Du gehörst zu mir
Geliebte?«
Mr. Scotts Gesichtsausdruck blieb entspannt und ausdruckslos. »Mein Privatleben geht niemanden etwas an.«
»Sie trug einen Trauring.«
Aus irgendeinem Grund schien ihn ihr missfälliger Gesichtsausdruck zu belustigen. »Das hat nichts zu bedeuten«, antwortete er trocken. »Sie und ihr Gatte haben eine stille Übereinkunft getroffen.«
Madeline überlegte kurz, was das zu bedeuten hatte. »Heißt das, dass es ihm nichts ausmachte, wenn seine Gattin … und Sie … er hätte nichts dagegen?«
»Nicht solange sie Diskretion wahrt«
»Überaus seltsam.«
»Kaum. Vielen Ehefrauen aus der Oberschicht werden ›Freundschaften‹ außerhalb ihrer Ehen zugestanden. Das hält sie davon ab, sich über die Untreue ihrer Männer zu beklagen.«
»Und die Vorstellung, die Ehefrau eines anderen Mannes zu verführen, stört Sie nicht?« wagte Madeline vorsichtig zu fragen.
»Ich ziehe verheiratete Frauen vor«, erwiderte er gleichmütig. »Sie sind selten fordernd oder besitzergreifend.«
»Wenn diese Frau nicht verheiratet wäre, würden Sie dann trotzdem eine Affäre mit ihr haben wollen?«
»Das geht Sie nichts an, Miß Ridley.«
Aufgrund seiner kurz angebundenen, abweisenden Haltung verließ Madeline die Garderobe. »0 ja, es geht mich etwas an«, flüsterte sie für ihn unhörbar Ihr Entschluss, ihn zu verführen, war ausgeprägter als je zuvor. Sie würde alles Menschenmögliche daransetzen, sein Interesse von der verheirateten Blondine auf ihre eigene Person zu lenken.
Während der darauffolgenden Tage wurden vier Mitarbeiter des Capital-Theaters von einer Krankheit heimgesucht, unter ihnen zwei Schauspieler und zwei Zimmerleute. Die Symptome äußerten sich in hohem Fieber, Erkältung und Übelkeit und einer der Patienten litt zwei Tage lang unter heftigen Fieberfantasien. Die Herzogin schickte Bedienstete zu den Kranken, die sich nach dem Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter erkundigten.
»Die Krankheit könnte das gesamte Ensemble befallen, bevor sie schließlich abklingt«, erklärte Julia Madeline stirnrunzelnd. »Man kann nur hoffen, dass keine weiteren Krankheitsfälle auftreten.«
»Ihre Hoheit«, bemerkte Madeline mit einem Blick auf den wohlgerundeten Bauch der Herzogin. »In Ihrem Zustand müssen Sie vorsichtig sein.«
»Ja, natürlich.« Unwillkürlich seufzte Julia. »Aber ich kann nicht zu Hause bleiben, wenn hier so viel zu tun ist.«
»Ihre Gesundheit ist wichtiger als das Theater, Ihre Hoheit.«
Die Herzogin schnaubte verächtlich. »Sagen Sie das nur ja nicht in Mr. Scotts Anwesenheit. Krankheiten sind für ihn ein rotes Tuch. Solange ich ihn kenne, glaubt er, dass nicht einmal das Scharlachfieber seinen Spielplan ins Wanken bringen könnte.«
»Aber niemand kann etwas dafür, wenn er krank wird«, protestierte Madeline und fragte sich, ob Mr. Scott wirklich so unvernünftig war.
Julia verdrehte die Augen. »Logan zeigt wenig Verständnis für menschliche Schwächen. Wie sollte er das auch, da er selbst keine besitzt?« Sie stützte sich mit den Händen auf der Schreibtischplatte ab, richtete sich auf und spitzte die Lippen. »Ich werde ihm die Situation erklären müssen, und ich schätze, er wird wie ein wilder Stier toben.«
Entgegen der Aussage der Herzogin war aus Logan Scotts Büro nichts vernehmbar … stattdessen vergiftete eine schleichende Verärgerung die Atmosphäre den Rest des Tages und die Ensemblemitglieder waren ungewöhnlich schweigsam. Madeline bat die Herzogin, früher gehen zu dürfen, was diese ihr umgehend erlaubte.
Madeline umklammerte ihren Adresszettel und spazierte über die Regent Street. Selbstbewusst bahnte sie sich ihren Weg durch die Menschenmassen, Kutschen und Lasttiere auf dem belebten Prachtboulevard. Geschäfte säumten die Straße, deren Auslagen Möbel, Porzellan, Nahrungsmittel, Hüte und Stoffe feilboten. Als Madeline der Verzweiflung nahe war, da sie Mrs. Bernards Atelier niemals zu finden glaubte, fiel ihr Blick auf ein kleines grünes Namensschild und ein Schaufenster mit zahllosen Stoffballen.
Als sie zielstrebig das Geschäft betrat läutete eine kleine Messingglocke. Es erschien ein hübsch gekleidetes Mädchen, das kaum älter war als sie selbst. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Miß?«
»Ich möchte Mrs. Bernard sprechen … mein Name ist Madeline Ridley.«
Eine stattliche Frau, die das Gespräch aus einer Ecke mit angehört hatte, erhob sich hinter einem mit Schnittmustern und Stoffen übersäten Tisch. Sie schien
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