Du gehörst zu mir
betrübt.
Mrs. Florence stützte das Kinn auf ihre faltige Hand. »Das macht das Vorhaben noch etwas komplizierter.
Andererseits sind Sie jung und hübsch, und das sollte man nicht unterschätzen.«
»Das Problem ist, dass ich bereits einen Fehler begangen habe. Ich hätte mich geheimnisvoll und spröde geben sollen … stattdessen habe ich meine Absichten ganz eindeutig zu erkennen gegeben.«
»Er weiß, dass Sie es auf ihn abgesehen haben?« Mrs. Florence schien amüsiert.
»Ja, und er hat klar zum Ausdruck gebracht, dass er nichts mit mir zu tun haben will.«
»Nun, Ihr unverblümter Annäherungsversuch war nicht unbedingt ein Fehler«, entgegnete Mrs. Florence.
»Vermutlich ist ein Mann wie Scott Frauen gewohnt, die sich unterschwelliger und gerissener Verführungsmanöver bedienen. Vielleicht haben Sie richtig gehandelt, indem Sie ihn aus der Bahn warfen.«
»Ich habe ihn nicht nur aus der Bahn geworfen«, wandte Madeline schüchtern ein, »ich habe dafür gesorgt, dass er dabei auch noch verletzt wurde.« »Was haben Sie?« fragte Mrs. Florence verwundert, und Madeline schilderte ihr den Fechtunfall. Die ältere Dame musterte sie amüsiert und ungläubig. »Ich sage Ihnen, mein Kind … Sie haben mich vor eine Herausforderung gestellt. Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken.«
Madeline wartete, während die alte Frau über das Problem nachsann.
»Schade, dass Sie kein schauspielerisches Talent besitzen«, bemerkte Mrs. Florence schließlich. »Einem Mann wie Scott macht man auf der Bühne Avancen, denn dort ist er am leichtesten zugänglich. Ich könnte beschwören, dass er seine Selbstkontrolle lediglich ablegt wenn er eine Rolle verkörpert. Nur in diesen Augenblicken der Verletzbarkeit dürften Sie an ihn herankommen.«
»Vielleicht könnte ich einigen der Schauspieler und Schauspielerinnen das Angebot machen, für sie zu soufflieren, wenn sie ihre Texte lernen«, meinte Madeline zögernd.
»Ja, das ist eine hervorragende Idee.«
»Aber Mrs. Florence … was ist wenn es mir gelingt Mr. Scott in einem dieser ›verletzlichen Momente‹ zu erwischen? Was soll ich ihm sagen?«
»Lassen Sie sich von Ihren Instinkten leiten. Vergegenwärtigen Sie sich lediglich, dass Sie nicht wie eine Liebesschmachtende reagieren. Stellen Sie einfach klar heraus, dass Sie interessiert und willig sind … dass Sie Vergnügen ohne Reue anbieten. Dem kann kein Mann widerstehen.«
Gehorsam nickte Madeline.
»Da ist noch eine Sache.« Nachdenklich musterte Mrs. Florence das Mädchen. »Für diese Geschichte brauchen Sie die entsprechende Kleidung. Auch wenn Sie eine attraktive Figur haben, wird man sie in dieser hausbackenen Garderobe kaum vermuten.«
Ein resigniertes Lächeln umspielte Madelines Mundwinkel. »Da kann ich leider nichts machen, Ma’am. Ich kann mir kein neues Kleid leisten.«
»Ich werde darüber nachdenken«, versicherte ihr die alte Dame. »Mir wird schon etwas einfallen.«
Lächelnd bewunderte Madeline die tatkräftige Energie und Begeisterungsfähigkeit von Mrs. Florence. »Ich bin froh, dass ich Sie um Ihren Rat gefragt habe, Ma’am.«
»Ich auch, Maddy. Für mich ist es seit Jahren die größte Herausforderung, an Ihrem Plan teilzuhaben. Mit meiner Hilfe werden Sie Mr. Scott in Ihr Bett lotsen, als würde ein Lamm zur Schlachtbank geführt.«
»Das hoffe ich«, erwiderte Madeline. »Allerdings … kann ich mir nicht vorstellen, dass er sehr viel Ähnlichkeit mit einem Lamm besitzt.«
»Es liegt an Ihnen, das herauszufinden, meine Liebe. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die Männer im Bett oft völlig anders verhalten als sonst. Schauspieler sind die unergründlichsten Liebhaber überhaupt. Man weiß nie, wann sie eine Rolle verkörpern.« Mit zufriedenem Gesichtsausdruck blickte sie ins Feuer und überlegte schweigend, während das Dienstmädchen Madeline das Abendessen brachte.
Nachdem die Bedienstete verschwunden war, ergriff Madeline erneut das Wort.
»Mrs. Florence, gibt es eine Möglichkeit zu erfahren, was einen erwartet?«
Die ältere Frau blickte sie so fragend an, als hätte sie den Gesprächsfaden verloren.
»Ich meine, wie ein Mann als Liebhaber sein wird«, erklärte Madeline.
»Ich denke, dass man eine ganze Menge davon ableiten kann, wie er küsst.« Plötzlich belustigt spielte Mrs. Florence mit einer vorwitzigen silberblonden Haarsträhne. »Das ist in der Tat eine hervorragende Idee. Warum überraschen Sie Mr. Scott nicht mit
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