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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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ich mir nur in meinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Ich war fast enttäuscht, als wir die Stadt erreichten.
    »Wo willst du hingehen?«, fragte ich, als wir am Hauptbahnhof ausstiegen. Die letzten Anzugträger verließen eilig den Zug und rannten auf ihrem Weg ins Büro noch schnell in den nächsten Coffee-Shop.
    Miranda sah sich um, ihre Augen irgendwie umflort. »Es ist seltsam, ohne Katie hier zu sein«, gestand sie. »Das letzte Mal waren wir …« Sie zögerte, räusperte sich erst einmal. »Weißt du was? Lass uns jemandem folgen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das ist meine Art, Klamotten zu finden«, sagte Miranda. »Ich suche mir einfach jemand Interessantes aus und folge ihm dann.«
    »Hmm. Okay, wenn du willst.« Mir schien das eine sehr bizarre Art zu shoppen, aber dies hier war Mirandas Ausflug.
    Wir hingen am Bahnhof herum und warteten, dass jemand Interessantes vorbeikäme. Eine Weile sah es so aus, als würde überhaupt niemand unseren Erwartungen entsprechen. Wir hatten schon fast eine Stunde dort verplempert, heiße Schokolade getrunken und Leute beobachtet, als eine Frau, die ihr schwarzes Haar höchst raffiniert auf ihrem Kopf hochgesteckt hatte, vorbeikam. Sie trug eine Riesensonnenbrille, und ihre hochhackigen Stiefel klackerten laut auf dem Betonboden.
    »Die da«, sagte Miranda entschieden. Und schon waren wir unterwegs.
    Wir folgten der Frau mehrere Blocks, drückten uns draußen vor einem Café herum, während sie dort einen Kaffee trank, und taten so, als würden wir das Schaufenster einer Drogerie betrachten, als sie kurz in einer Bank verschwand. Ehrlich gesagt, fand ich, dass Miranda eine schlechte Entscheidung getroffen hatte. Die Frau schien irgendwie langweilig zu sein. Aber dann verließ sie die Hauptstraße und bog in eine Allee ein, bog dann noch ein paar Mal hintereinander rechts und links ab, bis wir in ein überfülltes Gässchen kamen. Blitzlichtgewitter flackerte auf. Am Ende der Straße war ein Gebäude mit Tausenden von silbernen Luftballons geschmückt. Die Frau schritt durch die Menge und zeigte dem Wachmann vor dem Haus des Gebäudes irgendetwas vor. Eine Art Pass. Der Sicherheitsbeamte nickte und hielt ihr die Tür auf. Der Türgriff hatte die Form eines Vogels, der gerade abhob.
    »Interessant«, sagte Miranda. »Sie müssen heute hier eine Filiale von Silver eröffnen.«
    Ich sah mich um. »Woher weißt du, dass es so heißt?« Ich konnte den Namen an der Fassade des Ladens nirgendwo erkennen.
    Miranda grinste. »Ich weiß es eben«, sagte sie. »Lass uns reingehen. Die haben tolle Klamotten. Du wirst sie mögen. Und ihre Eröffnungspartys sind suuuuupergeil .«
    Ich zögerte. »Wir sind nicht eingeladen«, begann ich. »Und wir haben unsere Schuluniformen an.«
    »Jetzt entspann dich mal«, sagte Miranda und legte einen Arm um mich. »Das wird schon. Oder willst du lieber wieder zurück in die Schule? Du könntest rechtzeitig zu Chemie zurück sein, wenn du dich beeilst.«
    Ich lachte. »Nein, besten Dank.« Mir war ein bisschen unwohl, in diese nobel aussehende Party hereinzuplatzen, aber wegfahren wollte ich auch nicht. Ich genoss das alles. Richtig . Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit.
    Als wir uns der Tür näherten, schnipste der Wachmann mit den Fingern und sah Miranda an. »Sag nichts. Du musst Isabels Schwester sein«, riet er. »Stimmt’s?«
    Miranda lächelte und schüttelte ihre Haare nach hinten. »Wir sehen uns ähnlich, oder?«, fragte sie süßlich. »Ist sie hier irgendwo? Sie hat vergessen, mir unsere Pässe zu geben.«
    Der Wachmann stolperte in seiner Beflissenheit, für uns die Tür aufzureißen, fast über seine eigenen Füße. »Geht einfach rein«, lud er uns ein. »Und grüßt sie schön von mir. Okay?« Miranda ging vor, nahm mich fest bei der Hand, als ob sie Angst hätte, ich könnte mich absetzen. »Mach ich!« Sie lachte perlend.
    Eines Tages war das Gebäude sicher ein Lager oder eine Fabrik gewesen – kalt und feucht –, aber jetzt war es ein superelegantes Geschäft mit freiliegenden Ziegeln und poliertem Betonboden. In jeder Ecke stand eine hohe Vase mit langstieligen Blumen, und in der Mitte war eine riesige Voliere, die fast bis an die Decke reichte. Sie war voller grauer Tauben, die alle eine große silberne Schleife um den Hals trugen. Die Kleider selbst waren auf polierten Metalltischen arrangiert oder hingen an Silberfäden von der Decke. Auf keinem einzigen gab es ein Preisschildchen.
    Kellner in silbernen Bodysuits

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