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Du hast meine Sinne entflammt

Du hast meine Sinne entflammt

Titel: Du hast meine Sinne entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vergeblich dagegen ankämpfte, persönliche Gefühle in diesen Fall einzubringen.
    „Wenn Chad die Wahrheit gesagt hat, dann wird Beth mit Sicherheit im Zeugenstand zusammenbrechen und den wahren Sachverhalt schildern“, sagte Caine, als Diana geendet hatte.
    „Caine, ich glaube dem Jungen. Er wollte sie mit seinem Schuldeingeständnis wirklich nur beschützen. Als ich ihn in die Enge getrieben hatte, rückte er dann mit der Wahrheit heraus.“ Diana griff nach ihrem Aktenkoffer und zog ein Blatt heraus. „Ich habe eine Liste mit ihren gemeinsamen Freunden und Bekannten. Die beiden meinen zwar, sie hätten ihr Verhältnis vor aller Welt geheim gehalten, aber vielleicht ist ihnen das ja doch nicht ganz gelungen.“
    Caine sah, wie nah ihr die Sache ging, und er machte sich Vorwürfe, dass er ihr diesen Fall übertragen hatte. Einerseits hatte er gewollt, dass etwas von Dianas sorgsam aufgebauter Schutzmauer abbröckeln würde. Andererseits wusste er jedoch, dass sie darunter leiden würde, wenn sie den Fall nicht mehr objektiv betrachtete, sondern emotional reagierte.
    Diana sah ihn besorgt an. „Hoffentlich war ich nicht zu hart zu ihm.“
    „Mach dir keine Vorwürfe“, antwortete Caine. „Wir können unsere Klienten nicht immer mit Samthandschuhen anfassen, das weißt du doch.“
    „Ja, sicher – und trotz dem … Mir ist noch niemals vorher klar geworden, dass Worte allein eine solch gefährliche Waffe sein können. Ich habe ihn ganz bewusst in die Enge getrieben, bis er keinen Ausweg mehr sah. Der Junge hat mir so Leid getan, Caine, und trotzdem hab’ ich ihm kein Zeichen meiner Sympathie gegeben.“
    „Du hast völlig richtig gehandelt, Diana, und du hast ihm damit geholfen, dass du nicht weich geworden bist und aus lauter Mitleid seine Lüge geglaubt hast. Sympathie und Mitgefühl bekommt er von seiner Mutter, du hast die Aufgabe, ihm die bestmögliche Verteidigung zu geben.“
    „Ja, du hast ja Recht. Ich muss abwarten, bis ich Beth im Zeugenstand vernehmen kann. Und dann muss es mir gelingen, ihren Vater auseinander zu nehmen. Selbst wenn alles so abläuft, wie ich mir das wünsche, wird den Mann keine hohe Strafe erwarten. Falsche Zeugenaussage vor der Polizei – was bringt das schon? Der Junge dagegen würde Jahre im Gefängnis verbringen, wenn man ihm die Vergewaltigung glauben würde.“
    Caine sah sie eine Weile lang nachdenklich an und wartete, bis sich ihre Blicke trafen. „Diana, denk dran“, sagte er leise, „Chad ist nicht Justin.“
    Sie zuckte zusammen. „Ist es wirklich so einfach, meine Gedanken zu lesen?“
    „Manchmal, ja.“
    „Es war schwierig für mich, keine Vergleiche zwischen den beiden anzustellen“, gab sie zu. „Chad gibt sich auf den ersten Blick genauso männlich und stark wie Justin damals in seinem Alter. Ich sah ihn in der Zelle, und plötzlich hatte er Justins Gesicht. Dabei fiel mir dann dein so oft zitiertes ‚Schicksal‘ ein.“ Diana lachte und sah ihn fragend an. „Ob dieser Fall ein Wink des Schicksals ist?“
    „Diana, du verlierst deine Objektivität.“ Es fiel Caine schwer, sie darauf hinzuweisen. Lieber hätte er sie in den Arm genommen und getröstet. „Und wenn du nicht objektiv an einen Fall herangehst, hast du schon verloren, bevor du den Gerichtssaal überhaupt betreten hast.“
    „Ich weiß“, gab sie einsilbig zur Antwort und ballte die Fäuste. „Aber ich werde schon damit fertig werden.“
    Caine stand auf, griff nach Dianas Armen und zog sie hoch. Sie ließ es geschehen, dass er sie fester an sich zog, aber sie legte ihre Arme nicht um ihn.
    In diesem Augenblick wusste Caine, dass er sie mehr begehrte, als jemals zuvor. Zum ersten Mal ging es ihm nicht nur darum, ihren Körper zu spüren und sie zu küssen, sondern er wollte mehr – er wollte teilhaben an ihren Gedan ken, ihren Gefühlen. Wollte ihr helfen und ihr so nah sein wie nie zuvor.
    Diana hob den Kopf und sah ihn an. Ihr war, als ruhten seine Augen fragend auf ihrem Gesicht, aber seiner Miene war nicht anzusehen, was er wissen wollte. Dann kam sein Mund immer näher und berührte schließlich ihre Lippen.
    Dieser Kuss war anders als alle anderen bisher. Sein Mund war sanft und zärtlich – beinahe so, als hätte er niemals zuvor eine Frau geküsst.
    Caines Hände lagen auf ihrem Rücken, aber er zog sie nicht enger an sich. Es schien Diana, als wollte er sie beim ersten Anzeichen von Gegenwehr sofort loslassen können. Sie stand ganz still, hatte die Augen geschlossen

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