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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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jedoch einhellig ihre Missbilligung zum Ausdruck brachten. »Für einen solchen Aufstand besteht absolut kein Grund«, protestierte Madeline, doch sie waren entschlossen, sie vor einem in ihren Augen gefährlichen Mann zu schützen.
    Als sie eintrafen, durchwühlte Lord Drake gerade die Mahagonischränke in seinem Gästesalon. Unsicher schwankend und blinzelnd wie ein aus dem Schlaf gerissenes Kind starrte er die vier an, und seine blutunterlaufenen Augen ruhten auf Madelines schmalem Gesicht.
    Der Kontrast zwischen seiner normalerweise gepflegten Erscheinung und seinem derzeitigen Zustand verwirrte sie.
    Der süffisante, sorglose Adelsspross hatte sich in einen Fremden mit struppigem Haar und aschfahler Gesichtsfarbe verwandelt. Er hatte die frischen, für ihn zurechtgelegten Sachen angezogen: Hose, Hemd und eine Weste, die auf Logans schlankere Gestalt maßgeschneidert waren. Knöpfe und Stoff spannten über seinem Bauchansatz.
    »Wenn Sie alkoholische Getränke suchen«, meinte Madeline sanft, »so hat Logan dafür gesorgt, diese aus den Gästezimmern entfernt wurden. Möchten Sie, ich Ihnen Kaffee holen lasse?«
    Entsetzt und beschämt musterte er sie, und es schien, er am liebsten im Erdboden versunken wäre. »Bitte gehen Sie«, murmelte er. »Ich kann es nicht ertragen, Ihnen gegenüberstehen zu müssen. Was ich heute getan habe …«
    »Sie waren nicht mehr Herr Ihrer Sinne«, erwiderte sie, und ihre Verachtung verwandelte sich in Mitgefühl.
    »O doch, ich wusste genau, was ich tat«, versicherte er ihr. »Genau so bin ich, ein feiger, hinterhältiger Bastard.«
    Er schüttelte den Kopf, als Madeline den Diener anwies, Kaffee und belegte Brote zu holen. »Machen Sie sich keine Mühe. In einer Stunde bin ich verschwunden.«
    »Sie müssen bleiben, Lord Drake. Schon allein wegen Logan, der Sie sicher sehen möchte.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Oh, Sie wollen ihm nicht das Vergnügen nehmen, mich zum Krüppel zu schlagen.«
    »Eigentlich sollten Sie ihn besser kennen«, erwiderte sie ruhig und ließ sich in einem Sessel nieder, während Mrs. Beecham und der Butler Licht anzündeten und das Kaminfeuer anfachten. »Setzen Sie sich und erzählen Sie mir alles, Lord Drake.«
    Widerwillig gehorchte er, ließ sich schwerfällig in einen der Sessel neben dem Kamin sinken und stützte seinen zerzausten Schopf auf seinen Händen auf. Als der Kaffee serviert wurde, trank Lord Drake drei Tassen des bitteren Gebräus und schien langsam wieder klar denken zu können. Nachdem er offensichtlich keine bedrohliche Gefahr darstellte, befolgten die Bediensteten Madelines leise gemurmelte Aufforderung und zogen sich in den Nebenraum zurück.
    Lord Drake ergriff vor Madeline das Wort. »Vor der Bootsparty habe ich drei Tage lang ununterbrochen getrunken«, murmelte er. »Ich war fast von Sinnen vor Angst, weil ich wusste, irgendwelche Kerle, denen ich ein Vermögen schuldete, ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hatten. Ich entwickelte den dummen Plan, zum Schein zu ertrinken, und hoffte, ich sie damit eine Zeitlang von meiner Spur abbringen würde. Nachdem mein Trick gelungen war, nahm ich eine andere Identität an, um an der Eastside in einer Spielhölle spielen zu können. Dort erfuhr ich von den Gerüchten um Logan. jeder redete davon, er Rochesters illegitimer Sohn sei. Ich kochte vor Wut. Nie zuvor in meinem Leben verspürte ich einen solchen Hass.«
    »Auf Logan?« fragte Madeline verwirrt.
    Der dunkle, zerzauste Schopf nickte unmerklich. »Ja … obwohl er sich im Grunde genommen gegen meinen Vater richtete. Beide hatten mich arglistig betrogen. Logan war der Erstgeborene, und ich hatte seinen Platz eingenommen. Ich führte das Leben, das eigentlich ihm zustand … und es war immer schon verdammt offensichtlich, er der bessere Mensch war. Sehen Sie nur, was er aus sich gemacht hat. Ich habe mich ständig mit ihm verglichen und zog den kürzeren, konnte mich zumindest jedoch mit dem Gedanken trösten, das Blut der Drakes durch meine Adern fließt. Jetzt scheint es, er selbst das besitzt.«
    »Sie sind Lord Rochesters einziger legitimer Erbe«, bemerkte Madeline. »Daran wird sich nichts ändern.«
    Lord Drake umklammerte die zarte Porzellantasse so fest Madeline schon befürchtete, sie könnte zerspringen.
    »Aber es hätte alles Logan zugestanden, verstehen Sie das denn nicht? Stattdessen bekam er nichts.
    Weniger als nichts. Gütiger Himmel, Sie können sich nicht vorstellen, wie er aufwuchs, die Bestrafungen durch den

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