Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
strömten die Schauspieler aus dem Aufenthaltsraum, und Madeline schloss sich ihnen an. Sie – beziehungsweise die von ihr verkörperte Gestalt des Geistes der verstorbenen Ehefrau – trat in der ersten Szene auf.
    Als sie an Mr. Scott vorüberging, der am Türrahmen lehnte, blieb sie stehen und blickte zu ihm auf.
    »Mr. Scott«, flüsterte sie, sorgfältig darauf bedacht, von niemandem belauscht zu werden, »ich weiß, dass ich mich von Ihnen fernhalten soll, aber die Herzogin bat mich …«
    »Ich weiß«, schnitt er ihr das Wort ab.
    »Dann sind Sie also nicht verärgert?«
    Sein Gesicht glich einer unergründlichen Maske. »Ihre Gegenwart stört mich nicht im geringsten.«
    »Das erleichtert mich«, erwiderte sie mit einem unsicheren Lächeln und eilte dann weiter auf den Bühnenraum zu.
    Als sie sich an ihm vorbeidrängte, wunderte sie sich, warum seine Hand den Türrahmen so fest umklammerte, so dass die Knöchel seiner Finger weiß hervortraten. Voller Bestürzung überlegte sie, dass Logan Scott ihr gegenüber nicht die Wahrheit gesagt hatte. Er war verärgert. Seufzend betrat sie die Seitenkulissen, während sie das Oberteil ihres ständig rutschenden Gewandes zurecht zupfte.
    Warum hatte sie sich ausgerechnet einen Mann ausgesucht, der so schwierig zu verführen war? Sie könnte sich ebenso gut auf Charles Haversley einlassen und die Sache hinter sich bringen. Aber Haversley weckte nicht die Gefühle in ihr, die sie für Mr. Scott empfand … die nervöse Spannung, die Furcht und die freudige Erregung, wann immer er in ihrer Nähe war. Sie wollte in seinen und nicht in den Armen irgendeines anderen Mannes liegen … und wollte die verbotenen Reize ihrer Zweisamkeit spüren.
    »Maddy«, ertönte die Stimme der Herzogin, die so eben die Bühne betrat. Madeline trat hinter dem Vorhang hervor.
    »Ja, Ihre Hoheit?«
    Julia setzte sich in die erste Stuhlreihe. Als sie Madeline erblickte, glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. »Das Kostüm steht Ihnen hervorragend, Maddy. Bevor wir anfangen, möchte ich Ihnen noch versichern, dass niemand Perfektion von Ihnen erwartet. Versuchen Sie lediglich, Ihr Bestes zu geben und Spaß an der Sache zu haben.«
    Madeline lauschte Julias Anweisungen. Sie probten den Anfang des Theaterstücks, in dem der Geist einer jungen Frau ihren hinterlassenen Lieben erscheint: ihrem ›Bruder‹, gespielt von Charles Haversley; ihren ›Eltern‹, Mrs. Anderson und Mr. Burgess und natürlich ihrem ›Ehemann‹, dargestellt von Logan Scott.
    »Man kann Sie weder sehen noch hören«, erklärte Julia Madeline, »und doch ist ihnen allen bewusst, dass irgendjemand … irgendetwas … unter ihnen weilt.«
    »Verstehe«, erwiderte Madeline und zog sich hinter den Vorhang zurück, aus dem Arlyss für ihren ersten Auftritt hervortreten würde.
    Die Probe verlief reibungslos und ohne große Unterbrechung. Nach einer Weile verlor Madeline ihre Unsicherheit und ahmte Arlyss Barrys frühere Auftritte so gut wie möglich nach, und es gelang ihr sogar, deren Gesten und Bewegungen zu kopieren.
    »Sehr gut Maddy«, bemerkte Julia gelegentlich, während Madeline auf der Bühne agierte und die Geschicke ihrer ahnungslosen Hinterbliebenen nach ihrem Tod beobachtete.
    Der Szenenverlauf wurde lediglich einmal von Charles Haversley unterbrochen, der Madeline so unverhohlen anstarrte, dass er mitten in seinem Text steckenblieb. Unumwunden brach er in schallendes Gelächter aus. Verwirrt schaute Madeline ihn an, und Julia fragte schneidend, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei.
    Haversley schüttelte entschuldigend den Kopf, schmunzelte jedoch weiterhin. »Ich kann nichts dafür, Ihre Hoheit«, prustete er, »aber Miß Ridley schaut mich an, als glaubte sie jedes meiner Worte, und sie blickt so ernst … es ist einfach köstlich.«
    Julia warf ihm einen zurechtweisenden Blick zu. »Sie sollen Sie nicht anschauen, Charles. Sie ist ein Geist.«
    »Ich kann nichts dafür«, wiederholte er mit einem durchtriebenen Lächeln zu Julia. »Wären Sie ein Mann, könnten Sie mich verstehen.«
    »Oh, ich verstehe Sie sehr gut«, erwiderte Julia trocken. »Sie würden uns allen einen großen Dienst erweisen, Charles, wenn Sie jetzt endlich die Rolle des Bruders übernähmen und nicht die eines Schwerenöters.«
    »Schwerenöter?« fragte Madeline erstaunt, da ihr ein solcher Begriff an Mrs. Allbrights Institut nie begegnet war.
    Aus irgendeinem Grund provozierte ihre Frage Charles zu erneutem Gelächter. Sie

Weitere Kostenlose Bücher