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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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muss.«
    »Weder ich noch irgendein anderer kann ihm helfen, Miß Ridley. Wir können nur noch beten.«
    »Beten«, entfuhr es Madeline erbittert, da sie einen konkreteren Vorschlag erwartet hatte.
    »Ich komme morgen früh wieder. Geben Sie ihm weiterhin Flüssigkeit und kühlen Sie ihn ständig.«
    »Das ist alles?« fragte Madeline ungläubig. »Es heißt dass Sie der beste Mediziner in ganz London sind … dass Sie ihn heilen würden! Sie können nicht einfach verschwinden, ohne wenigstens noch irgendetwas anderes versucht zu haben.«
    Dr. Brooke seufzte. »Ich vollbringe keine Wunder, Miß Ridley, und ich muss noch eine ganze Reihe ähnlich ernster Fälle aufsuchen. Die meisten von ihnen haben überlebt, aber einige wenige konnten das Fieber nicht überwinden. Ich könnte versuchen, einen Aderlass an Mr. Scott vorzunehmen, doch die von mir in dieser Form bislang behandelten Patienten spurten keine merkliche Linderung ihrer Beschwerden.«
    »Aber … vor drei Tagen war er doch noch kerngesund«, rief Madeline, von Verzweiflung und plötzlicher Wut Übermannt, als sei der Arzt verantwortlich für Logans schwindende Lebensgeister.
    Dr. Brooke betrachtete ihr blasses Gesicht und versuchte sie zu trösten. »Er ist ein junger Mann mit ehrgeizigen Lebenszielen. Manchmal verändert das die Situation.« Er hüllte sich in seinen Mantel und nickte dem Diener zu, der ihn nach unten begleiten sollte.
    »Wofür lebt er denn?« meinte Madeline zornig, während sie mit geballten Fäusten in das Krankenzimmer schritt.
    »Für das Theater?« Das war lediglich ein Gebäude, ein Ort, an dem er vergessen konnte. Er hatte keine Familie, keine Geliebte, niemanden, an dem sein Herz hing…
    Sie dachte an die Berge von Blumen und Geschenken, die sich in der Empfangshalle angesammelt hatten, die ihm Freunde und Bekannte zum Ausdruck ihrer Besorgnis geschickt hatten. Darunter befand sich sogar ein mit blauer Schleife geschmückter Korb Konfekt von Mrs. Florence. Wie konnte ein Mann, der so viele Menschen kannte, ein so bewunderter und gefeierter Mann, einsam sterben?
    Erst als sie Mrs. Beechams Antwort hörte, wurde ihr bewusst, dass sie ihren letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    »Er hat es so gewollt Miß Ridley. Und er ist keineswegs allein. Er bat sie doch zu bleiben, nicht wahr?«
    »Ich will ihn nicht sterben sehen.«
    »Heißt das, Sie wollen ihn verlassen?« Madeline schüttelte den Kopf und trat an das Bett. Logan walzte sich unruhig murmelnd im Fieberschlaf, als versuchte er dem Teufel zu entkommen. »jemand muss die Herzogin von Leeds benachrichtigen«, erklärte sie. »Sicherlich möchte sie informiert sein.« Sie ging zum Sekretär, nahm einen Bogen Papier heraus und tauchte eine Feder ins Tintenfass. Ihre Finger waren wie taub, als sie die Nachricht verfasste. Mr. Scotts Zustand hat sich verschlechtert … schrieb sie. Ihre normalerweise schöne Handschrift wirkte verkrampft. Der Arzt rechnet nicht damit …
    Sie hielt inne und starrte auf die Buchstaben, die vor ihren Augen zu verschwimmen schienen. »Ich bringe es nicht fertig«, sagte sie und legte die Feder beiseite.
    Mrs. Beecham trat an den Sekretär und beendete ihren Brief. »Ich werde ihn umgehend weiterleiten lassen«, bemerkte sie und verließ so fluchtartig den Raum, als könnte sie keine Sekunde länger dort verweilen.
    Um Mitternacht erschien ein weiterer Mediziner, der Hausarzt des Herzogs und der Herzogin von Leeds. Es handelte sich um einen liebenswürdigen, älteren Herrn, der recht kompetent wirkte und Madeline wieder Hoffnung verlieh. »Wenn Sie erlauben, die Herzogin hat mich um eine Visite des Patienten gebeten«, erklärte er Madeline.
    »Vielleicht kann ich etwas für ihn tun.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Madeline und führte ihn in das Krankenzimmer. Während der ärztlichen Untersuchung blieb sie im Raum. Mittlerweile war ihr Logans Körper so vertraut, dass sie keine Scham mehr empfand. Sie kannte seine Physiognomie, das Muskelspiel, die unterschwellige Kraft seines Körpers, die sie an einen schlafenden Löwen erinnerte.
    Madelines Hoffnung zerschlug sich schnell, als sie erkannte, dass auch dieser Arzt nichts anderes empfahl als die bereits angewandte Therapie. Vor seinem Aufbruch gab er Madeline seine eigenen Tinkturen, doch sie spürte, dass er deren Wirksamkeit kaum Bedeutung beimaß.
    »Miß Ridley.« Mrs. Beecham war neben sie getreten. »Sie waren den ganzen Tag bei Mr. Scott. Ich werde mich eine Weile um ihn kümmern

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