Du lebst nur zweimal
die Errichtung eines exotischen Gartens oder Parks auszugeben, in dem er eine unbezahlbare Sammlung von seltenen Gewächsen aus aller Welt anpflanzen wollte. Er erklärte sich bereit, alle Pflanzen in ausgewachsenem Zustand auf seine Kosten importieren zu lassen, damit der Park in kürzester Frist fertiggestellt werden könne - ein ungeheuer teures Verfahren, wenn Sie etwas von Gartenbau verstehen!«
»Ich hab keine Ahnung davon! Ist das so ähnlich wie bei den Millionären in Texas, die sich ausgewachsene Palmen und tropische Büsche aus Florida kommen lassen?«
»Genauso. Der Park sollte nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein, aber japanischen Fachleuten für Studien- und Forschungsarbeiten unentgeltlich zur Verfügung stehen. Nun, die Regierung nahm dieses ungewöhnliche Angebot natürlich mit Freude an und gestand dem lieben Doktor als Gegenleistung eine Aufenthaltsbewilligung für zehn Jahre zu - ein sehr selten vergebenes Recht. Inzwischen stellten die Einwanderungsbehörden ganz routinemäßig durch meine Dienststelle Nachforschungen über den Doktor an. Ich habe die Angelegenheit an unsere Freunde von der CIA weitergegeben, da ich keinen
Vertreter in der Schweiz habe. Nach einiger Zeit bekam ich Bericht, daß der Doktor völlig in Ordnung sei, wenn man auch nichts über seinen Ruf als Botaniker herausfinden konnte. Kew Gardens und der Jardin des Plantes bezeichneten ihn als einen begeisterten Amateur, der beiden Gärten wertvolle Sammlungen von tropischen und subtropischen Pflanzen geschenkt hatte. Also ein interessanter und finanziell gesicherter Bürger, dessen harmlose Liebhabereien für Japan nur vorteilhaft sein würden.«
»Hört sich ganz so an.«
»Nach einer Reise durch das ganze Land entschied sich der Doktor für ein halbzerfallenes Schloß auf Kiushiu, unserer südlichen Insel. Das Schloß liegt in einer einsamen Gegend an der Küste in der Nähe von Fukuoka. Früher gehörte es zur Küstenverteidigung entlang der Straße von Tsushima. Den Doktor beeindruckten vor allem die gewaltigen Umfassungsmauern. Eine Armee von Maurern und Anstreichern ging an die Arbeit. Inzwischen trafen aus aller Welt die bestellten Pflanzen ein und wurden eingesetzt. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß der Doktor diesen Platz auch gewählt hatte, weil der rund zweihundert Hektar große Besitz sehr vulkanisch ist und viele Geiser und Fumarolen hat. So war das ganze Jahr über die für die Zucht dieser tropischen Büsche, Bäume und Sträucher notwendige Temperatur gewährleistet. Der Doktor und seine Frau, die übrigens schauderhaft häßlich ist, zogen ins Schloß und stellten aus der Nachbarschaft Personal ein, das für das Gebäude und den Park sorgen sollte.« Wieder zog Tiger ein bekümmertes Gesicht. »Damals hätte ich gewisse Berichte des Polizeichefs von Fukuoka nicht einfach als Phantasterei abtun sollen! Sie besagten nämlich, daß der Doktor sein Personal ausschließlich aus ehemaligen Mitgliedern der Gesellschaft der Schwarzen Drachen zusammenstellte.«
»Und was ist das nun wieder?«
»Die Gesellschaft wurde offiziell vor dem Krieg aufgelöst. In ihrer Blütezeit war sie die gefürchtetste und mächtigste Geheimorganisation Japans. Ursprünglich bestand sie aus dem Abschaum der soshi, der arbeitslosen Samurai nach der Meiji-Restauration vor etwa hundert Jahren. Später gehörten ihr dann Terroristen, Banditen, faschistische Politiker, ausgestoßene Marine- und Armeeoffiziere, Geheimagenten, Abenteurer und anderes Gesindel an, aber auch einflußreiche Leute der Industrie und Hochfinanz. Und es ist ausgesprochen seltsam, obwohl es mir heute nicht mehr so seltsam erscheint, daß der Doktor seinen Sitz ausgerechnet in der Gegend Japans ausgesucht hat, die früher das Hauptquartier der Schwarzen Drachen war. Der Distrikt um Fukuoka war schon immer ein Gaunernest. Diese extremen Sekten sterben nie ganz aus, und Dr. Martell hatte keine Schwierigkeit, etwa zwanzig besonders harte und gefährliche Figuren um sich zu scharen, alle natürlich korrekt als Diener und Gärtner gekleidet und zweifellos Experten auf ihrem Gebiet. Bei seinem Anstandsbesuch hielt es der
Polizeipräfekt für seine Pflicht, seinen prominenten Bürger zu warnen. Doch der Doktor wies darauf hin, daß geeignete Wächter notwendig seien, um seine private Ruhe zu garantieren und um unbefugte Besucher von seinen wertvollen Pflanzen fernzuhalten. Das schien dem Polizeipräfekten einzuleuchten, außerdem hatte der Doktor allem
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