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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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die unterschiedliche Schwerpunktsetzung, was Status und Bindung angeht, führt zu einer asymmetrischen Rollenverteilung. Frauen sind im Allgemeinen auf die Metamitteilung von Bindung eingestimmt und bieten daher ebenso gern Hilfe an, wie sie Hilfe entgegennehmen, obwohl es sicher auch Frauen gibt, die sich nur wohl fühlen, wenn sie selbst Hilfe und Unterstützung gewähren. Männer reagieren im Allgemeinen sensibel auf Status, auf hilfsbedürftige Frauen und auf das Bedürfnis nach Selbstbestätigung und fühlen sich daher wohl, wenn sie Hilfe und Informationen geben, nicht aber, wenn sie sie erhalten.

Der Blick von einem anderen Berg
    In einer Geschichte von Alice Mattison, »The Colorful Alphabet«, lädt ein Mann namens Joseph einen anderen Mann, Gordon, ein, seine Familie auf dem Land zu besuchen, weil Gordon gerade von seiner Frau verlassen worden ist. Während des Besuchs machen sie eine gemeinsame Bergwanderung. Als sie beim Abstieg eine Rast einlegen, merkt Gordon, dass er seinen geliebten alten Rucksack auf dem Gipfel vergessen hat. Joseph bietet sich an, noch einmal hochzuklettern, um ihn zu holen, weil Gordon nicht ans Bergsteigen gewöhnt ist und seine Füße schmerzen. Josephs Frau begleitet ihren Mann, aber sie ist zu erschöpft, um wieder ganz zum Gipfel hochzuklettern; sie bleibt auf dem Fußweg zurück, und Joseph beendet die Mission allein. Er kehrt mit leeren Händen zurück. Der Rucksack war nicht mehr da. Dann sagt Joseph, er habe das schon vorher gewusst, denn während sie die Rast machten, sei ein Mann damit an ihnen vorbeigegangen. Er erklärt, warum er nichts davon erzählt hat: »Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass ich den Rucksack gesehen hatte und mir nichts eingefallen war, um ihn wieder zurückzukriegen.« Um das wiedergutzumachen, sagt Joseph, »musste ich irgendetwas tun «.
    Die Frau, erschöpft und verärgert, reagiert eher ungläubig als zornig. Sie kann nicht verstehen, dass Joseph lieber noch einmal auf den Berg klettert (und sie mitklettern lässt), als zuzugeben, dass er jemanden mit Gordons Rucksack gesehen hat. »Das hätte ich nie gemacht«, sagt sie, und ihre Stimme klingt eher verwundert als wütend. »Ich wäre einfach damit rausgeplatzt. Ich hätte mich über meinen Fehler geärgert – aber nicht darüber, dass andere es wissen . Das macht mir eigentlich nichts aus.«
    Ihr Mann entgegnet: »Oh, aber mir macht es eine ganze Menge aus.«
    Diese Geschichte unterstützt meine Theorie über den männlichen Gesprächsstil. Joseph wollte Gordon helfen, und er wollte verbergen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sein Impuls, etwas zu tun, um das Problem zu lösen, war stärker als sein Impuls, nicht zweimal auf einen Berg zu klettern. Aber was mich an dieser Geschichte am meisten beeindruckt hat, war, wie die Frau über den Vorfall dachte: Ref 24
    Es war einer dieser Momente, in denen ich überzeugt bin, dass ich ihn gar nicht kenne: Ich hätte das nie gemacht, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, nicht mal im Traum – Joseph war einfach nicht ich .
    Dieses Zitat illustriert die vielleicht subtilste und gleichzeitig tiefste Ursache der Frustration und Verwirrung, die aus den unterschiedlichen Weltbildern von Männern und Frauen resultiert. Wir glauben, wir wüssten, wie die Welt funktioniert, und wir schauen auf andere, damit sie uns unsere Überzeugungen bestätigen. Wenn wir merken, dass andere sich so verhalten, als ob sie in einer ganz anderen Welt lebten, sind wir zutiefst erschüttert.
    In unseren engsten Beziehungen wollen wir Anerkennung und Bestätigung finden. Wenn die Menschen, die uns am nächsten stehen, ganz anders reagieren als wir, wenn es scheint, als sahen sie dieselbe Szene als Akt eines anderen Dramas, wenn sie Dinge sagen, die wir unter denselben Umständen nicht im Traum gesagt hätten, scheint der Boden unter unseren Füßen ins Wanken zu geraten, und wir haben plötzlich keinen festen Halt mehr. Verstehen zu können, warum dies passiert – warum und inwiefern unsere Partner und Freunde, obwohl sie uns in vielem gleichen, trotzdem nicht wir sind und sich in vielem von uns unterscheiden, fördert unser Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben.

III »Leg die Zeitung weg und unterhalte dich mit mir!« – Beziehungssprache und Berichtssprache
    Ich saß in einem Vorstadtwohnzimmer und hielt einen Vortrag vor einer Gruppe von Frauen. Auch einige Männer waren eingeladen, um das Thema Kommunikation zwischen Männern und Frauen zu

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