Du gehörst zu mir
Büro eng umschlungen mit einem dunkelhaarigen Mann stand. Der Herzog von Leeds schloss es Madeline durch den Kopf, und ihr Interesse war plötzlich geweckt. Er hob den Kopf und enthüllte ein schmales, außergewöhnlich attraktives Gesicht, das seine Gattin mit liebevoller Verständnislosigkeit musterte. Instinktiv spürend, dass sie nicht allein waren, wanderten seine wachsamen grauen Augen in Madelines Richtung.
Errötend trat Madeline sogleich auf die beiden zu. »Verzeihen Sie mir, ich wollte nicht stören …«
»Ist schon in Ordnung, Maddy«, meinte Julia, während sie sich mit rosig überhauchten Wangen aus der Umarmung ihres Ehemannes löste. Sie stellte die beiden einander vor, und Madeline machte respektvoll einen Hofknicks.
»Es ist mir ein Vergnügen«, murmelte der Herzog freundlich zwinkernd. »Miß Ridley, es wäre mir sehr daran gelegen, wenn Sie alle persönlichen Unterlagen der Herzogin zusammenstellten, da sie noch heute das Theater verläßt.«
»Ja, Ihre Hoheit.«
Seufzend verdrehte Julia die Augen. »Offensichtlich bleibt mir keine andere Wahl, Maddy. Bitte sagen Sie Mr. Scott, dass ich umgehend mit ihm reden muss. Er war den ganzen Morgen in seinem Büro und hat versucht, den Besetzungsplan wegen der ausgefallenen Schauspieler zu ändern.«
Obgleich Madeline einem Zusammentreffen mit Logan Scott voller Furcht entgegensah, nickte sie zustimmend. Als sie ging, nahmen der Herzog und die Herzogin ihr kleines Geplänkel offensichtlich begeistert wieder auf.
Madeline erreichte die Tür von Scotts Büro und lauschte vorsichtig auf Geräusche aus dem Innern. Das Büro schien verdächtig ruhig. In der Hoffnung, Scott nicht anzutreffen, klopfte sie zaghaft.
»Ich bin beschäftigt«, knurrte es bedrohlich aus dem Innern.
Unentschlossen rieb Madeline ihre Hände und starrte auf die Tür. Schließlich nahm sie allen Mut zusammen und erwiderte mit ruhiger, beherrschter Stimme: »Mr. Scott, die Herzogin wünscht Sie zu sprechen.«
Einen Moment lang schwieg er. »Sie«, brummte er unfreundlich.
»Ich glaube, die Herzogin möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass sie das Theater verlässt, Sir. Der Herzog will sie nach Hause holen.« Erneutes Schweigen war die einzige Reaktion. »In ihrem Zustand wäre es unklug, weiterhin im Capital zu bleiben. Ich bin sicher, Sie Stimmen mir zu, dass wegen der gehäuften Krankheitsfälle …«
»Gute Reise. Und jetzt verschwinden Sie von meiner Tür.«
Dem leistete Madeline nur zu gern Folge, hielt jedoch nach wenigen Schritten erneut inne. Seine Stimme hatte so merkwürdig geklungen. Er schien erschöpft zu sein. Kein Wunder, dachte sie mitfühlend, da doch so viele Mitglieder seines Ensembles ausfielen. Trotz seiner Anweisung, sich von ihm fernzuhalten, und ihrem eigenen Schmerz und Zorn, zog es sie unweigerlich zu seiner Tür zurück.
»Mr. Scott, kann ich irgendetwas für Sie tun? Möchten Sie vielleicht Tee?«
»Sie sollen nur einfach verschwinden«, knurrte er. »Ich habe zu tun … und bin nicht in der Stimmung für irgendwelche Ablenkungen.«
»Ja, Sir.« Trotzdem konnte sie nicht gehen. Sie war zunehmend mehr davon überzeugt, dass irgendetwas nicht Stimmte. In, seinem Zimmer war es so ungewöhnlich still. Es passte gar nicht zu ihm, dass er seine Tür um diese Tageszeit verschloss und sich vor seinem Ensemble abschirmte. Sie legte ihre Hand auf den abgenutzten Messingtürgriff, schloss die Augen und atmete tief ein. Falls sich ihre Vermutung als falsch erwies, würde Scott ihr vermutlich den Kopf abreißen.
Als Madeline das Büro betrat, schien Scott sie erst zu bemerken, als sie neben ihm stand. Umgeben von verschmiertem und zerknülltem Papier saß er an seinem Schreibtisch und fuhr sich mit seinem Ärmel über die Stirn, bevor er erneut zur Feder griff. Er trug weder Jackett noch Weste, und er erschauerte wegen der kühlen Luft, die durch sein dünnes Leinenhemd drang. Von einem heftigen Hustenkrampf geschüttelt glitt ihm die Feder aus der Hand, und ein Schwall Tinte ergoss sich über den Schreibtisch.
»Sir«, bemerkte Madeline in ruhigem Ton.
Scott wandte ihr sein fieberndes Gesicht zu und blickte sie aus glasigen Augen an. Es schien, als sähe er sie durch einen dichten Nebelschleier. Ohne darüber nachzudenken, legte Madeline ihre Hand auf sein schweißnasses Haar und streichelte es zärtlich. Als ihre Finger über seine Stirn strichen, spürte sie das steigende Fieber.
»Ich will Ihnen doch nur helfen«, beruhigte sie ihn, als
Weitere Kostenlose Bücher