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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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schwimmen, wenn du doch eigentlich bei mir sein solltest? Ich habe dich gesucht. Ich suche dich seit Stunden.«
    Ich hörte sie reden und fragte mich, warum ich mich so anders fühlte. Etwas fehlte. Etwas hatte sich verändert. »Tut mir leid. Ich bin abgelenkt worden.«
    Ich sah, dass ihr Blick sich auf Lachlans Sweatshirt konzentrierte und überlegte, ob sie es wiedererkannte.
    »Das ist von deinem Dad, oder?«, sagte sie. »Es ist ziemlich tragisch, dass du es trägst. Du musst ihn vergessen, weißt du. Er kommt nicht zurück.«
    Ich verbiss mir ein Grinsen. Sie hat uns nicht gesehen. Sie hat keine Ahnung . Und da merkte ich, was fehlte. Meine Angst.
    »Komm«, drängte Miranda plötzlich. »Wir müssen gehen. Ich habe eine Menge Zeit damit verplempert, nach dir zu suchen. Die Party hätte schon vor Stunden anfangen sollen.«
    »Ich komme nicht«, gab ich zurück und ging weg. Weiter unten am Strand gab es noch eine andere Treppe.
    »Also willst du, dass ich der ganzen Welt alles über Ami erzähle?«
    Inzwischen war ich ein paar Meter weg, aber es klang, als ob Miranda direkt neben mir wäre und mir ins Ohr spräche.
    »Du willst, dass jeder weiß, wie erbärmlich du bist?«
    Die Strandstraße entlang waren inzwischen die Laternen angegangen. Bleib nicht stehen. Geh weiter . Das ist es, was Ami mir geraten hätte. Aber ich hatte dieses plötzliche Bedürfnis, Miranda zu zeigen, dass sie mich nicht mehr kontrollieren konnte. Dass ich mich von ihr befreit hatte.
    »Weißt du was?«, sagte ich und schob mir eine paar nasse Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich habe darüber nachgedacht. Und mir ist etwas klargeworden. Ami hätte nicht gewollt, dass man sie zur Erpressung einsetzt. Also nur zu. Erzähl es allen. Setz es in den Schulblog, wenn du Lust hast. Soll es doch die ganze freakige Welt wissen.«
    Es fühlte sich gut an, Mirandas Drohungen zurückzuschleudern, auch wenn Gefahren im Spiel waren – die größte wäre, wie Lachlan reagieren würde, wenn er es hörte. Ich hoffte, dass Ami in Lachlans graue Kategorie fiel. Aber ganz sicher war ich nicht. All diese Schmetterlinge, die ich gefühlt hatte – vielleicht würde ich sie ja nie wieder fühlen.
    Aber jetzt genoss ich diesen Schock und Unglauben in Mirandas Gesicht. Das war die Sache wert.
    Das hätte der Moment sein sollen, mich umzudrehen und für immer wegzugehen, Miranda dort stehenzulassen. Aber Mirandas Ausdruck veränderte sich, und da war etwas, das mich wie angewurzelt stehen ließ.
    »Es ist an der Zeit«, sagte sie leise. »Zeit, dir zu sagen, was wirklich passiert.«
    Der Wind fuhr mir ins Gesicht und ließ mich zittern.
    »Heute Abend ist nicht nur eine Party, weißt du«, erklärte sie weiter und fuhr sich durchs Haar. »Es ist der Launch – von Dals neuem Album. Aber wenn du nicht kommen willst …« Sie zuckte mit den Schultern und fing an, die Treppen hochzusteigen. »Aber es ist doch verdammt schade«, murmelte sie über ihre Schulter, »wenn man bedenkt, dass es die letzten Tracks sind, die er je aufnehmen wird.«
    »Was?«, hörte ich mich scharf ausrufen. » Was hast du gesagt?«
    Miranda drehte sich ein Stück herum, mit diesem leicht verwunderten Ausdruck. »Ich habe gesagt, es ist eine Launch-Party.«
    »Nein, nicht den Teil«, knurrte ich. »Warum sind das die letzten Tracks, die Dallas je aufnehmen wird?«
    Ich hatte Mühe zu sprechen. Meine Brust hob und senkte sich, als wäre ich gerannt.
    Miranda seufzte tief. »Du musst doch gemerkt haben, in was für einem Zustand er ist, Olive«, sagte sie sanft. »Er lässt sich gehen. Isst nicht. Trinkt viel zu viel und nimmt zu viele Drogen. Er ist …« Ihre Stimme klang erstickt, voller Emotionen, aber ihre Augen blieben fest und beobachteten mich genau. »Er wird nicht mehr lange unter uns sein. Ich dachte, du würdest ihn gerne ein letztes Mal sehen – vor allem, wenn man bedenkt, was du ihm gegenüber immer empfunden hast.«
    Alle Feuchtigkeit verschwand sofort aus meinem Mund. Meine Beine, die sich eben noch so stark angefühlt hatten, drohten unter mir zusammenzubrechen. Es ist nur eine Drohung. Noch ein Versuch, mich ihrem Willen zu unterwerfen. Vielleicht. Aber wenn es eins gab, was ich ganz sicher von Miranda wusste, dann war es, dass sie in der Lage war, Drohungen wahrzumachen.
    »Okay«, sagte ich. »Ich komme.«
    Miranda lächelte. »Natürlich kommst du«, gab sie zurück. »Du wirst es nicht bereuen. Warte, bis du die Songs hörst, Olive. Sie werden dich umhauen.«
    Oben auf

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