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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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sah ich Lachlan, der auf seine lässige, gemütliche Art auf mich zuschlenderte. Ein Handtuch hing um seine Schultern, die Hände steckten in seinen Taschen, und der Wind wehte sanft durch sein Haar.
    Wenn er überrascht war, dass ich dort war, zeigte er es nicht. Stattdessen hob er eine Hand und winkte, froh, mich zu sehen. Mich. Das Mädchen, das mit verheultem Gesicht allein dastand.
    »He«, sagte er. »Wie läuft’s?«
    »Im Moment etwas stürmisch«, gab ich zu. Ich war mir bewusst, dass meine Augen gerade wie Cherrytomaten aussehen mussten.
    »Wo ist das Problem?«
    »Einfach … nichts. Wirklich«, sagte ich.
    Natürlich sehnte ich mich so danach, ihm alles zu erzählen. Ich wünschte, ich könnte einfach meinen Kopf an seine Brust lehnen und alles rauslassen. Ich schaffte es aber nicht.
    Die Leute wollen diesen Mist nicht hören.
    Lachlan sah mich an, aber er drängte nicht. »Kommst du mit auf einen Spaziergang?«, fragte er nach einem Moment.
    Die Antwort sprudelte aus mir raus. » Ja. «
    Lachlan lächelte. »Ich mag, dass bei dir das Ja genau wie ein Ja klingt.«
    In den Augen von Beobachtern haben wir sicher sehr friedlich ausgesehen, so wie wir da schweigend gelaufen sind. Und ich nehme an, ich fühlte mich auch friedlich, aber es war eine erschöpfte Art Frieden. Die Art, die entsteht, wenn man so leer ist, dass man überhaupt nichts mehr empfinden kann.
    »Du hast mir was versprochen«, sagte Lachlan, nachdem wir eine Weile gegangen waren.
    »Was?«, fragte ich und dachte über all unsere Gespräche nach. »Ich habe gar nichts versprochen.«
    »Also, es war fast ein Versprechen«, sagte Lachlan. »Du hast gesagt, du würdest eines Tages mit mir im Meer schwimmen. Also, wie wär’s?«
    »Du machst Spaß, oder?«
    »Nein, wieso?« Lachlan streckte mir eine Hand entgegen. »Komm mit.«
    »Ich kann nicht.« Meine Stimme wurde schriller.
    Wenn ich ins Wasser ging, würden all diese schrecklichen Gefühle von unten nach oben wirbeln, mich umgeben, mich runterziehen, mich dahin zurückziehen, wo ich begonnen hatte. Ich sollte Babyschrittchen machen, keinen Sprung ins kalte Wasser.
    »Dir wird nichts passieren«, versprach Lachlan, und diese schönen braunen Augen sahen mich zuverlässig an. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Keine Badesachen«, krächzte ich.
    Wortlos legte Lachlan das Handtuch auf den Boden. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, schüttelte seine Schuhe ab und ging mit großen Schritten Richtung Wasser.
    »Lachlan!« Ich lachte, aber es war ein eher nervöses Lachen. »Bleib stehen!«
    Aber Lachlan ging weiter – vollkommen angezogen, genau wie ich an dem Morgen, nachdem Dad abgehauen war. Erst, als er schon bis zur Taille im Wasser war, blieb er endlich stehen und drehte sich herum. Er machte mit seinen Händen einen Trichter um den Mund und rief: »Komm, Olive! Komm und leiste mir hier draußen Gesellschaft.«
    Dem Meer kann man nicht trauen. Es ist dunkel und kalt mit einer trügerischen Strömung, die dich ziehen kann, wohin sie will. Sie kann dich ertränken, sie kann sich aber auch weigern, dich zu ertränken. Ich sah Lachlan an, wie er mir seine Hand reichte. Man würde sich ziemlich sicher fühlen, entschied ich, wenn man von solchen Händen gehalten würde. Ich schnürte meine Schuhe auf und begann, auf das Wasser zuzugehen, einen winzigen Schritt nach dem anderen.
    Als ich spürte, dass ich mich dem Wasser immer mehr näherte, hielt ich meine Augen offen. Das Wasser war kalt, und als ich weiterging spürte ich, wie es in meine Jeans drang und sie so schwer machte wie Zement. Der Sand begann ganz tief unter meinen Füßen wegzusinken. Lachlan sagte kein Wort, hielt seine Augen aber auf mich gerichtet, nickte mit immer noch ausgestreckten Armen. Als ich endlich die Stelle erreichte, wo Lachlan stand, packte ich fest seine Hand. Und obwohl er die ganze Zeit in dem eiskalten Wasser gestanden hatte, war sie noch warm.
    »Wie schön, dass du es geschafft hast«, sagte er, neigte den Kopf und lächelte, als wären wir auf irgendeiner rauschenden Party anstatt in voller Bekleidung mitten im Ozean.
    Das Wasser stieg an und schob, sodass ich fast das Gleichgewicht verlor. »Okay, jetzt gehe ich wieder raus«, sagte ich nervös und versuchte, mich Lachlan zu entziehen. Aber seine Finger legten sich um mein Handgelenk und hielten mich fest. Mein Herz hämmerte. »Was machst du da?«
    »Jetzt ist nicht der richtige Augenblick zu gehen«, sagte er ruhig. »Da kommt eine Welle.«
    Ich

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