Du lebst nur zweimal
Aufnahme, doch konnte er außer einigen winzigen Gestalten, die im Park arbeiteten oder den Kies um das Schloß glatt harkten, keine weitere aufschlußreiche Einzelheit entdecken.
Bond legte die Lupe auf den Tisch und sagte düster: »Das ist kein Schloß! Das ist eine Festung! Wie soll ich denn in dieses verdammte Ding hineinkommen?«
»Der Superintendent möchte wissen, ob Sie ein guter Schwimmer sind. Ich habe eine komplette Ausrüstung aus meiner Ninjutsu-Schule hierherschicken lassen. Die Mauer nach dem Meer hin dürfte kein Problem darstellen.«
»Ich kann ganz gut schwimmen, aber von wo aus erreiche ich den Fuß der Mauer?«
»Der Superintendent sagt, daß es nur einen Kilometer vor der Küste eine Ama-Insel gibt. Sie heißt Kuro.«
»Was ist eine Ama-Insel?«
»Es gibt verschiedene in den japanischen Gewässern. Ich glaube, etwa fünfzig. Die Amas sind ein Stamm, deren Mädchen nach den Awa&i-Muscheln tauchen
- unsere Auster, sozusagen, und eine sehr gesuchte Delikatesse. Manchmal tauchen sie auch nach Perlmuscheln. Die Mädchen tauchen nackt, und einige sind sehr schön. Aber sie bleiben ganz unter sich, und Besucher sind auf ihren Inseln nicht gerade willkommen. Sie haben ihre eigene primitive Kultur und eigene Sitten. Man könnte sie vielleicht als Seezigeuner bezeichnen. Die Amas heiraten in der Regel nur Angehörige ihres eigenen Stammes und sind so zu einer eigenen Rasse geworden.«
»Das hört sich verlockend an, aber wie soll ich auf dieser Insel unterkommen? Ich muß vielleicht tagelang auf das richtige Wetter warten.«
Tiger fragte den Superintendenten etwas, worauf er eine ausführliche Antwort erhielt. »Ah, so desu ka!« rief Tiger interessiert und erfreut. Er wandte sich wieder an Bond. »Der Superintendent scheint mit einer Familie auf Kuro entfernt verwandt zu sein. Eine interessante Familie: ein Vater, eine Mutter und eine Tochter. Sie heißt Kissy Suzuki, ich habe von ihr gehört. Als sie siebzehn war, wurde sie in ganz Japan berühmt, weil man sie für einen Film in Hollywood ausgewählt hatte. Sie suchten damals ein schönes japanisches Tauchermädchen, und irgend jemand hatte von Kissy gehört. Sie drehte zwar den Film, fand aber keinen Geschmack an Hollywood und sehnte sich nur nach ihrem alten Leben zurück. Sie hätte ein Vermögen verdienen können, aber sie wollte lieber auf dieser abgelegenen Insel glücklich werden. Es gab damals ein großes Tamtam in der Presse, und man war sich darüber einig, daß sie sich ehrenvoll verhalten hatte. Man nannte sie >Die japanische Garbo<. Kissy muß jetzt etwa dreiundzwanzig sein; die Geschichte ist längst vergessen. Der Superintendent meint, er könne es einrichten, daß Sie bei der Familie Aufnahme finden. Sie scheint ihm gegenüber einige Verpflichtungen zu haben. Es sei zwar nur ein einfaches Haus, aber bequem und behaglich dank dem kleinen Vermögen, das Kissy in Hollywood erworben hat. Die übrigen Häuser auf der Insel sind nur schäbige Fischerhütten.«
»Aber werden die anderen Bewohner meine Anwesenheit nicht übelnehmen?«
»Nein. Die Leute gehören der Schinto-Religion an. Der Superintendent wird mit dem Schintopriester sprechen, und alles ist in Ordnung.«
»Schön, dann bleibe ich also auf der Insel und schwimme nachts zur Mauer hinüber. Und wie komme ich hinauf?«
»Mit der Ninja-Ausrüstung. Sie haben gesehen, wie sie verwendet wird. Es ist sehr einfach.«
»Das habe ich bei dem Mann gesehen, der in den Graben stürzte. Und was dann?«
»Sie verstecken sich auf dem Gelände und warten auf eine günstige Gelegenheit, um ihn zu töten. Wie Sie das machen, ist Ihre Sache. Ich habe Ihnen ja schon erzählt, daß er in einer Rüstung herumläuft, und ein Mann in einer Rüstung ist leicht verwundbar. Sie müssen ihn nur zu Fall bringen. Dann erdrosseln Sie ihn mit der Ninja -Kette, die Sie bei sich tragen. Wenn seine Frau bei ihm ist, erdrosseln Sie sie auch gleich. Sie ist bestimmt in die ganze Angelegenheit verwickelt; außerdem ist sie zu häßlich, um weiterleben zu dürfen. Danach verschwinden Sie über die Mauer und schwimmen nach Kuro zurück. Dort werden Sie vom Polizeiboot aufgenommen, das sofort nach Ihrer Rückkehr erscheint. Die Nachricht vom Tod Dr. Martells wird sehr schnell an die Öffentlichkeit dringen.«
Bond wandte zweifelnd ein: »Das hört sich ja alles ganz einfach an. Aber was ist mit diesen Wächtern? Der ganze Park scheint von ihnen zu wimmeln.«
»Sie dürfen ihnen eben nicht über den Weg
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