Du hast meine Sinne entflammt
Vater von Beth? Wollen Sie den etwa ungeschoren davonkommen lassen? Chad, Sie erwartet eine Anklage wegen Vergewaltigung. Ist Ihnen das klar? Die Höchststrafe ist lebenslänglich.“
Allmählich sah sie eine Reaktion im Gesicht des jungen Mannes. Jetzt durfte sie nicht nachlassen, musste ihn auf jeden Fall umstimmen. „Sie werden in den Zeugenstand gerufen, Chad, und Beth ebenso. Sie müssen beide dem Gericht in allen Einzelheiten schildern, was vorgefallen ist. Können sie das – bei einer Straftat, die Sie gar nicht begangen haben?“
„Aber wenn ich mich von vornherein schuldig bekenne …“
Diana griff nach ihrem Notizblock und legte ihn wieder in den Aktenkoffer. „Wenn Sie unbedingt den Helden spielen wollen, weil ihre Freundin Angst vor ihrem Vater hat, dann werden Sie sich einen anderen Anwalt suchen müssen. Ich verteidige keine Dummköpfe.“
Sie wollte aufstehen, aber da griff Chad plötzlich nach ihrem Arm. „Ich will ihr doch nur nicht noch mehr wehtun, verstehen Sie das doch. Sie ist so durcheinander und weiß nicht, was sie tun soll.“
„Wenn Beth Sie wirklich liebt, Chad, dann muss sie ihre Angst überwinden und gegen ihren Vater aussagen.“
Seine Finger gruben sich in ihren Arm. „Sagen Sie mir, was ich tun soll.“
Endlich ließ die Spannung in Diana nach. Sie atmete tief durch. „Also gut“, sagte sie und setzte sich wieder.
Als Diana eine Stunde später wieder ins Büro zurückkam, war sie ziemlich erschöpft. „Sie sehen aus, als könnten Sie einen starken Kaffee gebrauchen“, sagte Lucy nach einem Blick in Dianas Gesicht.
Sie versuchte ein Lächeln. „Sieht man mir das an?“
„Warten Sie, ich brüh schnell welchen auf.“ Bevor Lucy aufstehen konnte, klingelte wieder das Telefon.
„Schon gut, ich mach das“, sagte Diana und ging in die kleine Küche. Sie sah immer noch Chads blasses Gesicht vor sich.
Während sie ihren Mantel über einen der Stühle legte, versuchte sie sich vorzustellen in welcher Verfassung Beth jetzt war. Es gab für Diana keine Möglichkeit, an das Mädchen heranzukommen, solange der Prozess nicht eröffnet war. Sie musste abwarten, bis Chad und Beth sich im Gerichtssaal zum ersten Mal wieder gegenüberstanden.
Mit beiden Händen massierte sie ihren schmerzenden Nacken und sah zum Fenster hinaus. Den Kaffee hatte sie völlig vergessen. Wenn sie Glück hatte, würde es ihr schon zu Anfang des Prozesses gelingen, aus Beth die Wahrheit herauszuholen. Aber wenn das Mädchen wirklich so vielAngst vor seinem Vater hatte, dann würde es schwer werden. Vielleicht liebte sie Chad auch gar nicht und hatte ihre Affäre mit ihm nur als ein Abenteuer betrachtet.
„War der Morgen schlimm?“ kam plötzlich Caines Stimme von der Tür her.
Diana drehte sich um. „Ja.“ Es tat so gut, ihn zu sehen. Endlich jemand, mit dem sie die Sache durchsprechen konnte, der sie verstehen würde. „Bist du sehr beschäftigt?“ Caine dachte an die Akten, die oben auf seinem Schreibtisch auf ihn warteten. Trotzdem schüttelte er den Kopf. „Nein, aber ich könnte jetzt einen Kaffee gebrauchen.“ Er nahm die Dose vom Regal, füllte die Kaffeemaschine und stellte sie an. „Hast du Chad Rutledge besucht?“
„Oh, Caine, das ist so ein armer Junge.“ Diana ließ sich auf einen der Stühle am kleinen Küchentisch fallen. „Er wollte mir den starken Mann vorspielen, doch seine Finger zitterten, und auf seiner Stirn stand der Schweiß …“ „War es schwer mit ihm?“
„Zuerst hat er versucht, mich auszuspielen, dann gestand er plötzlich, dass er Beth Howard vergewaltigt hätte.“
Caine wollte gerade den Kaffee einschenken. Mitten in der Bewegung stoppte er. „Was sagst du da?“
„Ja, er hat ein volles Geständnis abgelegt. Aber als ich ihn dann nach Einzelheiten fragte, hat er sich immer mehr in Widersprüche verwickelt. Er wollte mir einreden, dass er mit Beth zur Werkstatt gefahren wäre, dass sie sich gewehrt hätte, und er ihr dann die Kleider vom Leib gerissen und sie vergewaltigt habe.“
„Aber ihre Kleidung war nicht zerrissen“, wandte Caine ein.
„Richtig, das habe ich ihm auch vorgehalten. Schließlich stellte sich heraus, dass er sich diese ganze Geschichte nur ausgedacht hatte, um das Mädchen zu schützen.“
Caine nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück, während Diana ihm ausführlich von ihrem Gespräch mit Chad erzählte. Sie war sich gar nicht bewusst, wie genau Caine sie beobachtete. Er fand schnell heraus, dass Diana
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