Du hast meine Sinne entflammt
beigebracht, nicht wahr?“
Langsam schüttelte Chad den Kopf, hielt seine Augen aber immer noch verborgen. „Nein“, flüsterte er. „Ich könnte ihr niemals wehtun.“
„Sie lieben sie, ja?“
„Ja.“
„Fangen Sie noch einmal von vorn an“, befahl Diana ihm mit fester Stimme. „Aber diesmal erzählen Sie mir die Wahrheit.“
Mit einem tiefen Seufzer nahm Chad die Hände vom Gesicht und begann zu erzählen.
Beth und Chad waren wirklich zusammen zur Schule gegangen, ohne dass sie sich allerdings jemals besonders beachtet hätten. Sie waren in unterschiedlichen Cliquen und hatten überhaupt keine Berührungspunkte. Dann aber, vor etwa einem halben Jahr, hatte sie eines Tages ein Auto zur Reparatur in die Werkstatt gebracht, in der Chad arbeitete. Da hatte es plötzlich zwischen den beiden gefunkt.
Sie hatten sich ein paar Mal verabredet, aber als ihr Vater dahinter kam, hatte er Beth den Umgang mit Chad verboten und von ihr verlangt, dass sie mit dem Jungen Schluss mache. Von da an trafen sie sich heimlich.
„Es war beinahe wie ein aufregendes Spiel“, sagte Chad und lachte unsicher. „Keiner wusste davon, noch nicht einmal meine Freunde oder die Mädchen, mit denen sie befreundet war. Zu Hause erfand sie immer andere Ausreden, um mich sehen zu können. Wenn es ihr gelang, sich abends aus dem Haus zu stehlen, gingen wir in die Werkstatt, haben miteinander geredet und uns geliebt. Ich hatte schon begonnen, von meinem Lohn jeden Monat etwas abzuzweigen, damit wir bald heiraten konnten.“
„Was ist in der Nacht passiert, als man Sie festgenommen hat?“
„Wir hatten Streit miteinander. Beth sagte, sie wolle so nicht mehr weitermachen, mit diesen Heimlichkeiten. Es war ihr egal, dass wir noch nicht genug Geld zusammen hatten, sie wollte unbedingt von daheim weg und sofort heiraten. Ich konnte sagen, was ich wollte, sie war einfach nicht davon abzubringen. Schließlich begann sie zu weinen, sprang auf, lief zu ihrem Auto und fuhr weg. Ich hab’ noch ein paar Bier getrunken, bevor ich nach Hause gegangen bin. Dann kam plötzlich die Polizei.“
„Aber wieso ist Beth darauf gekommen, Sie wegen Vergewaltigung anzuzeigen?“
„Ich weiß den Grund.“ Seine Augen waren abgrundtief traurig, als er Diana ansah. „Sie hat mir über meine Mutter heimlich einen Brief zukommen lassen. Als sie an jenem Abend nach Hause kam, war sie immer noch wütend auf mich. Ihr Vater stellte sie zur Rede, und sie hat ihm alles erzählt. Er muss völlig den Verstand verloren haben, als er hörte, dass das mit uns immer noch ging. Er hat sie geschlagen, angeschrien und schließlich sogar gedroht, uns beide zu töten, wenn sie nicht endlich zur Vernunft komme. Beth war so durcheinander, dass sie ihm die Drohung geglaubt hat.“
Chad strich sich mit den Händen über die Stirn. Er musste tief durchatmen, bevor er weitersprechen konnte. „Als ihre Mutter nach Hause kam, war Beth beinahe hysterisch vor Angst. Ihr Vater erfand die Geschichte mit der Vergewaltigung und rief die Polizei. Nachher hat ihre Mutter sie dann ins Krankenhaus gefahren.“
„Wo ist der Brief?“
„Ich hab’ ihn zerrissen und durch die Toilette gespült, damit man ihn nicht bei mir fand.“
„Sollte Beth Ihnen noch einmal schreiben, geben sie mir den Brief bitte sofort.“
„Sehen Sie, ich will nicht, dass man ihr noch mehr antut.“ Chad streckte die Hände aus und sah Diana flehentlich an. „Als die Polizisten kamen, war ich zu Tode erschrocken, und als ich dann erfuhr, was man mir vorwarf, hab’ ich zuerst sogar geglaubt, Beth hätte das mit Absicht gemacht, um mich zu bestrafen.“ Er lehnte sich zurück und straffte die Schultern. „Jetzt weiß ich, wie alles gekommen ist, und ich muss Beth schützen. Die paar Jahre Gefängnis werde ich wohl auch überstehen.“
„Gefällt es Ihnen hier etwa so gut, Chad?“ Diana schob ihren Notizblock beiseite und sah ihn eindringlich an. „Ihre Zeit hier ist ein Luxushotel im Vergleich zum Staatsgefängnis, in das Sie dann gebracht werden.“
„Es wird ja nicht für ewig sein.“
„Chad, reden Sie keinen Unsinn. Denken Sie doch auch einmal daran, wie Beth sich fühlen wird, wenn sie weiß, dass Sie unschuldig hinter Gittern sitzen. Wollen Sie etwa zwanzig Jahre Ihres Lebens einfach wegwerfen, und meinen Sie, Beth würde so lange auf Sie warten?“ • Diana spürte, dass sie allmählich in Panik geriet, als ihre Worte bei dem Jungen offenbar auf taube Ohren stießen. „Und was ist mit dem
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