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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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verkneifen.
    »Nur ein- oder zweimal.«
    Lächelnd musterte Madeline Mrs. Florences Salon. Ein durchschimmerndes Gewand aus hauchdünnem, mit Halbedelsteinen besetztem Stoff hing in einem Rahmen mitten an der Wand. Zu beiden Seiten dieses Kostüms standen geschnitzte Truhen in den Ecken des Zimmers. »Was heben Sie darin auf?« fragte sie.
    »Erinnerungen aus früheren Tagen.« Mrs. Florence beugte sich in ihrem buntgeblümten Plüschsessel vor und griff nach einem Sandwich. »Wenn Sie wollen, werfen Sie einen Blick hinein.«
    Madeline brauchte keine weitere Aufforderung; rasch kniete sie sich auf den Orientteppich und drehte den Schlüssel von einer der beiden Truhen. Ein starker Duft von Lavendelsäckchen entströmte ihrem Innern. Vorsichtig zog Madeline einen Stapel sorgfältig verpackter Kostüme daraus hervor.
    »Das habe ich als Hippolyta im Sommernachtstraum getragen«, erklärte Mrs. Florence, als Madeline ein Militärkostüm mit knielanger Armeehose und Federhut auswickelte. »Die Rolle der Amazone verkörperte ich hervorragend – ich hatte sehr schöne Beine.« Neugierig geworden beugte sie sich schmunzelnd vor. »Und das war meine Ausstattung für die Ophelia.«
    Verzückt hielt Madeline ein zartes weißgrünes Gewand hoch, das mit Hunderten winziger Rosenknospen bestickt war. »Darin müssen Sie bezaubernd ausgesehen haben!«
    »In einer der kleineren Schachteln muss sich der passende Kopfschmuck befinden«, erklärte Mrs. Florence.
    Madeline öffnete ein Lederetui und entdeckte auserlesene Juwelen; Handschuhe aus Spitze, Seide und feinstem Leder; verblasste, mit Blüten bemalte Schuhe und unzählige Fächer. Mrs. Florence erzählte zu vielen dieser Stücke Geschichten aus ihrer Zeit am Theater, denen Madeline fasziniert lauschte.
    Als Madeline allerdings eine kleine grünemaillierte Dose in die Hände fiel, verschwand Mrs. Florences Fröhlichkeit, und ein betrübter, sorgenvoller Ausdruck überschattete ihre Züge.
    »Öffnen Sie sie nicht, mein Kind. Sie enthält ganz persönliche Dinge.«
    »Oh, verzeihen Sie.«
    »Ist schon in Ordnung. Geben Sie sie mir bitte.« Die alte Frau streckte ihre faltige Hand aus und umschloss die Dose mit den Fingern. Madelines Anwesenheit scheinbar vergessend, starrte sie auf den, Gegenstand.
    »Ma’am … soll ich alle Kleider wieder in die Truhe legen und gehen?« fragte Madeline schüchtern.
    Beim Klang ihrer Stimme schrak Mrs. Florence unmerklich zusammen. In ihrem Blick lag unendliches Bedauern.
    »Sie enthält eine Reihe von Miniaturen«, erklärte sie Madeline, während ihr Daumen die glänzende Oberfläche der Dose streichelte. Langsam hob sie die Dose an ihre Lippen und küsste sie, dann strahlte sie das Mädchen mit leuchtenden Augen an. »Möchten Sie eine davon sehen?«
    Nickend trat Madeline näher und kniete sich der alten Dame zu Füßen.
    Mrs. Florence wühlte in der Dose, nahm eines der winzigen, goldgerahmten Bildnisse und reichte es Madeline.
    Es handelte sich um das Porträt eines kleinen Mädchens im Alter von höchstens fünf oder sechs Jahren mit riesigen blauen Augen und einem engelgleichen Gesicht. Unter seiner großen Haube ringelten sich lange rote Locken hervor. »Wie niedlich«, entfuhr es Madeline. »Wer ist das?«
    »Meine Tochter.«
    Erstaunt betrachtete Madeline die Miniatur genauer. »Ich wusste nicht, dass Sie eine …«
    »Das wissen nur sehr wenige Leute. Sie war ein uneheliches Kind, verstehen Sie.« Sie brach ab und musterte Madelines Gesichtsausdruck, vielleicht rechnete sie mit Entsetzen oder Missfallen. Als sie nichts dergleichen bemerkte, fuhr sie fort. »Ich war nur unwesentlich älter als Sie, als meine Elizabeth geboren wurde. Ihr Vater war ein wunderbarer Mann, attraktiv und einflussreich, allerdings kein Mitglied der Aristokratie. Er wollte mich heiraten, aber nur unter der Bedingung, dass ich die Bühne für immer verließ.«
    »Liebten Sie ihn?«
    »Gütiger Himmel, ja. Wenn ich jemals ein Wunder erlebt habe, dann war es mit ihm. Aber ich lehnte seinen Antrag ab. Ich wollte meine Karriere nicht opfern, sie bedeutete mir einfach zu viel.
    Als ich meine Schwangerschaft bemerkte, klärte ich ihn nicht darüber auf. Schließlich heiratete er eine andere, und allem Anschein nach führte er ein glückliches Leben. Den Worten einer gemeinsamen Bekannten zufolge starb er vor zehn Jahren.«
    »Haben Sie es je bereut, ihn nicht geheiratet zu haben?« fragte Madeline.
    »Ich bereue nichts.«
    Daraufhin blickten beide

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