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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Beobachtungsgabe.
    12
    Um sechs Uhr früh holte sie ein Wagen des Polizeipräfekten von Fukuoka ab. Zwei Polizisten saßen auf dem Vordersitz. Sie fuhren ziemlich schnell auf der Küstenstraße nach Norden. Nach einiger Zeit sagte Bond: »Tiger, wir werden verfolgt. Der Mann, der meine Brieftasche gestohlen hat, war gestern abend in dem fugu-Restaurant; jetzt ist er einen Kilometer hinter uns auf einem Motorrad. Ich freß einen Besen, wenn’s nicht stimmt! Sagen Sie bitte dem Fahrer, er soll sich in eine Seitenstraße verdrücken und den Kerl dann abfangen. Ich habe eine gute Nase für solche Sachen. Tun Sie mir den Gefallen.«
    Tiger brummte. Er schaute zurück und gab dem Fahrer dann schnell einige Anweisungen. Der Fahrer sagte: »Hai!«, und der Polizist neben ihm öffnete die Halfter seiner Pistole. Tiger ließ seine kraftvollen Finger spielen.
    Sie näherten sich einem Weg, der nach links ins Buschwerk führte. Der Fahrer schaltete wie ein Rennfahrer herunter und riß den Wagen nach links.
    Er stellte den Motor ab. Sie lauschten. Das Dröhnen eines Motorrades kam näher und entfernte sich wieder. Der Fahrer stieß auf die Straße zurück und nahm mit kreischenden Reifen die Verfolgung auf. Tiger gab einige weitere Befehle. »Ich habe dem Fahrer gesagt, er soll den Mann zunächst mit der Sirene warnen«, erklärte er Bond. »Wenn er nicht hält, soll er ihn in den Straßengraben abdrängen.«
    »Gut, daß Sie ihm eine Chance geben«, meinte Bond mit plötzlichen Gewissensbissen. »Vielleicht irre ich mich, und er ist nur irgendein Bote, der es eilig hat.«
    Sie rasten mit 120 Stundenkilometern über die kurvenreiche Straße. Bald tauchte die Staubfahne des Motorrades vor ihnen auf und dann die Maschine selbst. Der Mann fuhr wie der Teufel, tief über die Lenkstange gebeugt.
    Der Fahrer sagte etwas. Tiger übersetzte: »Er meint, es sei eine 500-ccm-Honda. Der Mann könnte uns damit leicht abhängen, aber selbst japanische Gauner sind disziplinierte Leute. Er wird lieber der Sirene Folge leisten.«
    Die Sirene heulte schrill auf. Die weiße Gesichtsmaske leuchtete hell, als der Mann über die Schulter zurücksah. Er bremste seine Maschine langsam ab. Seine rechte Hand fuhr in die Jacke. Bonds Hand lag auf dem Türdrücker. Er rief: »Vorsicht, Tiger, er hat einen Revolver!« Als sie auf gleicher Höhe waren, schnellte sich der Polizist neben dem Fahrer mit einem mächtigen Sprung auf den Mann, beide Körper rollten in den Straßengraben. Fast sofort stand der Polizist wieder auf den Beinen. Er hatte ein blutiges Messer in der Hand. Er warf es weg und riß den Mann am Mantel und am Hemd hoch. Er sah auf und schüttelte den Kopf. Tiger rief ihm etwas zu, und der Polizist schlug mit voller Kraft immer wieder in das Gesicht des Mannes. Die Gazemaske fiel herunter, und Bond erkannte die starre Grimasse des Todes. Angeekelt sagte er: »Er soll aufhören, Tiger! Der Mann ist tot.«
    Tiger ging in den Graben hinunter. Er hob das Messer des Toten auf, beugte sich über ihn und schlitzte den rechten Ärmel bis zur Schulter auf. Dann rief er Bond zu sich. Er deutete auf das eintätowierte schwarze Zeichen in der Armbeuge und sagte: »Sie hatten recht, Bondo-san. Er ist ein Schwarzer Drache.« Er richtete sich auf und zischte mit verzerrtem Gesicht: »Shimata!«
    Die beiden Polizisten standen mit höflich verwirrten Gesichtern da. Tiger gab ihnen einen Befehl, und sie durchsuchten die Kleidung des Toten. Sie fanden verschiedene allgemeingebräuchliche Dinge, darunter auch Bonds Brieftasche mit den fünftausend Yen und ein billiges Notizbuch. Sie übergaben alles Tiger, zerrten die Leiche aus dem Graben und legten sie in den Kofferraum des Wagens. Dann versteckten sie das Motorrad in den Büschen, klopften sich den Staub von den Uniformen und setzten sich ins Auto.
    Nach einigen Augenblicken sagte Tiger nachdenklich: »Es ist unglaublich! Diese Leute müssen jeden meiner Schritte in Tokio überwachen.« Er blätterte in dem Notizbuch. »Alles, was wir in der letzten Woche unternommen haben, und jede Station auf unserer Reise! Sie werden einfach als gaijin bezeichnet. Aber vielleicht hat er telefonisch eine Beschreibung von Ihnen durchgegeben. Das ist wirklich eine unglückliche Geschichte, Bondo-san, und ich möchte mich aufrichtig entschuldigen. Sie werden vielleicht schon erwartet. Ich werde Sie natürlich von Ihrer Aufgabe entbinden. Es ist ganz allein meine Schuld. Ich habe diese Leute nicht ernst genug genommen. Ich muß

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