die bedeuteten: Dieses Mal lasse ich dir deine Unterbrechung noch durchgehen, denn ich habe etwas Wichtiges zu sagen. »Miss Falippi fühlt sich nicht wohl. Ich werde die Klasse beaufsichtigen, bis ich einen Ersatz gefunden habe.« Sie setzte sich und faltete ihre Hände. Ende des Gesprächs.
    Aber ich konnte es nicht dabei belassen. Nicht so ohne Weiteres. »Was fehlt ihr denn?« Mein Mund war staubtrocken.
    Als Mrs Deane sprach, lag es auf der Hand, dass wir nur die offizielle Version zu hören bekamen. »Miss Falippi war in letzter Zeit einer enormen Belastung ausgesetzt. Sie nimmt sich einige Zeit frei.«
    Schon nach der Hälfte der Pause schien jeder über Miss Falippi und ihr angebliches Drogenproblem Bescheid zu wissen. Es gab sogar welche, die behaupteten, Miss Falippi wäre in den Schulstunden ab und zu high gewesen. Und als auch noch ein paar Polizeibeamte auftauchten, als es klingelte, und auf das Büro von Mrs Deane zugingen, war das wohl der letzte Beweis, der noch gefehlt hatte.
    Miranda verbrachte die Pause mit Katie. Justine und Paige waren zwar auch da, hätten aber genauso gut unsichtbar sein können, so wenig beachtete Katie sie. Katie machte ein Riesentheater um Miranda, kämmte ihr die Haare neu, ordnete ihre Uniform, sodass sie sie auf die angesagte Art trug. Miranda war ihr neues Spielzeug. Am Ende der Pause sah ich, wie Katie das rosa Bändchen von ihrem Handgelenk Miranda umband. Ein merkwürdiges Gefühl stieg in mir auf, als ich sie aufstehen und untergehakt zusammen weggehen sah. Ein Teil von mir war überrascht, dass Katie jemanden unter ihre Fittiche nahm – nicht dass Miranda so aussah, als bräuchte sie noch besondere Betreuung. Der andere Teil von mir war … nicht wirklich eifersüchtig, aber ich spürte eine sonderbare, ängstliche Fürsorge Katie gegenüber.
    Eine leichte Brise kam auf und fing an, den Pausenabfall in Kreisen umherzuwirbeln. Ich sah zu Boden und beobachtete ein Ameisenheer, das geschäftig an einem abgenagten Apfelgehäuse arbeitete.
    Ich wandte mich an Ami. »Was sollen wir tun? Wegen Miranda?«
    Amis Antwort kam sofort. »Nichts. Wir versuchen, ihr um jeden Preis aus dem Weg zu gehen.«
    Sie ist tatsächlich aus ihrem Schneckenhaus gekrochen. Das ist ein Ausdruck, den ich nie gemocht habe. Es schien mir, dass man die meisten Kreaturen, die in Häusern und Schalen leben, auch lieber dort lassen sollte. Schnecken. Krebse. Viecher mit Stacheln. Aber in den nächsten Wochen hörte ich diesen Spruch immer wieder über Miranda. Und alle sagten es so, als handelte es sich um etwas Gutes.
    Zuerst hielten Ami und ich uns so weit wie möglich fern von Miranda. Aber es hätte keinen Sinn zu leugnen, dass ich immer noch fasziniert davon war, was da stattfand – und nicht nur weil die Konzentration auf sie mich davon abhielt, den ganzen Tag von Lachlan zu träumen.
    Es war schwer zu glauben, dass die dünne, zerbrechliche, praktisch

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