Du gehörst zu mir
als sonst.
In süffisantem, gelangweiltem Ton wandte er sich an Rochester. »Ich kann mir nicht vorstellen, was dich zu mir führt.«
»Du bist alles, was mir geblieben ist«, erwiderte Rochester schlicht.
Ein hinterhältiges Lächeln umspielte Logans Mundwinkel. »Zum Teufel, ich hoffe, du mich nicht als zweite Garnitur für Andrew vorgesehen hast?«
Der alte Mann zuckte sichtlich zusammen. »Ich streite nicht ab, ich bei Andrew viele Fehler gemacht habe.
Vielleicht war ich nicht der ideale Vater.«
»Vielleicht?« Logan lachte erbittert auf.
»… aber ich hatte Hoffnungen in Andrew gesetzt. Hatte Pläne für ihn. Ich …« Rochester schluckte vernehmlich und fuhr unter Schwierigkeiten fort: »… ich liebte ihn, egal, wie du darüber denkst.«
»Das hättest du ihm gegenüber zum Ausdruck bringen sollen«, schnaubte Logan.
Rochester schüttelte den Kopf, als bereitete ihm das Gespräch allergrößte Mühen, doch dann fuhr er entschlossen fort. »Ich hatte hohe Erwartungen in Andrew gesetzt. Seine Mutter war eine kultivierte Frau, feinsinnig und von altem Adel. Ich nahm sie zur Frau, weil ich meinem Sohn einen untadeligen Stammbaum garantieren wollte.«
»Im Gegensatz zu deinem Erstgeborenen«, warf Logan ein.
»Ja«, gestand Rochester bereitwillig. »Du passtest nicht in meine Pläne. Ich redete mir ein, es das Sinnvollste wäre, dich wegzugeben und einen neuen Anfang zu machen. Für meinen Sohn – meinen legitimen Sohn – wollte ich nur das Beste. Ich gab ein Vermögen für ihn aus, ermöglichte ihm den Besuch der besten Schulen und den Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Ich sah überhaupt keinen Grund, warum Andrew nicht erfolgreich werden sollte … doch er versagte kläglich, wann immer er etwas in die Hand nahm. Keine Disziplin, kein Ehrgeiz, keine Begabung, keine Interessen außer Alkohol und Glücksspiel. Wohingegen du …« Er lachte ironisch auf. »Dir gab ich keinen Pfennig. Deine Abstammung ist die eines Bastards. Und dennoch ist es dir gelungen, Reichtum anzuhäufen und deinen Platz in der Gesellschaft zu behaupten. Du hast es sogar geschafft, eine Frau zu heiraten, wie sie Andrew würdig gewesen wäre.«
Logan musterte ihn süffisant. »Sag schon, was du willst Rochester, und dann verschwinde.«
»In Ordnung. Ich möchte die Fehde zwischen uns beenden.«
»Es gibt keine Fehde«, erwiderte Logan tonlos. »Nachdem Andrew von uns gegangen ist, interessiert es mich einen feuchten Kehricht, was mit dir geschieht. Du hast weder mit mir, noch mit meiner Frau oder meinen Kindern irgendetwas zu tun. Soweit es mich betrifft, bist du gar nicht vorhanden.«
Logans Gleichgültigkeit schien den Grafen nicht zu überraschen. »Das ist selbstverständlich deine Entscheidung.
Trotzdem gibt es vieles, was ich, dein Einverständnis vorausgesetzt für deine Familie tun könnte. Zum einen könnte ich meine Beziehungen spielen und dich in den Adelsstand erheben lassen, insbesondere vor dem Hintergrund der von dir erworbenen, ausgedehnten Ländereien und Liegenschaften. Und obwohl die gesetzlichen Bestimmungen vermutlich vorgeben, wie viel ich einem illegitimen Abkömmling hinterlassen darf, kann ich dir sicherlich ein großzügiges Erbe angedeihen lassen.«
»Ich will keinen Pfennig von deinem Geld. Es hätte Andrew zugestanden.«
»Dann nimm es nicht für dich. Denk doch an deine Kinder. Ich möchte sie zu meinen Erben erklären. Willst du ihnen ihr Geburtsrecht abschlagen?«
»Ich werde nichts …«, hub Logan an, doch der Graf schnitt ihm das Wort ab.
»Bislang habe ich dich noch nie um etwas gebeten. Ich will lediglich, du meinen Vorschlag überdenkst. Du brauchst mir die Antwort nicht jetzt mitzuteilen. Es scheint ohnehin so, ich zur Zeit nichts anderes tun kann als abzuwarten.«
»Da wirst du lange warten«, entgegnete Logan grimmig.
Rochester grinste verständnisvoll. »Sicherlich. Ich weiß, wie eigensinnig du sein kannst.«
Mit starrem Gesicht beobachtete Logan schweigend, wie Rochester sich verabschiedete und aufbrach.
Unseligerweise hatte entweder Rochester selbst oder einer seiner Anwälte das Geheimnis um Logans Abstammung preisgegeben, denn die Nachricht verbreitete sich innerhalb weniger Tage in ganz London. Ihr Haus wurde von Besuchern und Briefen überschwemmt die der Geschichte auf den Grund gehen wollten, und auch das Capital blieb davon nicht verschont.
Logans Vorstellungen waren immer schon gut besucht gewesen, doch mittlerweile waren sie so beliebt man
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