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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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diskutieren. Einer der Männer war besonders gesprächig und gab ständig weitschweifige Kommentare und Erklärungen ab. Als ich anmerkte, dass Frauen sich oft beklagten, weil ihre Ehemänner nicht genug mit ihnen redeten, räumte dieser Mann unaufgefordert ein, dass er aus vollem Herzen zustimme. Er deutete auf seine Frau, die den ganzen Abend über schweigend neben ihm auf der Couch gesessen hatte, und sagte: »Sie ist der gesprächigere Teil in unserer Beziehung.«
    Alle im Zimmer brachen in schallendes Gelächter aus. Der Mann guckte verwirrt und gekränkt: »Es ist wahr«, erklärte er. »Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, weiß ich meistens nichts zu erzählen, aber ihr fällt immer etwas ein. Wenn sie nicht wäre, würden wir den ganzen Abend schweigend zusammensitzen.« Eine andere Frau erzählte von einem ähnlich paradoxen Verhalten ihres Mannes: »Wenn wir ausgehen, ist er der Mittelpunkt jeder Party. Wenn ich in einem anderen Zimmer bin, kann ich immer hören, wie seine Stimme alle anderen übertönt. Aber wenn wir zu Hause sind, hat er nicht so viel zu erzählen. Meistens rede ich.«
    Wer redet mehr? Männer oder Frauen? Nach herrschendem Klischee sind Frauen zu geschwätzig. Die Linguistin Jennifer Coates hat einige Sprichwörter gesammelt:
    Die Zunge einer Frau bewegt sich wie ein Lämmerschwanz.
    Frauen schnattern wie die Gänse.
    Eher trocknet die Nordsee aus als der Redefluss einer Frau.
    Jahrhundertelang sind Frauen bestraft worden, weil man ihnen vorwarf, zu viel oder ungebührlich zu reden. Die Linguistin Connie Eble hat eine Vielzahl von körperlichen Strafen aufgelistet, die im kolonialen Amerika angewandt wurden: Frauen wurden an Tauchstühle gebunden und unter Wasser gedrückt, bis sie fast ertrunken wären; man heftete ihnen Schilder an und stellte sie an den Pranger, sie wurden geknebelt und durch Zungenklemmen zum Schweigen gebracht. Ref 25
    Obwohl diese vom Patriarchat institutionalisierten Strafen heute informelleren Formen, häufig psychologischer Art, gewichen sind, unterscheiden sich die Klischees unserer Zeit nicht sehr von denjenigen, die in den alten Sprichwörtern anklingen. Frauen reden angeblich zu viel. Und doch kommt Studie auf Studie zu dem Schluss, dass es die Männer sind, die weitaus mehr reden – auf Zusammenkünften, in gemischten Gruppen und in Klassenzimmern, wo Mädchen oder junge Frauen mit Jungen oder jungen Männern zusammensitzen. Die Kommunikationsforscher Barbara und Gene Eakins zum Beispiel haben Tonbandaufnahmen von sieben Fachbereichssitzungen an einer Universität gemacht und ausgewertet. Sie fanden heraus, dass – mit einer Ausnahme – Männer öfter redeten und – ohne Ausnahme – länger redeten. Die Wortbeiträge der Männer dauerten 10,66 bis 17,07 Sekunden, während die der Frauen 3 bis 10 Sekunden dauerten. Mit anderen Worten, die längsten Wortbeiträge der Frauen waren immer noch kürzer als die kürzesten Wortbeiträge der Männer.
    Wenn nach einem öffentlichen Vortrag Fragen gestellt werden oder der Moderator einer Talkshow die Leitungen für Zuschaueranrufe freigibt, wird die erste Frage so gut wie immer von einem Mann gestellt. Und bei Fragen oder Kommentaren aus dem Publikum neigen Männer dazu, länger zu reden. Die Linguistin Marjorie Swacker machte Tonbandaufnahmen von wissenschaftlichen Tagungen, die nach einem Frage-und-Antwort-Konzept abliefen. Bei den untersuchten Veranstaltungen stellten Frauen einen Großteil der Vortragenden; sie hielten 40,7 Prozent der Vorträge, und die Zuhörerschaft bestand zu 42 Prozent aus Frauen. Aber als es um freiwillige Wortbeiträge ging und die Zuhörer aufgefordert wurden, Fragen zu stellen, beteiligten sich nur 27,4 Prozent der Frauen. Außerdem nahmen die Fragen der Frauen im Durchschnitt nur halb so viel Zeit in Anspruch wie die der Männer (im Durchschnitt 23,1 Sekunden bei Frauen, 52,7 bei Männern). Swacker erläutert die Gründe und erklärt, dass die Männer (im Gegensatz zu den Frauen) ihre Fragen oft mit Erklärungen einleiteten, mehr als eine Frage stellten und auf die Antwort des Vortragenden mit einer weiteren Frage oder einem weiteren Kommentar reagierten.
    Ich habe dieses Verhaltensmuster bei eigenen Lesungen, bei denen es direkt oder indirekt um frauenrelevante Themen geht, selbst festgestellt. Gleichgültig, wie hoch der Frauen- oder Männeranteil der Zuhörerschaft ist, es sind fast immer Männer, die die erste Frage, die mehr und längere Fragen stellen. Frauen haben

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