Du gehörst zu mir
seine Lippen, doch Madeline entriss sie ihm, bevor er auch nur einen Schluck nehmen konnte. Als er mit einer fahrigen Bewegung nach der Flasche greifen wollte, wäre er beinahe vornübergefallen.
Madeline stellte den Brandy beiseite und baute sich vor ihm auf. »Erzähl es mir«, sagte sie, während sie dem Drang widerstehen musste, ihn zu berühren. »Bitte.«
Wie ein verängstigtes Kind schloss er die Augen und ließ den Kopf zwischen seine Schultern sinken. Stockend nannte er einige Namen … Lord Drake … Graf Rochester … Mrs. Florence … dann sprudelten plötzlich die Worte aus ihm hervor, und Madeline erfuhr eine beinahe unglaubliche Geschichte.
Während sie seiner Schilderung lauschte, blieb Madeline reglos vor ihm stehen. Logan erklärte ihr, er der illegitime Sohn von Rochester und Mrs. Florences Tochter sei … Andrew sein Halbbruder gewesen wäre. Bestürzt hörte sie ihm zu, während er ihr mit der verbitterten Ehrlichkeit eines Verstoßenen seine Lebensbeichte ablegte. Seine gegenüber Andrew gehegte Trauer und Zuneigung vermischten sich ganz eindeutig mit tiefen Schuldgefühlen.
»Warum. zum Teufel hast du mir das nicht schon früher erzählt?« fragte Madeline, nachdem er schließlich in brütendes Schweigen verfallen war.
»Ich sah keine Veranlassung … besser, du wusstest nichts davon. Genau wie Andrew.«
»Aber du hättest es ihm noch gestanden, nicht wahr?« murmelte sie, während sie sich ein Herz fasste und seine zerzausten Locken streichelte. »Du bedauerst du es ihm nicht gesagt hast als du die Chance dazu hattest.«
Logans Kopf sank an ihre Brust wo er die duftende Süße ihrer Haut einsog. »Ich bin mir nicht sicher. Ich …
verflucht. jetzt ist es zu spät.« Seufzend rieb er sich die Augen an ihrem Samtoberteil. »Ich hätte mehr für ihn tun müssen.«
»Du hast getan, was du konntest. Du hast seine Schulden beglichen und ihn nie zurückgewiesen. Du hast ihm sogar verziehen, er dir Olivia ausgespannt hat.«
»Dafür hätte ich ihm dankbar sein sollen«, erwiderte er rau. »Olivia war eine hinterhältige Schlange.«
Innerlich seufzend überlegte Madeline, ihr eigenes Verhalten nicht viel besser als das Olivias gewesen war. »Wirst du Rochester aufsuchen?« fragte sie und spürte, wie er sich innerlich verkrampfte.
»Ich würde mir selbst nicht trauen, ich ihn nicht auf der Stelle umbringe. Mehr als jeder andere ist Rochester für Andrews Tod verantwortlich. Er hat ihm das Leben so zur Hölle gemacht, Andrews einziger Ausweg der Griff zur Flasche war.« Ein schroffes Lachen entwich seiner Kehle. »Die waschechten Londoner haben einen speziellen Ausdruck für einen Säufer. Sie nennen ihn ›Schnapsleiche‹. Der arme Andrew – eine Leiche ist er jetzt jedenfalls, wenn auch eine Wasserleiche.«
Seine makabre Äußerung ignorierend, streichelte Madeline weiterhin seinen dunklen Schopf. »Komm in mein Bett und schlafe deinen Rausch aus«, schlug sie ihm Augenblicke später vor. »Währenddessen können die Bediensteten hier saubermachen und lüften.«
Eine ganze Weile reagierte Logan nicht. Madeline war klar, er überlegte, ob er seinem Brandy entsagen sollte oder nicht. »Du willst mich doch gar nicht in deinem Bett«, brummte er. »Ich bin betrunken und brauche verflucht noch mal ein Bad.«
Madeline lächelte vage. »Du bist mir in jedem Zustand willkommen.« Ihre Fingerspitzen glitten über seinen nackten, muskulösen Arm und umschlossen schließlich seine schlaffe Hand. Komm flüsterte sie. »Bitte.«
Sie rechnete fest mit Logans abweisender Reaktion. Zu ihrem Erstaunen erhob er sich jedoch und folgte ihr aus dem Zimmer. Der kleine Triumph siegte über ihre Besorgnis, trotzdem war sie alles andere als beruhigt. Ganz allmählich verstand sie, welche Bürde Logan mit sich herumgetragen hatte.
Kein Wunder, ihm Lord Drakes Tod so zusetzte. Wie fürchterlich musste er sich gefühlt haben, als er erfuhr, der reiche junge, mit dem er gemeinsam aufgewachsen war, eigentlich sein Bruder war. Keiner von beiden hatte jemals ein richtiges Zuhause oder eine liebende Familie kennengelernt … und auch nie wirkliches Glück erfahren.
Ihre Hand glitt zu ihrem Bauch, als wollte sie das winzige, darin heranwachsende Leben beschützen. Sicherlich war Logan in der Lage, ein unschuldiges Kind zu lieben. Wenn er ihre Liebe schon nicht wollte, dann wollte sie ihm wenigstens das kleine Wesen schenken.
Logan schlummerte tief und fest zuckte nur gelegentlich zusammen oder murmelte
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