Du gehörst zu mir
vor seinem schweren Mahagonischreibtisch saß. Sein weißes Leinenoberhemd, zuvor gestärkt und tadellos gebügelt klebte an seinen breiten Schultern. Seine schwarze Seidenkrawatte wie auch die blassgraue Weste, die er jeden Tag trug, hatte er abgelegt.
Es war seltsam, Mr. Scott so ruhig und friedlich zu erleben, nachdem er den ganzen Tag unermüdlich aktiv gewesen war. Er schien die Energie von zehn Männern zu besitzen und befehligte sein Theater wie ein Schiffskapitän. In einem Augenblick überwachte er die Schauspieler während der Proben, kritisierte und forderte sie, bis ihn ihre Darstellung zufriedenstellte … und im nächsten war er bei den Bühnenmalern, schleppte schwere Kulissen und Leinwände, erklärte, wie er sich deren Gestaltung vorstellte, bis es den Anschein erweckte, dass er selbst zum Pinsel greifen würde, um die Aufgabe zu erledigen.
Jedes Ensemblemitglied wusste, dass die eigene Arbeit früher oder später kritisch begutachtet werden würde, und alle wollten ihn zufriedenstellen. Nach seinem Lob glühten sie vor Stolz.
Madeline wünschte sich eine vergleichbare Anerkennung von ihm, dass er sie endlich mit anderen Augen wahrnahm und nicht nur als seine tollpatschige Angestellte.
Als Madeline auf der Schwelle stehenblieb, erstarrte Mr. Scotts durchtrainierte Rückenmuskulatur. Obwohl sie keinen Laut von sich gegeben hatte, drehte er sich in seinem Sessel um, und seine blauen Augen blickten sie fragend an.
»Mr. Scott«, sagte sie, »ich dachte, ich könnte Ihnen vielleicht bei Ihrer Korrespondenz behilflich sein. Ich habe bemerkt, wie überfüllt Ihr Schreibtisch ist, und … ich könnte Briefe schreiben, wenn Sie mir diktieren.« Da sie keinerlei Regung auf seinen Gesichtszügen feststellte, fügte sie erwartungsvoll hinzu: »Ich habe eine sehr schöne Handschrift.«
Es dauerte überaus lange, bis er ihr antwortete. Er musterte den Stapel unbeantworteter Post auf seinem Schreibtisch, dann wanderte sein Blick zu ihn Langsam griff er den neben ihm stehenden Stuhl und entfernte einige darauf liegende Bücher. »Warum nicht?« murmelte er.
Madeline setzte sich, nahm Papier und Feder und benutzte eine Ecke seines Schreibtischs als Unterlage. Mr. Scott zog eine mit Notizen beschriebene Seite aus dem Stapel und las ihr langsam vor, während er sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn strich. Noch nie hatte Madeline so schönes Haar bei einem Mann gesehen.
Sicherlich gab es viele Frauen, die nur zu gern seine zerzausten Locken gestreichelt hätten.
Voller Schuldbewusstsein genoss Madeline das erhebende Gefühl, mit ihm allein zu sein, und fuhr mit ihrer heimlichen Begutachtung fort. Eine graue Hose betonte seine langen, muskulösen Beine. Viele der von ihm verkörperten Rollen erforderten sportliche Höchstleistungen. Die anstrengenden Fecht- und Kampfszenen, die er Abend für Abend spielte, sorgten für seine hervorragende Körperkonstitution.
»Richten Sie diesen Brief an Monsieur Jacques Daumier, rue des Beaux Arts, Paris.« Zu Madelines Verblüffung diktierte Scott den Brief auf Französisch. Ihr wurde klar, dass er testen wollte, ob sie dieser Sprache tatsächlich mächtig war. Sie stellte sich der Herausforderung und schrieb eifrig mit.
Während Mr. Scott diktierte, begriff sie, dass er einem Manager der Comedie Francaise dabei behilflich sein wollte, vorübergehend ein Londoner Theater anzumieten, damit seine Schauspieler vor englischem Publikum auftreten konnten.
»Verzeihung, Sir«, unterbrach sie ihn mitten in einem Satz, »aber ich glaube, dass dieses Verb im Konjunktiv stehen sollte.«
»Lassen Sie es, wie es ist.«
Madeline runzelte die Stirn. »Mr. Scott, ich bin sicher, Sie wissen, wie kritisch die Franzosen im Umgang mit ihrer Muttersprache sind.«
»Verflucht ich bin sicher, dass ich sehr viel mehr über die Franzosen weiß als Sie«, herrschte er sie an. »Und ich werde dieses verdammte Verb so konjugieren, wie es mir passt.«
»In Ordnung.« Madeline beugte ihr Gesicht über das Blatt Papier. »Trotzdem haben Sie unrecht«, murmelte sie.
Plötzlich wurde Logans Verärgerung von einem Anflug von Belustigung verdrängt Gewaltsam musste er das in ihm aufsteigende Gelächter unterdrücken. Niemand wagte es, ihn so freimütig zu kritisieren. Die ihm nahestehenden Adligen waren normalerweise Mäzene, die sich lediglich dann zu Wort meldeten, wenn sie etwas von ihm wollten.
Seine Mitarbeiter erzählten ihm stets das, was er hören wollte. Die einzige, die
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