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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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laufen. Der Park bietet viele Verstecke.«
    »Vielen Dank. Vielleicht krieche ich in einen dieser giftigen Büsche oder auf einen der Bäume! Ich habe keine Lust, blind oder verrückt zu werden.«
    »Die Ninja-Kleidung wird Sie ausreichend schützen. Sie haben einen schwarzen Anzug für die Nacht und einen Tarnanzug für den Tag. Zum Schutz Ihrer Augen werden Sie die Tauchmaske aufsetzen. Die ganze Ausrüstung werden Sie in einem Plastikbeutel bei sich tragen.«
    »Mein lieber Tiger, Sie haben wirklich an alles gedacht. Aber ich hätte doch lieber so einen ganz kleinen Revolver.«
    »Das wäre falsch, Bondo-san. Sie wissen genau, daß nur blitzschneller lautloser Überfall Erfolg verspricht. Und durch einen Schalldämpfer, der zudem beim Schwimmen hinderlich wäre, würde die Geschwindigkeit der Kugel so verringert, daß sie die Rüstung nicht mehr durchschlagen kann. Nein, mein Freund. Verwenden Sie ninjutsu. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    »Meinetwegen«, sagte Bond resignierend. »Jetzt würde ich ganz gern ein Foto von diesem Kerl sehen. Hat der Superintendent eins?«
    Es war aus großer Entfernung mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden und zeigte eine hochgewachsene Gestalt in einem mittelalterlichen Kettenpanzer und dem gezackten Helm der japanischen Krieger. Bond sah sich das Bild aufmerksam an und merkte sich die verwundbaren Stellen im Nacken und an den Gelenken. Eine Metallplatte schützte die Leistengegend des Mannes. Ein Samuraischwert mit breiter Klinge hing an der Hüfte, andere Waffen schien er nicht zu tragen. Bond meinte nachdenklich: »Er sieht gar nicht so verrückt aus, wie man’s erwartet. Vielleicht liegt das am Hintergrund. Haben Sie eine Aufnahme von seinem Gesicht? Vielleicht sieht er in der Großaufnahme etwas
    verrückter aus.«
    Der Superintendent kramte in der Akte, zog ein Foto heraus, das wie eine vergrößerte Kopie von Dr. Guntram Martells Paßbild aussah, und gab es Bond.
    Bond nahm es entgegen. Dann versteifte sich sein Körper. Er sagte zu sich selbst: Mein Gott! Mein Gott! Es gab keinen Zweifel, nicht den geringsten Zweifel! Er hatte sich einen langen schwarzen Schnurrbart wachsen und die syphilitische Nase herrichten lassen. Einer der oberen Schneidezähne wies eine Goldplombe auf, aber es gab keinen Zweifel. Bond sah auf. »Haben Sie ein Bild von der Frau?«
    Verwirrt durch den mühsam unterdrückten Haß in Bonds Gesicht und die plötzliche Blässe, die die braune Farbe nicht verdecken konnte, beugte sich der Superintendent eifrig über die Akte und blätterte sie durch.
    Ja, da war sie - das grobe, häßliche Gefängniswärterinnengesicht, die matten Augen, die zu einem Knoten hochgekämmten Haare.
    Bond hielt die Fotos, ohne sie anzusehen. Ernst Stavro Blofeld. Irma Bunt. Hier also hatten sie sich versteckt! Und das unbestechliche Schicksal hatte ihn hierhergeschwemmt! Ausgerechnet ihn! Fühlten sie, daß er kam? Hatte der tote Spion seinen Namen erfahren und ihnen gemeldet? Unwahrscheinlich. Tigers Macht beschützte ihn. Spürten sie, daß ein Feind unterwegs zu ihnen war? Daß das Schicksal dieses Zusammentreffen in Samara arrangiert hatte? Bond sah von den Bildern auf. Er hatte sich völlig gefangen. Von jetzt ab war es eine private Auseinandersetzung. Es hatte nichts mehr mit Tiger oder Japan zu tun. Nichts mit MAGIC 44. Dies war seine persönliche Fehde! Ruhig sagte er: »Tiger, könnte der Superintendent nachfragen, was seine Leute über den toten Agenten herausgefunden haben? Und über das Zeug, das er bei sich hatte? Ich möchte unbedingt wissen, ob er vielleicht telefonisch oder telegrafisch eine Beschreibung von mir oder den Zweck meiner Reise durchgegeben hat.«
    Tiger sah Bond prüfend an, ehe er die Frage an den Superintendenten weitergab. Der Superintendent nahm den Hörer eines altmodischen Telefons ab und sprach hinein. Ab und zu sagte er: »Ah, so desu ka!« Dann legte er den Hörer auf. Als er mit seinem Bericht zu Ende war, wandte sich Tiger an Bond. Mit dem gleichen scharfen, prüfenden Blick auf Bonds Gesicht sagte er: »Der Mann stammte von hier. Er war vorbestraft, glücklicherweise nicht sehr gescheit und hier nur als ungebildeter Raufbold bekannt. Auf der ersten Seite des Notizbuches notierte er seine Anweisungen: er sollte mir bis zu meinem Ziel folgen und dann seinem Auftraggeber Meldung erstatten. Es dürfte ziemlich unwahrscheinlich sein, daß man ihm Geld für teure Telefongespräche mitgegeben hat. Warum wollen Sie das eigentlich

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