Du hast meine Sinne entflammt
hob sie hoch und trug sie ins Bett.
10. KAPITEL
Diana saß hinter ihrem Schreibtisch und sah hinüber ins Feuer, das im Kamin prasselte. Vor ihr lag die Akte Irene Walker.
Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Die Frau hatte ihre Anklage zurückgezogen, der Fall war erledigt. Irene Walker hatte beschlossen, ihrem Mann noch eine Chance zu geben.
Es klopfte an der Tür. „Herein“, rief Diana, ohne sich umzudrehen.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“ Caine kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Irene Walker“, antwortete Diana, und er hörte ihrer Stimme an, wie ärgerlich sie war. „Sie geht wieder zu ihrem Mann zurück.“
Caine warf einen Blick auf die Akte. „Tatsächlich?“
„Wie kann sie so etwas tun? Er hat den reuigen Ehemann gespielt, ihr versichert, dass so etwas nie wieder vorkommen werde, und schon glaubt sie ihm, nimmt ihr Kind und geht wieder zu ihm.“
Caine sah den Scheck von Mrs. Walker auf Dianas Schreibtisch. „Vielleicht hat er sich wirklich gebessert.“
Sofort schoss sie zurück. „Das kannst du doch nicht wirklich glauben! Einige Wochen Trennung können einen Mann wie ihn nicht zu einem neuen Menschen machen. Wie ist es möglich, dass diese Frau ihren Mann noch liebt?“
„Meinst du wirklich, sie liebt ihn?“ fragte Caine, kam auf sie zu und griff nach ihren Händen. „Diana, kannst du dir nicht vorstellen, dass diese Frau mehr Angst davor hat, mit ihrem Kind allein zu leben, als davor, wieder von ihm geschlagen zu werden?“
„Vielleicht. Ich weiß es nicht.“ Nachdenklich sah Diana vor sich hin.
„Diana, wir sind Anwälte“, erinnerte Caine sie und drückte ihre Hände, „keine Psychiater. Irene Walkers Probleme gehen uns nichts mehr an.“
„Ich weiß.“ Diana seufzte tief auf und sah ihn an. „Aber es ist so frustrierend zu wissen, dass ich ihr hätte helfen können, vielleicht sogar auch dem Mann, wenn ich ihn dazu hätte bringen können, zu einer Beratung zu gehen. Aber jetzt …“
„Jetzt nimmst du die Akte“, unterbrach Caine sie, „und legst sie ab. Eine andere Möglichkeit hast du nicht.“
„Schade.“
„Ja, es ist schade, aber nicht zu ändern. Wenn uns auf diese Weise ein Fall entzogen wird, müssen wir uns damit abfinden.“
Caine erkannte, wie sehr sie dieser Fall mitgenommen hatte. Er hätte ihr so gern geholfen, aber sie schien erstarrt zu sein, wollte ihn nicht an sich heranlassen. „Diana, du darfst dich nicht so in einen Fall hineinsteigern, glaub’ mir.“
„Das musst du schon mir überlassen“, gab sie schnippisch zurück.
Caine wusste, dass es besser wäre, sie jetzt in Ruhe zu lassen, und doch bohrte er weiter, versuchte noch einmal, an sie heranzukommen. „Ich habe einmal einen jungen Mann verteidigt, der betrunken einen Autounfall verursacht hatte. Ich habe ihn mit einer geringen Strafe frei bekommen – und drei Monate später hatte er erneut einen Unfall, war wieder betrunken, und sein Beifahrer wurde bei diesem Unfall getötet.“ Caine sah sie eindringlich an. „Der junge Mann, der mit in dem Auto gesessen hatte, war siebzehn Jahre alt.“
„Oh, Caine!“ Diana griff nach seinen Händen und hielt sie fest.
„Es gibt wohl keinen Anwalt, der solches oder Ähnliches nicht schon einmal erlebt hat. Damit müssen wir leben, Diana.“
„Du hast Recht.“ Diana ließ seine Hände los und griff nach der Akte Irene Walker. Der Fall ist abgeschlossen“, murmelte sie und legte die Akte in die Schublade.
Diana saß entspannt in dem schweren Wagen und genoss die Fahrt zu Caines Eltern. Sie bemühte sich, nicht mehr an Irene Walker zu denken und zumindest für dieses Wochenende auch den Fall Chad Rutledge aus ihren Gedanken zu verdrängen.
Sie freute sich darauf, Justin wieder zu sehen. Diesmal würde ihr Zusammentreffen zu keinen Spannungen führen wie beim ersten Mal in Atlantic City. Sie hatten sich ausgesprochen und konnten es jetzt beide genießen, Geschwister zu sein.
Sie war gespannt auf Caines Familie. Was sie bisher über diesen Clan wusste, ließ ihn sehr sympathisch erscheinen, und Diana fragte sich, ob dieser Eindruck auch noch anhalten würde, wenn sie die übrigen Familienmitglieder erst einmal kennen gelernt hatte.
Caine lenkte den Wagen einen kurvenreichen Fahrweg den Berg hinauf, und dann sah Diana sein Elternhaus. Das große Gebäude aus grob behauenen Steinen hob sich massig wie eine Trutzburg gegen den fahlen Winterhimmel ab. Die rückwärtige Front lag
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