Du gehörst zu mir
Gewissensbissen übermannt errötete Madeline. »Wie lange hat dieser Zustand angehalten?«
»Eine Woche lang hat er bis zur Besinnungslosigkeit getrunken, und dann dauerte es eine weitere Woche, bis er wieder vernünftig aß.« Verwirrt schüttelte Mrs. Beecham den Kopf. »Das konnte ich ja verstehen, da wir alle wussten, wie er zu Ihnen stand … aber jetzt … Ich hätte nie gedacht, er so an Lord Drake hing. Ich möchte nicht negativ über die Toten reden, aber der Mann war ein solcher Tunichtgut möge er in Frieden ruhen.«
»Vermutlich liegt es daran, sie zusammen aufwuchsen. Aus irgendeinem Grund fühlt sich Logan für ihn verantwortlich.«
Die Haushälterin zuckte die Schultern. »Wie auch immer, dem Hausherrn ist sein Tod jedenfalls sehr nahegegangen.« Ihr mitfühlender Blick glitt über Madelines angespanntes Gesicht. »Letztlich wird er wieder zu sich finden, Mrs. Scott. Beunruhigen Sie sich nicht. In Ihrem Zustand sollte sich eine Frau nicht aufregen.«
Das war natürlich leichter gesagt als getan. Sollte sie etwa unbeteiligt zusehen, wie ihr Ehemann sich zu Tode trank? In den späten Abendstunden des nächsten Tages fasste sich Madeline ein Herz, ging zu seinem Zimmer, drehte den schweren Messingknopf und musste feststellen, die Tür verschlossen war. »Logan?« fragte sie leise klopfend. Wie erwartet erhielt sie keine Antwort. Sie klopfte etwas energischer und vernahm sein unwilliges Schnauben aus dem Innern.
»Hör endlich auf, die verdammte Tür zu malträtieren, und lass mich in Frieden.« Seine Stimme hatte einen so hässlichen Unterton, sich ihre Nackenhaare aufrichteten.
»Bitte, mach auf«, flehte Madeline und versuchte, gefasst zu wirken, »sonst hole ich mir von Mrs. Beecham den Nachschlüssel.«
»Dann drehe ich dir den Hals um«, erwiderte er so bedrohlich, als schreckte er selbst davor nicht zurück.
»Ich werde hier warten, bis du herauskommst. Wenn es sein muss, sogar die ganze Nacht.« Als er nicht reagierte, hatte sie plötzlich eine Eingebung: »Und wennn dem Baby etwas zustößt dann musst du das mit deinem Gewissen vereinbaren!«
Innerlich aufatmend vernahm Madeline seine schweren Schritte. Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und sie wurde brutal in den Raum gezerrt.
»Ich habe kein Gewissen«, sagte Logan, während er die Tür zuschlug und sie beide in dem dämmrigen Schlafzimmer einschloss. Groß und bedrohlich baute er sich vor ihr auf, sein Haar war zerzaust, sein Atem stank nach Alkohol. Er trug eine zerknitterte Hose, war barfuß und hatte seinen muskulösen Oberkörper entblößt. Über seinen Anblick entsetzt schrak Madeline zurück. Sein Mund war zu einem abscheulichen Grinsen verzerrt, und in seinen blutunterlaufenen Augen glitzerte pure Verzweiflung »Du willst die pflichtbewusste Ehefrau spielen«, lallte Logan, »meine Schultern tätscheln und mir Plattitüden ins Ohr flüstern. Nun, ich will keinen Trost von dir. Ich brauche ihn nicht. Alles, was ich brauche, ist das hier.« Seine Hand griff nach ihrem Mieder, seine Finger glitten in ihren Halsausschnitt und zogen sie ungestüm an sich. Sein heißer, von Bartstoppeln umgebener Mund rieb über die zarte Haut ihres Dekolletes Madeline spürte, er ihren Protest über diese raue Liebkosung erwartete, doch sie schlang ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Ihre zärtliche Berührung schien Logan aus der Fassung zu bringen. »Zur Hölle mit dir«, brüllte er. »Hast du denn keine Angst vor mir?«
»Nein.« Sie presste ihr Gesicht an seine Schulter.
Plötzlich ließ er von ihr ab und rang nach Luft.
»Logan«, sprach sie sanft, »du benimmst dich, als machtest du dich selbst für den Tod deines Freundes verantwortlich. Ich verstehe nicht, warum.«
»Das brauchst du auch nicht.«
»Doch, wenn ich mit ansehen muss, wie du dich selbst zerstörst. Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die dich brauchen … zufälligerweise gehöre auch ich dazu.«
Sein Zorn schien wie verflogen, und er wirkte plötzlich nachdenklich und voller Selbstzweifel. »Andrew brauchte mich«, murmelte er. »Und ich habe ihn im Stich gelassen.«
Sie musterte sein gramzerfurchtes Gesicht. »Dann ist das also der Grund?«
»Teilweise.« Logan hob eine halbvolle Flasche Brandy vom Boden auf und setzte sich auf den Rand seines zerwühlten Betts. Auf Laken und Teppich befanden sich Schnapsflecken, der eindeutige Beweis für seine hemmungslose Trunksucht während der vergangenen anderthalb Tage. Er setzte die Flasche an
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