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Du graue Stadt am Meer: Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biographie (German Edition)

Du graue Stadt am Meer: Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biographie (German Edition)

Titel: Du graue Stadt am Meer: Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Missfeldt
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ankommt. Vater, der über meine vorsichtige Antwort entzückt gewesen, war so erfreut über meine Ankunft, daß er mit mir in der Stube herumtanzte , schreibt Storm an Constanze. Überhaupt geht es in Husum schon hoch her nach den ersten Siegen über die Dänen. Storms jüngster Bruder Aemil ist ein sehr kecker Schleswigholsteiner, und das Gegentheil von flau. Immer an der Spitze; g estern abend haben sie die östreichschen Offiziere gehörig in Champagner und Burgunder getauft. Das »Husumer Wochenblatt« vom 16. Februar beschreibt diese Angelegenheit zwei Tage später so: Zu Ehren der hier anwesenden Österreichischen Offiziere fand am Sonnabend Abend, unter Beteiligung vieler Bürger, ein Abendessen bei Herrn Caspersen statt, bei welchem es recht munter zuging . Die Stimmung im Land ist gehoben, die Dänenherrschaft scheint abgeschüttelt, Dank und Geschenke, vor allem Verbandsmaterial für die Verwundeten, Strickzeug für die Frierenden, erreichen die Soldaten. Der Dichter Klaus Groth aus Kiel hat sich etwas Besonderes ausgedacht; er spendiert eine größere Quantität Rum in Flaschen, es sollen mehrere hundert gewesen sein, und verfasst dazu folgende Verse: Den Ruhm habt ihr euch selbst gepflückt, / Dazu wird euch der Rum geschickt. / Das Herz ist immer »stammverwandt«: / Das Ende steht in Gottes Hand .
    Auch Storm sieht klar wie sein Vater, dass die Wahl zum Landvogt noch nicht die Bestallung bedeutet. Aber mit der Wahl ist wichtige Vorarbeit geleistet, nun zeigt die normative Kraft des Faktischen Wirkung. Das hat Storm vor allem seinem Vater zu danken: Vaters fünfzigjährige tadellose Wirksamkeit steht hinter mir. Storm lässt sich auf Vaters Kosten bei Schneider Mangels einen schwarzen Anzug schneidern, um beim preußischen Zivilkommissar tadellos aufzutreten und um mehr über die eigene Lage zu erfahren. Er fährt dann aber doch nicht nach Flensburg, vielleicht deswegen, weil ihm klar wird, dass er auch ohne das Amt des Landvogtes hier sein Auskommen hätte.
    Bleiben die Fragen: Wie werden Krieg und Frieden ausgehen? Was wird hier politisch geschehen? Kommen die Dänen wieder und kassieren ihm wie schon einmal das Advokatenpatent? Werden sie ihn etwa verfolgen? Oder wird das ungeliebte Preußen die kommende Herrschaft sein? Oder, kaum zu glauben, wird der Traum von einem unabhängigen Schleswig-Holstein in Erfüllung gehen? Von alledem weiß Storm so wenig wie jeder andere, aber er hat Selbstvertrauen und Mut, er strahlt Gelassenheit au s. Und ob ich denn Landvogt werde, das wollen wir denn noch einmal zusammen beschlafen, schreibt er Constanze. Auch hier mag Johann Casimirs Einfluss wirken: Vater ist wirklich die väterliche Zärtlichkeit in Person . Während Vater und Sohn Wrangels Erlass bedenken, sich Zedlitzens mögliche Absichten und Maßnahmen durch den Kopf gehen lassen und fürchten, dass ihre jungen Schleswiger Landsleute, die in der dänischen Armee dienen, bald als Kanonenfutter verbraucht werden könnten, während Propst Caspersen in Husum eine ergreifende Taufrede hält und ein Kind aus der Familie Storm tauft mit den Worten: In einer Zeit, wo Alles wankt, mein Heiland, stehst du fest , da wird Constanze von Preußens Gloria hingerissen, dabei muss sie sogar Tränen vergießen: Diesen Morgen habe ich den herrlichen Erlaß von Wrangel gelesen, schreibt sie ihrem Mann nach Husum. Nun ist die Meinung über Preußen sogar innerhalb der Familie Storm in Heiligenstadt geteilt.
    Freitag, den 19. Februar, reist Storm wieder zurück. Er will nach Berlin, um seinen Minister zu sprechen, Leopold Graf zu Lippe, den er aus seiner Potsdamer Zeit als Staatsanwalt kennt, ein sehr gescheuter Mensch , schrieb Storm zwei Jahre zuvor seinem Vater. Nach dem Besuch eines Künstlerfestes, wo er sich amüsiert haben muss, denn er hält durch bis fünf Uhr morgens, erscheint er zur Ministeraudienz. Verkatert? Der Minister scheint nicht gut zu sprechen. Weder kann er Storm »auf Verdacht« hin zur Sicherung des Rücktritts beurlauben, noch kann er ihm seinen alten Kreisrichter-Posten garantieren, solange er sich auf die schwanke Brücke stelle mit dem Landvogt-Posten im Auge. Hätte Storm mehr erwarten können?
    Storm behält von der Audienz mit dem Grafen zu Lippe einen höchst widerwärtigen Eindruck . Wie viel schlechtes Gewissen mag in dieser Deutung liegen? Wie viel Adels- und Preußenhass? Widerwärtig? Darauf geht er nicht näher ein.
    Zwei Tage nach dem Ministerempfang kehrt er am Freitag, dem 26. Februar,

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