Du hast meine Sinne entflammt
Sie stehlen mir meine Zeit“, sagte sie schließlich, als der Junge keine Anstalten machte, mit seinem Bericht zu beginnen. „Und außerdem verschwenden Sie das Geld Ihrer Mutter.“
Er stieß den Rauch der Zigarette aus. „Am 10. Januar bin ich aufgestanden, habe geduscht, mich angezogen, gefrühstückt, und dann bin ich zur Arbeit gegangen.“
Diana beschloss, sich von ihm nicht provozieren zu lassen. „Sie arbeiten als Mechaniker in der Mayne-Werkstatt?“ fragte sie ruhig.
„Ja.“ Diesmal sah er sie an und grinste. „Soll ich Ihr Auto frisieren?“
Diana ging nicht darauf ein. „Waren Sie den ganzen Tag über in der Werkstatt?“
„Ja.“ Wieder blies er betont langsam den Rauch aus. „Wir hatten eine Reparatur an einem Mercedes durchzuführen. Für ausländische Wagen bin ich nämlich zuständig.“
„Und wann haben Sie Feierabend gemacht?“
„Um sechs“, antwortete er schon etwas bereitwilliger.
„Wohin sind Sie dann gegangen?“
„Nach Hause zum Abendessen.“
„Und dann?“
„Na, was schon? Ich bin ausgegangen – hab’ mich umge sehen, was an dem Abend so auf der Straße war, verstehen Sie?“
„Und wie lange sind Sie so rumgelaufen?“
„Ein paar Stunden.“ Chad zog so heftig an seiner Zigarette, dass sie rot aufglühte. „Und dann hab’ ich Beth Howard vergewaltigt.“
Diana gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie dieser Satz getroffen hatte. Sie schrieb weiter, und ohne aufzusehen, fragte sie: „Chad, wollen Sie Ihre Aussage ändern?“
Er lehnte sich nach vorn, eine Hand zur Faust geballt.
„Ich hab’ nur eingesehen, dass ich nicht durchkomme mit dem, was ich bisher gesagt habe.“
„Gut, erzählen Sie weiter.“ Als er schwieg, sah Diana ihn an. „Schildern Sie die Vergewaltigung.“
„Macht Sie das etwa an?“
Sie blieb ganz ruhig und überging geflissentlich die Frage. „Haben Sie zuerst Ihren Wagen geholt?“
„Ja.“ Die Zigarette war so weit heruntergebrannt, dass er sich jeden Moment die Finger verbrennen musste. „Beth kam gerade aus dem Kino, und da hab’ ich ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren. Wir beide sind zusammen zur Schule gegangen. Sie erkannte mich und so stieg sie ein. Eine Zeit lang haben wir uns unterhalten – so über alles Mögliche, wie es uns ergangen ist seit der Schule, was wir jetzt machen. Sie gefiel mir immer besser, während ich so mit ihr durch die Gegend fuhr, und schließlich hab’ ich ihr weisgemacht, ich musste unbedingt noch was aus der Werkstatt holen.“
„Und sie hat nicht protestiert?“
Diana entging es nicht, dass sich auf seiner Stirn Schweißperlen gebildet hatten. „Ich hab’ ihr gesagt, dass ich unbedingt noch Werkzeug holen musste. Als wir ankamen, bin ich über sie hergefallen.“
„Hat sie sich gewehrt?“
„Ja, ich hab ein paar Mal zugeschlagen.“ Er griff in die Hemdtasche und holte noch eine Zigarette heraus. Diana sah, dass seine Finger zitterten.
„Und dann?“
„Dann hab’ ich ihr das Zeug vom Leib gerissen und sie vergewaltigt“, schrie Chad sie plötzlich an. „Was wollen Sie eigentlich noch alles hören? Jede Einzelheit?“
„Was trug Beth an jenem Abend?“
Er hielt die unangezündete Zigarette noch zwischen den Fingern, während er sich mit der freien Hand durchs Haar strich. „Eine graue Cordhose.“
„Sind Sie sich da ganz sicher?“
„Ja, ja, ich bin mir sicher. Einen rosa Pullover mit weißem Kragen und die graue Cordhose.“
„Und beides haben sie ihr vom Leib gerissen?“
„Ja, hab’ ich doch schon gesagt.“
Diana legte den Kugelschreiber zur Seite und sah ihn an. „Es hatte ihr aber niemand die Kleider vom Leib gerissen, Chad. Was Beth an dem Abend trug, war völlig unversehrt.“
„Quatsch! Das muss ich doch besser wissen.“ Er strich sich über die schweißnasse Stirn. „Dann hat sie sich eben umgezogen, bevor ihre Mutter sie ins Krankenhaus gebracht hat.“
„Nein, das Mädchen hatte die Sachen an, die Sie beschrieben haben, und die waren in Ordnung. Sie haben ihr weder die Kleider vom Leib gerissen, Chad, noch haben Sie sie vergewaltigt. Warum wollen Sie mir etwas vormachen?“
Der Junge warf die Zigarette in den Aschenbecher, stützte beide Ellbogen auf den Tisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Verdammt! Warum kann ich denn nie etwas richtig machen?“
Diana schwieg einen Moment und sah auf den gesenkten Kopf des Jungen. Dann sagte sie leise: „Und Sie haben ihr auch nicht die Schrammen im Gesicht
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