Du hast mir die Liebe geschenkt
weiß nicht so recht. Dieser Geheimniskrämer…” zweifelte Willa.
Nachdem sie gegangen war, ließ Victoria sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen. Sie hätte wirklich gern mehr über Steve erfahren. Den Mann.
Als das Baby an diesem Abend schlief, Joker neben der Wiege lag und das Kätzchen mit einem Knäuel Faden spielte, wartete Victoria, bis Steve sich auf die Couch setzte. Bevor er zu seinem Buch griff, lief sie zu ihm.
“Schade, dass die Speisekammer nicht so üppig bestückt ist, sonst könnte ich jetzt Sahnebonbons machen. Wenn ich als Jugendliche bei meiner besten Freundin übernachtete, haben wir das immer gemacht. Ihre Eltern störten sich nicht daran, wenn wir die Küche in Unordnung brachten.”
“Hört sich so an, als ob Ihre Eltern nicht so unkompliziert waren”, bemerkte er.
“Sauberkeit ging meiner Mutter über alles”, bestätigte sie seufzend.
“Wahrscheinlich war es ihr deshalb so wichtig, weil es das Einzige war, was sie kontrollieren konnte. Dad war Alkoholiker”
Jetzt wurde Steve doch neugierig. “Geschwister?”
“Eine Schwester. Sie war zwei Jahre älter.”
“War?”
“Sie verschwand, als sie dreizehn war.”
“Nie gefunden?” fragte er.
Victoria schüttelte den Kopf. “Meine Mutter hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass Renee eines Tages heimkommt. Die Polizei ging allerdings davon aus, dass sie entführt und umgebracht wurde. Mein Dad … Es wurde immer schlimmer mit ihm. Er wurde gewalttätig, und meine Mutter verließ ihn schließlich. Vor zwei Jahren hat sie mich verständigt, dass er gestorben ist.”
Steve unterdrückte den Wunsch, sie zu trösten und in die Arme zu nehmen.
Das hätte sie sicherlich falsch verstanden. „Im Vergleich zu Ihnen hatte ich ein geradezu ideales Elternhaus.”
“Das hört sich an, als wären Sie eigentlich anderer Meinung.”
“Mein Dad verlangte stets Perfektion. Fehler duldete er nicht. Es war schwer, seinen Ansprüchen gerecht zu werden.”
“Und was war mit Ihrer Mutter?”
Er war selbst darüber überrascht, wie bereitwillig er Victoria erzählte, dass seine Mutter starb, als er noch klein war, und sein Vater bald darauf wieder heiratete. “Meine Stiefmutter war immer gut zu mir”, fuhr er fort. “Ich kann nicht klagen.”
“Haben Sie Geschwister?”
“Eine Halbschwester. Karen lebt in Nevada.”
“Wie ist sie?”
“Nun ja, sie ist unerschütterlich davon überzeugt, dass stets die Gerechtigkeit siegt. Wir alle wissen, dass das Leben anders spielt, aber Karen ist nicht zu beirren.”
Victoria lächelte ihm zu. “Das klingt, als würden Sie sie mögen.“
Das stimmte. Für seine Schwester und ihre Familie hätte er alles getan.
“Ich frage mich oft, wie Renee heute wäre”, sagte Victoria wehmütig. “Meine Schwester war eine Heldin. Sie hatte keine Angst vor unserem Vater, auch vor sonst nichts. Renee hatte feuerrotes Haar - und sie hat mich immer beschützt.”
“Hatten ihre Augen die gleiche Farbe wie Ihre?”
“Nein, sie waren goldbraun. Sie war auch nicht so stämmig wie ich sondern groß und schlank.”
„Ich würde Sie nicht stämmig nennen”, widersprach er. “Sie sind genau richtig.”
Victoria wurde rot und wandte sich ab. Ohne zu überlegen, drehte Steve ihr Gesicht wieder zu sich. Ein Blick in ihre Augen genügte, und er verlor die Kontrolle, zog sie an sich und küsste sie.
Jetzt ging es ihm nicht mehr darum, sie zu trösten - er begehrte Victoria.
Bevor sie merkte, was sie tat, gab sie sich dem Kuss hin. Zu spät, um sich zurückzuziehen, wie auch, sie war wie gefangen von Steves Lippen. Nie hätte sie gedacht, dass dieser Mann ein solches Verlangen und diese unwiderstehliche Leidenschaft in sich barg.
Dabei hatte sie nur mit ihm gemütlich auf dem Sofa sitzen und plaudern wollen. Willa und ihr guter Rat, ihn dazu zu bringen, sich ihr zu öffnen!
Stattdessen hatte sie in sich und in ihm das Raubtier entfesselt.
“Das sollten wir nicht machen”, flüsterte Steve an ihren Lippen.
“Ja, eine schlechte Idee”, hauchte sie, bevor er sie erneut küsste und ihr Verlangen nach ihm schürte.
Und in diesem Moment wollte Bevins auf ihren Schoß springen, verfehlte das Ziel knapp und krallte sich an ihrem nackten Bein fest.
“Au!” Victoria zog sich ruckartig von Steve zurück und setzte das Kätzchen auf die Couch. Was für ein schmerzliches Erwachen!
“Ich habe gleich gesagt, dass es ein Fehler ist, die Katze zu behalten.” Steves Stimme klang heiser vor
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