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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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sagt Zoe. »Das ist vielleicht eine andere Version.«
    »Der Typ sagt also: ›Geben Sie mir zuerst die schlechte Nachricht‹, und der Arzt sagt: ›Okay, Sie haben noch drei Wochen zu leben.‹ Und der Mann schreit: ›Drei Wochen zu leben! Doktor, wie lautet die gute Nachricht?‹, und der Arzt antwortet: ›Haben Sie die Sekretärin im Vorzimmer gesehen? Ich hab sie endlich gevögelt.‹«
    Zoe runzelt die Stirn.
    »Ist das nicht der Witz, den Sie meinten?«
    »Nein.« Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. »Meiner war anders.«
    »Oh«, sagte Earl. Er schaute weg und sah sie dann wieder an. »Welches Spezialgebiet unterrichten Sie in Geschichte?«
    Earl unterbricht Zoe nicht, um sie beim Erzählen des Witzes zu unterstützen, sondern um ihn selbst zu erzählen. Um das Unglück voll zu machen, ist sein Witz nicht nur anders, sondern auch noch anstößig. Als Earl merkt, dass es nicht der Witz war, den Zoe meinte, fragt er sie nicht nach ihrem. Stattdessen schneidet er ein völlig anderes Thema an (»Welches Spezialgebiet unterrichten Sie in Geschichte?«).
    Die meisten Leute würden zustimmen, dass Zoe durch Earls Unterbrechung in ihren Rederechten verletzt wurde, weil sie gerade im Begriff war, ihren Witz zu erzählen, als er die Rolle des Witzeerzählers usurpierte. Aber Zoe überließ Earl widerstandslos den Vortritt. Schon als Earl sagte »eine gute und eine schlechte Nachricht«, war klar, dass er an einen anderen Witz dachte. Statt aber seine Frage »… richtig?« mit »Nein« zu beantworten, entgegnet Zoe: »Ich weiß nicht. Das ist vielleicht eine andere Version.« Damit geht sie auf sein Angebot ein und lässt eine Übereinstimmung möglich erscheinen, obwohl es sich in Wahrheit um verschiedene Witze handelt. Jemand, für den Konversation ein Wettstreit ist, hätte zu diesem Zeitpunkt, wenn nicht schon vorher, wieder das Wort ergreifen können. Aber Zoe hielt eine Unterhaltung offenbar für ein Spiel, bei dem die Teilnehmer die Äußerungen des anderen unterstützen sollten. Wenn die beiden sich gut genug gekannt hätten, um sich später über diesen Zwischenfall zu streiten, hätte Earl vielleicht herausfordernd gefragt: »Warum hast du mich nicht unterbrochen, als du gemerkt hast, dass ich einen anderen Witz erzähle, statt mich weiterreden zu lassen und dann hinterher sauer zu sein?«
    Eine andere Stelle derselben Geschichte macht deutlich, dass Unterbrechungen nicht durch Überlappung entstehen, sondern durch Gesprächstaktiken, die die Unterhaltung in eine andere Richtung drängen. Zoe hat Magenschmerzen, entschuldigt sich und verschwindet im Badezimmer. Als sie zurückkommt, fragt Earl, ob sie sich besser fühle, und sie erzählt ihm, dass sie eine Reihe ärztlicher Untersuchungen hinter sich habe. Statt sich nach ihrem Gesundheitszustand zu erkundigen, reicht Earl ihr etwas von dem Essen herüber, das angeboten wurde, während sie im Badezimmer war. Kauend sagt Zoe: »Bei meinem Glück wird es bestimmt eine Gallenblasenoperation.« Earl wechselt das Thema: »Ihre Schwester heiratet also? Sagen Sie doch mal ehrlich, was halten Sie von der Liebe?«
    »In Ordnung. Ich erzähl Ihnen, was ich von der Liebe halte. Mit einer Liebesgeschichte. Dieser Freund von mir –«
    »Sie haben da was am Kinn«, sagte Earl, und er streckte seine Hand aus, um es wegzumachen.
    Jemandem einen Krümel aus dem Gesicht zu entfernen mag gelegentlich  – wie die Aufforderung zum Essen – Priorität in einem Gespräch haben, aber es in dem Moment zu tun, wenn Zoe gerade etwas erzählen will, wirkt wie ein Zeichen mangelnden Interesses an ihrer Geschichte und mangelnden Respekts für ihr Recht, sie zu erzählen. Außerdem ist es kein isolierter Einzelfall, sondern einer in Serie. Als Zoe ihre Krankheit enthüllte, ging Earl nicht darauf ein, er stellte keine Fragen, zeigte keine Anteilnahme und bot weder einen Rat noch vergleichbare Erfahrungen an. Stattdessen schnitt er ein anderes Gesprächsthema – Liebe – an, das ihm vielleicht geeigneter schien als eine Gallenblasenoperation, um eine romantische Beziehung anzuknüpfen. Aus demselben Grund wollte er sich vielleicht auch nicht die günstige Gelegenheit entgehen lassen, den Krümel von ihrem Kinn zu entfernen und so ihr Gesicht berühren zu können. Tatsächlich dienen offenbar viele seiner Taktiken dem Zweck, das Gespräch auf einen Flirt zuzusteuern.

Wer fährt?
    Eine Unterbrechung hat also wenig damit zu tun, ob man anfängt, verbale Geräusche von sich zu geben,

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