Du kuesst so teuflisch gut
meine Mitarbeiter bei JPL. Wir arbeiten daran, dass der Antriebsstoff für Raketen die Umwelt weniger belastet und trotzdem effizienter wird. Ich könnte dir das Ganze jetzt technisch genau erklären, aber ich möchte dich nicht langweilen.“
„Das ist sehr nett. Aber was wollen sie alle hier?“
„Keine Panik, bitte. Sie werden nicht alle hier wohnen, lediglich Colin und Betina. Die anderen haben sich in umliegenden Hotels eingemietet.“
Die Vorstellung, dass überhaupt jemand außer ihm und Meri noch in der Lodge wohnte, behagte Jack gar nicht. Er musste sich unbedingt auf seine Arbeit konzentrieren. Andererseits, wenn Meri von ihren Mitarbeitern in Anspruch genommen war, wurde das Leben hier für ihn einfacher.
„Aber warum sind sie überhaupt hier?“, fragte er unwillig.
„Wir wollen zusammen arbeiten. Da ich hier nicht wegkann, sind sie eben hergekommen.“ Meri stieß Jack leicht in die Seite und flüsterte: „Wahrscheinlich wirst du es nicht glauben, aber normalerweise ist es sehr lustig mit ihnen.“
Jack musterte die acht, die mit leicht zusammengekniffenen Augen in den Himmel starrten und nicht sehr glücklich aussahen. „Hm, schwer vorzustellen.“
Meri ging auf die Älteste der Gruppe zu, eine etwas füllige Blonde, die sehr stilvoll angezogen war. Lächelnd hakte sie sie unter und führte sie zu Jack. „Dies ist meine Freundin Betina. Ohne sie wären wir verloren, denn sie steht mit beiden Beinen auf der Erde und kümmert sich um alles, was wir Wissenschaftler so leicht vergessen. Sie ist meine beste Freundin und dafür verantwortlich, dass ich einigermaßen normal geworden bin.“
Jack streckte die Hand aus und fragte sich, wie gut diese Betina Meri wohl wirklich kannte. Laut sagte er: „Willkommen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Betina nahm seine Hand und schüttelte sie kurz. „Und ich Sie. Endlich.“
Endlich?
Meri sah die Freundin mit einem triumphierenden Lächeln an. „Habe ich es dir nicht gesagt?“
Gesagt? Was hatte sie ihr gesagt? Doch Jack kam nicht mehr dazu zu fragen, denn die Gruppe betrat das Haus. Er stand nur da, sah ihr sprachlos hinterher und fragte sich, seit wann er sein Leben nicht mehr im Griff hatte.
Meri saß im Schneidersitz auf dem Bett, während die Freundin auspackte. „Er ist doch einfach hinreißend, findest du nicht?“
Betina lächelte. „Ja, er sieht sehr gut aus, wenn man auf große dunkle Typen mit einschüchternder Ausstrahlung steht. Aber er schien nicht sehr glücklich über unsere Ankunft zu sein.“
„Wahrscheinlich nicht. Ich hatte ihm auch nichts davon gesagt.“ Sie klatschte vergnügt in die Hände. „Es war einfach wunderbar, zumal ich ihm noch kurz vorher gesagt hatte, ich würde möglicherweise Andrew heiraten. Das war ein doppelter Schock für ihn. Herrlich!“
„Aber, Meri.“ Betina trug ihr Schminktäschchen in das angeschlossene Badezimmer. „Du weißt doch genau, dass du Andrew nicht heiratest. Du willst Jack nur ärgern.“
„Ja, und das macht mir einen Heidenspaß.“ Meri ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. „Warum sollte ich ihn nicht ärgern? Er verdient es, er war gemein zu mir.“
„Das ist doch schon ewig her. Damals war er noch auf dem College, und in dem Alter sind Männer nicht gerade übermäßig sensibel. Eigentlich sind sie das nie … Für seine Reaktion darauf, dass du ihm deine Gefühle offenbart hast, verdient er schon eine gewisse Strafe. Aber du übertreibst es, Meri.“
Meri liebte Betina wie eine Schwester, manchmal sogar wie eine Mutter. Die Freundin war nur zwölf Jahre älter als sie, hatte aber ungleich mehr Lebenserfahrung.
Betina war Assistentin des Projektmanagers in dem Thinktank gewesen, für den Meri anfangs gearbeitet hatte. In Meris zweiter Woche war Betina in ihr Labor gekommen und hatte die Tür fest hinter sich zugemacht. „Haben Sie eigentlich irgendeine Art von Humor? Können Sie sich auch mal amüsieren?“, fragte sie die neue Mitarbeiterin. „Ich weiß, dass Sie in Ihrem Fach ein Genie sind, aber wenn Sie hier mit den Leuten zurechtkommen wollen, müssen Sie Humor haben, so wie in jeder menschlichen Beziehung.“
Meri hatte nicht gewusst, was sie dazu sagen sollte. Sie war achtzehn Jahre alt und hatte fürchterliche Angst davor, allein in einer fremden Stadt zu leben. Geld war nicht das Problem, denn sie wurde sehr gut bezahlt und hatte außerdem das Geld aus ihrem Treuhandfonds. Das letzte Drittel ihres Lebens hatte sie am College verbracht und
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