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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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kleinen Raum schloss er sich ein und wühlte dann in seinem Schreibtisch, bis er eine Flasche Whiskey fand. Er setzte sich, nahm einen Schluck aus der Flasche und ließ das rauchige Bouquet auf seiner Zunge zergehen. Ein weiterer Schluck, und seine Kehle wurde von einem wärmenden Gefühl durchströmt. Aber das reichte nicht aus, um das Eis zum Schmelzen zu bringen, das sich wie ein Panzer um sein Herz gelegt hatte.
    Er trank weiter, legte seine Füße auf die Schreibtischkante und betrachtete seine polierten Schuhspitzen, An diesem Punkt seines erfolgsverwöhnten Lebens hatte er sich für unverletzlich gehalten. Es war wirklich eine Ironie des Schicksals, dass es einer naiven jungen Frau gelungen war, seine Gefühlswelt völlig zu erschüttern.
    Vielleicht lag es daran, dass Madeline eine einzigartige Erfahrung für ihn war. Mit Sicherheit lagen Welten zwischen ihr und den Frauen der gesellschaftlichen Oberschicht, die Logan klar zu verstehen gaben, dass sie ihm überlegen waren, obwohl sie ihm heimliche Rendezvous anboten.
    Nicht zu vergessen diese von ihm zutiefst verabscheuten Geschöpfe … die behüteten Töchter aus gutem Hause, deren einziges Lebensziel in der Ehe und der Geburt weiterer wohlerzogener Sprösslinge bestand. Für sie war er nicht gut genug. Er kam weder aus einer einflussreichen Familie, noch besaß er einen Titel, und Geld allein reichte nicht aus.
    Hätte er sich erdreistet, einer dieser privilegierten jungen Damen den Hof zu machen, wäre er von ihrer Familie darüber aufgeklärt worden, dass sie wesentlich angemessenere Ehekandidaten hatte. Allein der Anblick einer behüteten, weißgekleideten Jungfrau auf einem Ball oder einer Abendveranstaltung genügte, um Logan daran zu erinnern, dass es Dinge gab, die er trotz seines Geldes und seiner Berühmtheit nie würde besitzen können. Er würde nie gänzlich angenommen werden. Außerhalb des Theaters gab es keinen Ort, wohin er wirklich gehörte.
    Madeline Ridley schien ähnliche Probleme zu haben. Sie war zu warmherzig und natürlich, um eine höhere Tochter zu sein, und zu idealistisch für eine Halbweltschönheit. Ihr war die Ehe eindeutig vorbestimmt trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, welcher Mann ihrer wert gewesen wäre. Sie brauchte jemanden, der sie nicht verletzte und der sie so innig liebte wie sie ihn.
    Zu alldem war er niemals fähig. Logan war nicht geschaffen für eine solche Verbindung, da er schon im frühen Kindesalter gelernt hatte, die Begriffe ›Heim‹ und ›Familie‹ zu verachten. Überlebt hatte er lediglich, weil er ebenso hartherzig geworden war wie sein Vater.
    Die ganzen Jahre der Prügel und Misshandlung hatten ihn abgehärtet und einen ungewöhnlich guten Lügner aus ihm gemacht. Sein Vater, Paul Jennings, hatte ihn stets im Alkoholrausch geschlagen … und später nie wahrhaben wollen, was er eigentlich angerichtet hatte. Logan musste so tun, als sei alles vergeben und vergessen und den Schein aufrechterhalten, dass die Jennings ein glückliches Familienleben führten. Eine Träne, ein Schmerzenslaut oder ein vorwurfsvoller Blick hatten dazu geführt, dass er erneut und noch gewaltsamer verprügelt worden war.
    Ungewollt war sein Vater ein hervorragender Schauspiellehrer gewesen.
    Nach einer besonders brutalen Züchtigung war Logan einmal drei Tage lang mit einem gebrochenen Arm hergelaufen, hatte jedoch geleugnet, dass er Schmerzen empfand bis ihn Andrew schließlich zum Herrenhaus brachte, wo der Arm geschient und verbunden wurde. »Wie ist das passiert, mein Junge?« hatte der Graf ihn gefragt und argwöhnisch Logans zerschundenes Gesicht gemustert. Logan war ihm die Antwort schuldig geblieben, weil er wusste, dass ihn Paul Jennings vermutlich getötet hätte, wenn er die Wahrheit auch nur angedeutet hätte.
    Jahre später hatte sich Logan gefragt, warum seine Mutter ihn nie tröstete und ihm den quälenden Schmerz mit ihren mütterlichen Küssen erleichterte. Schließlich war er zu dem Schluss gelangt, dass seine Mutter viel zu intensiv damit beschäftigt war, den Frieden in ihrem Haus zu wahren, um ihn sonderlich zu beachten. Deshalb hatte er es schon seit langem aufgegeben, von einer Frau Zärtlichkeit zu erwarten … er brauchte weder Trost noch Mitgefühl. Frauen waren dazu da, um sie zu genießen und dann wieder fortzuschicken, aber man durfte ihnen niemals trauen. Ihnen keine Chance geben.
    Jetzt da mit Madeline alles geklärt war, musste er sie lediglich nicht beachten, bis Arlyss wieder

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